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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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sagte er und hob die Brauen.
    »Das wäre die eine Sache«, sagte Martin Behaim und nickte. »Für dich als Kaufmann ist sie vielleicht die interessantere. Ich dagegen bin Kartograph, und ich habe schon manche Nacht darüber nachgedacht, wie viel Zeit und Geld erforderlich wären, um die Erde als eine große Holzkugel so in ein Gestell einzubauen, dass man sie drehen und von allen Seiten betrachten könnte.«
    »Und wozu soll das gut sein?«, fragte Jakob interessiert.
    »Die Erde, wie sie wirklich geformt ist, Jakob«, sagte Peutinger mit leuchtenden Augen. »Als einen Globus! Und so dargestellt mit allen Flüssen und Seen, ihren Bergen und Meeren, wie Gott der Allmächtige sie aus dem Himmel heraus erblicken würde.«
    Behaim nickte heftig. »Ich würde gern sofort damit anfangen – auch wenn es schon bald neue Erkenntnisse geben wird. Bartolomeu Dias will es angeblich wagen, diese gefährliche Landspitze, die er Kap der Stürme nennt, zu umschiffen. Es gibt auch noch einen anderen, der mir ein bisschen zwielichtig vorkommt. Ich bin ihm einige Male in den Archiven von Madrid und Lissabon begegnet. Er heißt Cristofero Colombo, stammt aus Genua und kopiert überall Landkarten. Ich denke sogar, dass er im Auftrag des gegenwärtigen Heiligen Vaters in Rom herumschnüffelt, Männer besticht und alle Informationen über die Neue Welt kauft, die er für Gold bekommen kann.«
    »Und warum sollte er das tun?«, fragte Jakob verwundert.
    »Ich vermute, dass Innozenz der Vater von Colombo ist«, sagte Behaim zornig. »Seine anderen Kinder hat dieser Papst aus Genua bereits anerkannt. Innozenz hat Geld von den Türken genommen und trotzdem zum Kreuzzug gegen sie aufgerufen. Er hat die Hexenbulle der Inquisition verschärft und wie Gift in alle Priesterköpfe eingespritzt und zugleich seinen Sohn Lorenzo mit der Tochter von Lorenzo Medici, dem Mächtigen, verheiratet.«
    »Ich sehe, du magst ihn nicht«, unterbrach ihn Jakob.
    Behaim schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Es gibt bereits Unmengen von Fürsten und Königen, Bischöfen und Handelsherren, die wie vernarrt in diese Spekulationen über den Seeweg nach Indien und eine neue Welt sind. Ich kann nur sagen, wer sich rechtzeitig für diese unglaublich faszinierenden Aussichten entscheidet, der kann märchenhaft reich werden …«
    »Und Hunderte werden auf diesen Lug und Trug hereinfallen«, sagte Jakob, ganz plötzlich wieder ernst. »Du hast recht, dass es gut ist, zu den Ersten zu gehören. Aber von diesen verbrennen sich die Allerersten oftmals so böse die Finger, dass sie nie wieder einen Kreuzer festhalten können.«
    »Vielleicht denkst du anders, wenn du erst einmal meinen Globus gesehen hast«, sagte Martin Behaim und lächelte.
    »Ich will der Erste sein, vor dem du das dunkle Tuch anhebst, mit dem du die fertige Weltkugel vor allen anderen Blicken schützt. Dafür setze ich von heute an Monat für Monat zwanzig Gulden für dich ein, ohne weitere Verpflichtung und ohne zeitliche Begrenzung. Als ein Geschenk an die Wissenschaft.«
    Conrad schlug sich vergnügt auf die Schenkel. »Dann sieh zu, Martin«, rief er, »dass du deine Erdkugel möglichst lange mit Orten und Plätzen vollschreibst und selbst die kleinsten Buchten und die Flussmündungen an den Küsten aller Meere nicht vergisst.«
    »Hoffentlich muss ich nicht wieder alles völlig neu machen, wenn ich mein Werk gerade beendet habe und die Seefahrer zurückkehren«, sagte Martin Behaim mit einem tiefen Seufzer. In diesem Augenblick begannen die Glocken der Augsburger Kirchen zu läuten.
    »Auf das neue Jahr«, sagte Conrad Peutinger. Er hob seinen Becher und lächelte. »Obwohl es eigentlich ja schon am ersten Weihnachtstag begonnen hat …«
    »Anno domini 1488«, bestätigte Martin Behaim.
    »Auf die Kaufleute und Schiffe, die schon bald den Seeweg nach Indien finden und die Welt umsegeln werden«, meinte Jakob mit einem träumerischen Anflug und hob ebenfalls seinen Becher. »Ich hoffe nur, dass es nicht die Welser oder Kufsteiner sein werden, während ich mich hier mit Habsburgern und Tirolern herumärgern muss.«
    Da in diesen Tagen nicht an Reisen zu denken war, verbrachte Jakob die beiden ersten Wochen des neuen Jahres in Augsburg. Doch dann schloss er sich mit einigen Knechten zu Pferd einem Tassis-Reiter an. Wider Erwarten war der Ritt nach Innsbruck nicht sonderlich beschwerlich. Die Sonne schien, und sie kamen gut voran. Auch in Innsbruck sah alles nach winterlicher Pracht und nicht

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