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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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gut.«
    Cam, dem Coles Urteil ein Schmunzeln entlockt hatte, warf mir über den Tisch hinweg einen Blick zu. »Nachschub an düsterer Literatur bitte nicht stoppen.«
    Ich legte zwei Finger an die Stirn und salutierte. »Verstanden.«
    Cole verdrehte die Augen. »Ich bin kein Emo oder so. Bei Büchern mit traurigem oder schrecklichem Ende, da fühlt man einfach … ich weiß auch nicht – mehr , oder so … keine Ahnung.«
    Er schien peinlich berührt, weil er zugegeben hatte, Gefühle zu haben (der Horror!), und ich verspürte das Bedürfnis, ihn zu beruhigen. »Das verstehe ich. Ein trauriges oder bittersüßes Ende bleibt einem oft länger im Gedächtnis und beschäftigt einen noch lange, nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat.«
    »Ellie würde dir da möglicherweise widersprechen«, murmelte Jo und tauschte ein freches Grinsen mit Dad.
    »Von ›möglicherweise‹ kann da keine Rede sein«, sagte ich. »Nichtsdestotrotz bleibe ich bei meinem Standpunkt. Natürlich mag ich schöne romantische Geschichten mit Happy End, trotzdem hinterlässt ein trauriges Ende bei mir einen nachhaltigeren Eindruck.«
    Ich spürte die bohrenden Blicke meines Vaters auf mir und drehte mich zu ihm um.
    »Lass das«, sagte ich verärgert und zeigte auf die Falten in seiner Stirn. »Mir geht es prima.«
    »Du magst Geschichten mit traurigem Ausgang lieber als mit glücklichem«, merkte er an.
    »In der Literatur. Nicht im wahren Leben. In der Li-te-ra-tur.«
    Dad lehnte sich über den Tisch. »Du würdest mir doch sagen, wenn dich irgendwas bedrückt.«
    »O mein Gott.« Ich warf Jo einen flehentlichen Blick zu.
    »Ihr geht es gut«, sprang Jo für mich in die Bresche. »Sie ist beruflich erfolgreich, sieht top aus, hat ihre eigene Wohnung, jede Menge Freunde und einen Vater, der sie mit seiner Liebe erstickt. Lass sie in Frieden.«
    Dad ließ Jos Gardinenpredigt mit mürrischem Gesicht über sich ergehen. Nach einer Weile jedoch schienen ihre Worte zu ihm durchzusickern, und seine Schultern entspannten sich. Er wandte sich erneut an mich. »Ich mache mir Sorgen, weil du in deiner Wohnung ganz allein bist, das ist alles.«
    »Ich bin so gut wie nie allein. Nate hat sein Büro in meine Wohnung verlegt.«
    Aus irgendeinem Grund löste das bei meinem Dad gleich das nächste Stirnrunzeln aus. Aus Jos Richtung hörte man ein ersticktes Räuspern. Ich warf ihr einen raschen Blick zu, woraufhin sie noch lauter wurde.
    Im Ernst. Was sollte ich denn noch tun, um sie davon zu überzeugen, dass das Verhältnis zwischen Nate und mir rein platonisch war? Wir hatten uns von Anfang an großartig verstanden. Manchmal begegnet man Menschen, in deren Gegenwart man sich einfach wohl fühlt, und Nate war so ein Mensch. Wenn wir zusammen waren, hatten wir beide das Gefühl, ganz wir selbst sein zu können. Darüber hinaus hatten wir zwei Gemeinsamkeiten. Die eine war unser Humor. Wir waren beide ein bisschen ausgeflippt. Die andere war unser innerer Geek. Wir akzeptierten und liebten unseren inneren Geek.
    Nate war freischaffender Fotojournalist, verdiente sich aber ein solides Zweiteinkommen als Film- und Videospielekritiker für ein internationales Entertainment-Magazin. Viele Leute, die ihn zum ersten Mal sahen, dachten sofort: »Filmstar!«, aber in Wirklichkeit galt seine Leidenschaft eher dem geschriebenen Wort, ähnlich wie bei mir. Mit neunzehn hatte er seinen ersten eigenen Blog gehabt, in dem er Filme, Bücher und Videospiele rezensierte. Dieser Blog wurde immer bekannter, und mit fünfundzwanzig hatte er bereits Tausende von Followern. Das und seine scharfsinnigen, urkomischen und eigenwilligen Rezensionen machten schließlich ein Entertainment-Magazin auf ihn aufmerksam, und er bekam eine Stelle angeboten. Zu meinem Glück hatte Nate sich angewöhnt, die Filme bei mir zu schauen. Nate konnte unglaublich witzig sein, und auch ich hatte durchaus so meine Momente. Einige meiner Kommentare hatten es sogar schon in seine Rezensionen geschafft.
    »Und, Olivia? Irgendwelche neuen Anekdoten aus der Bibliothek?«, wechselte Cam mir zuliebe das Thema.
    Ich dankte es ihm mit einem Lächeln. »Ich musste schon wieder zwei Verliebte aus einem der barrierefreien Räume vertreiben.«
    »Mein Gott, die machen wirklich …«
    Den Rest von Cams Satz bekam ich nicht mit, weil sich in diesem Augenblick die Türen zum Restaurant öffneten. Die Welt um mich herum verschwamm, als er den Raum betrat.
    Benjamin Livingston.
    Mir blieb die Luft weg, als er auf

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