Jakobsweg
sind wieder die Freunde des Wirtes, allesamt Jäger, ins Hotel eingefallen, schwer bewaffnet. Wenn man darüber nachdenkt, wie viele Waffen sich hier gerade befinden und in welchem Zustand die Männer später von ihrem Essen zurück kommen. Bin froh, dass ich alleine unter dem Dach bin, weit weg von allen anderen. Meine neue Knochen- und Muskelsalbe ist prima, sehe aus wie ein gekochter Hummer.
2 Tage später - leider hat die Freude nicht lange angehalten. Ich habe irgendetwas nicht vertragen und bin gestern den ganzen Tag im Bett geblieben. Die Bohnen zusammen mit dem Speck und der fetten Morcilla haben mir wohl das Genick gebrochen, ich habe nur gespuckt und heftigen Durchfall gehabt. Heute bin ich mit starken Bauchschmerzen in der Früh' langsam losgelaufen, extra früh, damit ich unterwegs evtl. die Option auf einen Bus hatte. Zwischen Espinosa del Camino und Villafranca habe ich mit wackligen Knien den Bus genommen und bin knapp zehn Kilometer bis San Juan de Ortega gefahren. Etwas mehr bin ich gelaufen. Dusche, Gott sei Dank gab es eine, ich bin im Bett und genieße den Frieden und die Ruhe. Gleich bekomme ich eine heiße Hühnerbrühe und wieder Wasser, Wasser und noch mal Wasser!
Nach zehn Stunden Schlaf habe ich mich gut erholt und gut gelaunt auf den Weg nach Burgos gemacht, es ist immer noch ziemlich windig, aber die Strecke war leicht zu laufen, nur ein einziger Anstieg. Der allerdings hat's wirklich in sich. Über eine Stunde hab ich bis auf die Hochebene gebraucht. Da oben hab ich erst mal Rast gemacht, den Rucksack runtergenommen, der dient mir im Notfall als "Hocker", Luft geholt, dumm in die Gegend geschaut und zwei Flaschen Wasser getrunken. Danach wurde es richtig gehend "leicht" und nach insgesamt 8 Stunden war ich in Burgos. Ich mag die Stadt sehr!!! Es war schon ziemlich spät, als ich in der Herberge angekommen bin, aber trotzdem habe ich noch ein Bett bekommen, es ist eben nicht Sommer. Und es waren auch nicht so viele Leute wie im letzten Jahr. Ich hatte ein "Abteil" für mich. Heisst: von vier Betten war eines belegt, nämlich meins. Rechts und links waren auch Leute, aber immer nur ein oder zwei. Deshalb war es auch nicht so laut in der Nacht. Dabei hatte ich vorher ernsthaft überlegt, ob ich überhaupt wieder da hin gehen soll letztes Jahr waren wir fast 40!
Vor 20 Jahren ist die Mauer gefallen - ich kann es kaum glauben. Wir waren damals in Homburg an der Saar, auf einem Kongress, und haben von der eigentlichen Maueröffnung wegen einer Veranstaltung gar nichts mitbekommen. Am nächsten Morgen habe ich wie immer das Fernsehen angemacht und dann den ganzen Tag mit dem Telefon in der Hand und im Bademantel auf dem Bett gesessen. Und hab geweint und gelacht und eine Gänsehaut nach der anderen gehabt. Unfassbar war das damals für mich - wir hatten ja so viele Verwandte dort und bei jedem Besuch mussten wir über diese fürchterliche Grenze.
Um 8.00h habe ich die "Albergue de Peregrinos" verlassen und bin sofort Richtung Kathedrale und Stadtausgang gelaufen. Vorher habe ich aber noch einen Rundgang gemacht durch die riesige Kirche. Ich hab es ja im letzten Jahr schon beschrieben.
Im Moment grad fühle ich mich wie auf einem alten Landgut - alte, meterdicke Natursteinmauern, Blümchenbettwäsche, Holzdielen, ein alter Waschtisch und 2 wunderschöne, große, allerdings total durchgesessene Sessel - Pilgern auf hohem Niveau halt. Bin im Hostal "Es Meson" in Castrojeriz. Mir geht es viel besser, habe in Burgos sehr gut geschlafen und bin nach einem kleinen Frühstück aufgebrochen Richtung Hornillos del Camino. Wetter durchwachsen, aber eiskalt trotz langer Unterhose. Es geht immerzu leicht bergauf und bergab, es ist lang, aber auszuhalten. In Hornillos wollte ich aber unter keinen Umständen in die Pilgerherberge (!) und so bin ich eben weitergelaufen bis Hontanas, wo ich ein kleines Zimmerchen gefunden habe. Im Laden ein Stück Baguette, ein bisschen Käse und eine Büchse Bier gekauft, eiskalt geduscht, dann gegessen und halbtot ins Bett gefallen.
Mitten in der Nacht bin ich wach geworden, den Kanten noch in der Hand, die Brille auf der Nase und den Pilgerführer auf dem Bauch... Heute Morgen habe ich nur eine grosse Tasse Cafe con Leche zu mir genommen, ich wollte weg und dann hab ich mich aufgemacht nach Castrojeriz. Wohl wissend, dass ich NICHT wieder in der Herberge von "El Resti", das ist der Freak dort, nächtigen werde. Ich bin zielsicher und schon nach 3 Stunden hier
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