Jamaica Lane - Heimliche Liebe
ich später noch die Quittung dafür.«
Ich lachte. »Möchte ich wetten.«
»Nate ist unten und holt sich gerade einen Kaffee, falls Sie sich fragen …«
Meine Augen wurden schmal. »Sie wissen Bescheid.«
»Sie haben es nicht sehr gut verheimlicht, als Sie bei uns waren. Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat … Was dann auch wohl die Frage aufwirft … weshalb Sie hier sind.«
»Ist es neuerdings verboten, jemanden am Krankenbett zu besuchen?«, fragte ich leicht gereizt zurück.
»Selbstverständlich nicht. Sie sind ein netter Mensch und waren vermutlich in Sorge um mich. Das weiß ich wirklich zu schätzen, trotzdem hege ich den Verdacht, dass Ihre Sorge in erster Linie meinem Sohn gilt. Womit wir schon zwei wären.« Er zog die Brauen zusammen. »Er vermisst Sie sehr.«
»Ich ihn auch«, gestand ich leise.
Hinter mir war ein Räuspern zu hören.
Ich drehte mich um. In der Tür stand Nate und rührte in einem Becher Kaffee. Sein Blick nagelte mich förmlich auf meinem Stuhl fest.
»Nate.« Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Ich wollte nur kurz nach deinem Vater schauen. Ich gehe dann mal wieder.« Ich stand auf.
»Unsinn«, widersprach Nathan und gebot mir, mich wieder zu setzen. »Die Besuchszeit dauert noch eine halbe Stunde. Setzen Sie sich. Erzählen Sie was.« Er sah zu seinem Sohn. »Komm rein.«
Nate sah aus, als müsse er sich ein Lachen verkneifen, als er sich betont entspannt auf dem Stuhl neben mir niederließ.
Meine Augen verselbständigten sich und wanderten an seinen ausgestreckten Beinen entlang. Ich spürte ein Kribbeln, als mein Blick bei seinen Händen ankam. Nate hatte wunderschöne, männliche Hände mit grazilen und zugleich kräftigen Fingern, die vom Judo Schwielen hatten. Diese Mischung aus weich und rau hatte sich immer wundervoll angefühlt. Er trug ein T-Shirt, unter dem sich seine muskulösen Unterarme abzeichneten. Rasch wandte ich den Blick von der dicken Vene ab, die seinen Arm entlanglief. Ich hatte mit der Zunge ihre gesamte Länge erkundet.
Um nicht an Ort und Stelle zu kollabieren, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Nathan.
Der beobachtete mich schmunzelnd.
Großartig. Selbst todkrank zog der Mann einen noch auf.
»Und, wie geht es Ihnen so, Olivia? Nate sagte, Sie treffen sich mit jemandem?« Seine Frage hatte einen eindeutig missbilligenden Unterton.
»Ich treffe mich mit niemandem«, gab ich leicht verärgert zurück. Strenggenommen traf ich mich ja auch nicht mit Ben. Jedenfalls noch nicht.
Das ließ Nate aufhorchen. »Nicht?«
Ich warf ihm einen raschen Blick zu, bevor ich mich wieder an seinen Vater wandte. »Wir waren nur ein paarmal zusammen weg.«
Nathan runzelte die Stirn. »So definiert man doch ›jemanden treffen‹.« Er sah zu seinem Sohn. »Wie siehst du das?«
»Finde ich auch«, pflichtete Nate seinem Vater in schroffem Tonfall bei. »Und es schien definitiv was Ernstes zu sein.«
Allmählich wurde es mir zu bunt. Ich stieß genervt die Luft aus. »Können wir vielleicht über was anderes reden?«
»Warum denn? Mir fällt nichts Interessantes ein.«
Ich stöhnte. Auf ein Wortgefecht mit zwei Sawyer-Männern hatte ich absolut keine Lust. »Gut, dann verabschiede ich mich. Nathan, ich bin wirklich froh, dass es Ihnen bessergeht.« Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, wobei ich seine verdutzte Miene demonstrativ ignorierte.
Ohne Nate noch einmal anzusehen, verließ ich das Krankenzimmer.
»Olivia. Warte!«, rief er, als ich schon im Flur war.
Selbstverständlich wartete ich nicht.
Das war auch der Grund, weshalb ich plötzlich seinen harten Griff an meinem Arm spürte und ohne viel Federlesens in eine Besenkammer gezerrt wurde.
»Was soll das?«, keifte ich empört. Nates Atem streifte meine Wange, als er mich von innen gegen die Tür der Kammer drückte.
Statt mir zu antworten, küsste er mich.
Im ersten Moment war ich wie paralysiert, aber unter der Berührung seiner warmen, verführerischen Lippen ließ mein Schreck schon bald nach. Vielleicht lag es auch daran, dass sein Kuss nicht wild oder grob war, sondern sanft und sehnsuchtsvoll. Wie von selbst teilten sich meine Lippen, und bevor ich wusste, wie mir geschah, erwiderte ich seinen Kuss.
Nate war derjenige, der sich als Erster zurückzog. Atemlos presste er seine Wange an meine, hielt mit den Händen meine Oberarme umfasst und atmete meinen Duft ein. Wir waren uns ganz nahe. Er war überall, seine vertraute Kraft, sein Duft, sein
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