Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
Vom Netzwerk:
Unterwegs leichter Nieselregen, deshalb bin ich gleich auf der Straße geblieben. War total ok. Der Weg war heute leicht zu laufen, schon seltsam, wie unterschiedlich meine Tagesform ist. Manchmal denke ich, ich könnte Bäume ausreißen und bin trotzdem nach 13 km schlapp und manchmal könnte ich einfach weiter rennen. Völlig unabhängig übrigens vom Gelände.
    Morgen komme ich nach Santo Domingo de la Calzada, auf diesen Ort freue ich mich besonders, da ist es einfach extrem schön. Und es ist das Dorf mit der schönsten Kathedrale auf dem gesamten Jakobsweg - und mit der tollsten Geschichte - aber die erzähle ich erst morgen...
    Santo Domingo de la Calzada - da gibt es zwei "Parador-Hotels" - Luxus pur!! Muss sich mal einer vorstellen.
    Letztes Jahr war ich bei den Zisterzienserinnen.
    Ich mache schon eine sehr privilegierte Pilgerreise, wenn ich ehrlich bin. Brauche nicht zwingend in die Herbergen, habe immer eine eigene Toilette, kann das Licht ausmachen, wann ich will, muss nicht um 6 Uhr aufstehen, darf ein Glaserl trinken, wenn ich mag. Und vor allem kann ich wirklich schlafen, das ist für mich das Schlimmste: die nächtliche Geräuschkulisse und auch die Rücksichtslosigkeit der Mitpilger, die ihre Telefone nicht abstellen beispielsweise. Meistens ist es mir jedenfalls gut gegangen mit meiner jeweiligen Wahl, auch wenn meine Unterkünfte oft kalt und ungeheizt und ohne warmes Wasser waren.
    Nájera ist nicht so düster, wie ich es in Erinnerung hatte. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass das Wetter schön ist. Noch so ein Unterschied zu 2008.
    Nun soll es langsam kälter werden, Schnee und dazu Wind bis 100 km/h. Und das ist keine negative Einstellung, sondern Fakt. Es hat ja vor allem mit meiner Planung zu tun, wenn ich mich dafür interessiere. Ich muss immer(!) überlegen, ob ich meine nächste Tagesetappe wenigstens theoretisch schaffen kann, ob ich dort meine Wäsche waschen und vor allem bis zum nächsten Morgen trocknen kann. Ist das Wetter trocken, wird das Zeug raus an den Rucksack gehängt. Wenn nicht, über die Heizung. Aber was, wenn sie die nicht anmachen?
    Wo kann ich mich zur Not unterstellen; das ist bei Sturm unter Umständen lebenswichtig. Bleib ich lieber noch eine Nacht, weil es so irrwitzig neblig ist, oder gehe ich weiter? Was ist der worst case und wie kann ich den vermeiden - ich bin allein, niemand kann Hilfe holen, wenn ich mich irgendwo durch einen Sturz verletze. Das ist übrigens auch der einzige Grund dafür, dass ich mein Handy mithabe.
    Das sind die entscheidenden Fragen des Pilgerlebens, nun sind sie im 21. Jahrhundert zu lösen - früher war das alles gewiß noch problematischer. Meine 2. Reise ist in dieser Hinsicht tatsächlich extrem viel einfacher als die erste - ich kenne mich mittlerweile gut aus, meine Erinnerung funktioniert super und meine Sensoren ebenfalls...
    Eine entscheidende Änderung und vor allem Verbesserung war sicher die sorgfältige Auswahl meiner Kleidung. Sportunterwäsche und Socken, beides von Falke. Warm, schnelltrocknend, superbequem, leicht. Die neuen Hosen: toll warm, regenabweisend, saugen Schweiß auf und trocknen schnell - und in der Sonne habe ich trotzdem nicht übermäßig geschwitzt. Menschen, die so etwas können, herstellen meine ich, sind Künstler! Es macht die Wanderung wirklich leichter. Keinen echten "Palo" übrigens diesmal - dafür Teleskopstöcke. In jede Länge und für jede Körpergröße verstellbar, leicht und stabil.
    Dieses Jahr habe ich auch nur ein einziges Paar Schuhe mit, dazu ein Paar Flip-Flops fürs Zimmer. Ich hatte noch ein paar leichte Laufschuhe aus Italien, aber leider passen die mir gar nicht. Und mitschleppen kann ich sie auch nicht bis ans Ende meiner Tage. Im Moment frag ich mich sogar, ob ich nicht meinen Schlafsack irgendwo lassen soll oder ob ich ihn weiter mit mir herumtrage. Muss noch über 600 km und kalt wird's ja erst noch. Letztes Jahr hat er mir so gute Dienste erwiesen, wenn ich mich da einmummeln konnte. Also bleibt er! Na egal wie, 2 kg weniger im Rucksack wären schon schön. Apropos weniger: ich habe etwas abgenommen. Frühstücke fast nie, nehme ein bisschen Obst, Mini-Babybel und Müsliriegel mit und esse entweder am Nachmittag bzw. Abends "richtig". Dazu trinke ich sehr viel Wasser und laufe natürlich richtig was weg am Tag. Schön wäre es; erstmal 5 kg und dann noch mal 5 kg. Naja!
    Uuuuuhh, der erste Schnee bei Ciruena - runter nach Santo Domingo war dann alles wieder gut.

Weitere Kostenlose Bücher