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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
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Nicht schön zu laufen, obwohl es eigentlich so eine tolle Etappe ist - aber auch hier: eine riesige Baustelle.
    Jetzt ist es kurz nach 17 h und wegen des schlechten Wetters schon dunkel. Gerade hatte ich ein sehr langes Telefonat mit Marencita. Ein lustiges noch dazu. Bin ein bisschen müde unter die kalte Dusche...brrrrr. Außerdem steht wieder "große Wäsche" an und ein Glas Wein mag ich auch noch trinken.
    Ich habe heute tolle Fotos gemacht. Mein schönstes aber in der Kathedrale - nämlich die beiden legendären weißen Hühner. Die Geschichte kommt gleich. Ich mag diese Kirche ganz besonders - sie hat so gar nichts von dem Prunk und Protz und Glanz und Gloria all der anderen Kirchen am Weg.- Wunderbar leer und licht und still war es dort...
    Die Geschichte ums liebe Federvieh geht so:
    Im 16. Jahrhundert machten der der deutsche Pilger Hugonell und seine Eltern Station in Santo Domingo de la Calzada. Die Wirtstochter verliebte sich Hals über Kopf in den Jüngling - der jedoch verschmähte die Gute. Daraufhin bezichtigte ihn die junge Frau beleidigt und bösartig des Diebstahls und der junge Mann endete am Strick. Betrübt zogen die Eltern weiter; aber: auf dem Rückweg von Santiago in die Heimat fanden die Eltern ihren Sohn am Ortseingang von Santo Domingo - am Strick zwar, jedoch lebendig und auf den Schultern des heiligen Domingo. Aufgeregt berichteten sie dies dem Richter, der beim Mittagessen saß. Der erklärte empört: "Euer Sohn, gute Leute, ist so tot wie die beiden Brathühner auf meinem Teller." Daraufhin flogen die beiden Hühner mit lautem Krähen davon, der Jüngling wurde freigelassen.
    Schöne Geschichte, jedenfalls werden seit diesem Tag in der Kathedrale von Santo Domingo zwei lebende weiße Hühner gehalten, die alle 21 Tage ausgetauscht werden und die Richter des Ortes trugen zur Erinnerung an eben diese Geschichte lange Zeit einen Strick um den Hals, der später durch ein Band ersetzt wurde.
    Was für ein Tag!! Bei strömendem Regen und bösem Wind von Santo Domingo nach Belorado. Bei Granon gibt's noch immer die Riesenbaustelle, und das schöne Kreuz, das ich im letzten Jahr fotografiert habe, steht nun mitten im Schlamm und die Bagger und Caterpillars gurken drumherum - ich bin dann auch nicht mehr Pfeilen und/oder Muscheln gefolgt, sondern der N-120. Das war nicht SEHR angenehm, man hat vielleicht 80 cm, auf denen man sich zwischen Straße und Leitplanke bewegen kann. Die LKWs rasen im Sekundentakt und mit Minimalabstand an einem vorbei und das Dreckwasser spritzt meterhoch von der Straße auf. Mehr als die Raserei hat mich allerdings der Geräuschpegel verstört.
    In Castildelgado habe ich Rast gemacht und mir den Dreck aus dem Gesicht gewischt, Cafe getrunken, Wasser gekauft. Dann ging es wirklich widerwillig weiter, da sitze ich geschützt im Warmen und gehe sehenden Auges wieder hinaus in den Sturm. Völlig bescheuert. Über Villamayor del Rio ging es weiter Richtung Belorado. In Villamayor gibt es gleich rechts am Ortseingang ein weithin auch als solches erkennbares Bordell gibt: "Club Sirocco".
    Zwar ist das Haus als "Hostal" ausgewiesen, aber: dunkelrote Markisen und abgedunkelte Fenster - und trotzdem rennen sie da rein, die Pilger-Männlein und -Weiblein, und fragen nach Cafe und anderem. Ich habe ehrlich schallend gelacht, als 2 Paare mit hochroten Köpfen und mit ihren Pilgerstäben bewaffnet wieder da heraus stolperten. Das ist so gut, das könnte niemand besser erfinden.
    Von da an zieht es sich immer an der Straße entlang bergauf und bergab bis Belorado, das ich viel kleiner in Erinnerung hatte. Eine Herberge gibt es zwar direkt am Ortseingang, ich musste aber noch knapp 2 km bis zu meinem Domizil. Bin direkt ins Bett, habe nicht zuerst geduscht, wie sonst immer - mir war einfach schrecklich kalt. Also raus aus den nassen Sachen und ab unter die warmen Decken. Am Abend bin ich zum Essen ins "Cafe Bulevar" an der Plaza Mayor: eine Tasse weiße Bohnensuppe und danach ein bisschen Hühnchenbrust mit den unvermeidlichen Fritten. Ich habe einen enormen Mangel an frischem Zeug. Es gibt nie einen Salat oder ein bisschen Tomate. Viel Wasser und einen kleinen Rotwein.
    Ich habe mir bei der Post ein Paket gekauft und Schlafsack, die Schuhe aus Italien, ein Buch und etwas Kleinzeug heimgeschickt. 2,8 kg weniger - das macht richtig was aus. Beim Essen hab ich jedenfalls meine Route für morgen geplant.
    Ich will bis Villafranca de Montes de Oca. Vielleicht auch weiter. Heute Abend

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