Jamaica Lane - Heimliche Liebe
eine Karte bei.
Wunderschön, sexy, sinnlich. Die Dessous sind auch nicht schlecht. Ich hoffe, dass Du sie eines Tages für mich tragen wirst, und wenn nicht, hoffe ich wenigstens, dass Du, wenn du sie anziehst und in den Spiegel schaust, das siehst, was ich in Dir sehe. Ich liebe Dich. Nate.
Danach saß ich heulend auf dem Klo, verfluchte Nate Sawyer in blumigen Worten und hoffte, dass am nächsten Tag nicht noch ein Geschenk für mich käme. Wenn das so weiterging, würde es nicht mehr lange dauern, bis ich diese gottverdammte Tür aufmachte und ihn reinließ. In einem albernen Versuch, ihn auszumanövrieren, rief ich nach Feierabend Benjamin an und verabredete mich mit ihm für den nächsten Nachmittag zum Kaffeetrinken in seinem Lieblingscafé unweit der Bibliothek. Ich hoffte, dass er mich daran erinnern würde, dass mein Leben sich nicht ausschließlich um Nate drehte und ich ihn vergessen konnte. Ich konnte es, ich konnte es, ich konnte es, ich konnte es.
Am nächsten Tag stand ich gerade am Infoschalter, als der Mann vom Sicherheitsdienst mit einem weiteren Geschenk zu mir kam. Diesmal war es ein kleines, flaches Päckchen, an dem ein Umschlag befestigt war. Mit klopfendem Herzen drehte ich Wendy, die neben mir stand, den Rücken zu und öffnete es.
Es war eine Blu-Ray-Ausgabe von Der Zauberer von Oz .
Ich hatte Tränen in den Augen, und meine Finger gehorchten mir nur schwer, als ich mich an dem Umschlag zu schaffen machte. Ich holte einmal tief Luft, dann begann ich, den handgeschriebenen Brief von Nate zu lesen.
Liebe Liv,
es wird höchste Zeit, dass wir Deinen Lieblingsfilm ins einundzwanzigste Jahrhundert holen, selbst wenn es Der Zauberer von Oz ist.
Und nur damit Du es weißt: Wenn Du ein Film wärst, wärst Du Der Pate – ich könnte Dich wieder und wieder anschauen, weil … na ja, weil Du eben mein Lieblingsfilm bist.
Ich vermisse Dich.
Ich vermisse unsere »Was wäre dir lieber«-Gespräche und Deine verrückten Antworten. Ich vermisse Dein Lachen. Ich vermisse das gute Gefühl, das ich habe, wenn ich Dich zum Lachen bringe. Als hätte ich einen Preis gewonnen. Ich vermisse es, einfach neben Dir zu sitzen und nichts zu sagen, weil wir uns auch ohne Worte verstehen. Ich vermisse Deine Eigenschaft, nie jemanden zu verurteilen. So etwas findet man wirklich selten, Liv. Und ich vermisse es, miterleben zu dürfen, wie freundlich Du zu allen bist. Ich vermisse es, Dich anzurufen und mit Dir über alle wichtigen und unwichtigen Dinge dieser Welt zu reden.
Ich vermisse meine beste Freundin.
Ich vermisse Dich.
Ich liebe Dich.
Nate.
Mit zitternden Fingern holte ich mein Handy aus der Tasche. Angus würde hoffentlich verstehen, dass ich dringend ein privates Telefongespräch führen musste.
Jo nahm ab. Sie klang außer Atem. »Hey, Liv, kann ich dich zurückrufen? Ich habe gerade eine Bahn eingepinselt, die muss so schnell wie möglich an die Wand.«
»Ich mache es kurz: Sag Nate, er soll aufhören, mir Geschenke zu schicken. Es ist aus zwischen uns.«
Sie schwieg einen Moment. »Kannst du ihm das nicht selber sagen?«
»Nein, er … ich kann einfach nicht in seiner Nähe sein. Bitte sag ihm einfach, dass er mich in Ruhe lassen soll. Bitte.«
»Liv, der Grund, weshalb du ihn nicht sehen willst, ist doch der: Du empfindest noch etwas für ihn, und wenn du in seiner Nähe bist, geht es dir besser, und dann kommst du in Versuchung, ihm noch eine Chance zu geben. Ich persönlich halte das ja für gar keine so schlechte Idee.«
»Du irrst dich«, sagte ich verschnupft. »Ich habe Nate abgehakt. Ich treffe mich nach der Arbeit mit Ben im Black Medicine .«
Jo spitzte die Ohren. »In der Nicholson Street?«
»Ja. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, ihm vorzuschlagen, ob wir unsere Beziehung nicht offiziell machen wollen.«
»Na, dann hoffe ich mal um Bens willen, dass du nicht nur darauf aus bist, Nate eins reinzuwürgen. Er scheint nämlich echt ein netter Kerl zu sein und hat es nicht verdient, dass man ihn verarscht.« Jo seufzte. »Ich muss jetzt Schluss machen.«
Damit war das Gespräch beendet. Ich hatte sie ganz offensichtlich verärgert und kam mir schäbig vor.
Fünf Stunden später allerdings geschah etwas, das mein schlechtes Gewissen ein wenig besänftigte …
***
»Was zum Teufel machst du hier?«, fauchte ich Nate an.
Er stand zwischen mir und Ben und hatte die Hände auf die Rückenlehne meines Stuhls gelegt. In seinem Blick lag etwas Hartes, doch dann gab er sich einen
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