Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Priester musste sich räuspern, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, damit er mit der Trauung beginnen konnte. Die Gäste auf den hölzernen Bänken kicherten verstohlen.
Die Musik verstummte, und die Zeremonie begann. Die ganze Zeit über konnte ich den Blick nicht von Joss und Braden lassen, und wahrscheinlich ging es allen anderen ähnlich. Natürlich standen sie im Mittelpunkt des Geschehens, schließlich war es ihre Hochzeit, aber die Art, wie sie miteinander umgingen, konnte einen regelrecht verzaubern.
Das zwischen ihnen war etwas ganz Großes.
Jeder hatte so eine Liebe verdient.
***
»Hast du dich von den Reden erholt?«, fragte ich Joss, als sie an unseren Tisch kam. Inzwischen war das Abendessen vorbei. Adam hatte uns mit seiner Trauzeugenrede zum Lachen gebracht. Sie war witzig und authentisch und kein bisschen sentimental gewesen. Clarks Rede war nicht minder schön gewesen – er hatte anstelle von Joss’ Vater gesprochen –, aber dafür sehr sentimental und so zu Herzen gehend, dass Joss auf ihren Teller schauen musste, weil sie mit den Tränen kämpfte. Als Braden ihr daraufhin tröstend mit der Hand über den Nacken strich, war ich nicht die einzige Frau, die sich gerührt die Augen tupfte.
Irgendwann war auch Braden aufgestanden, um eine Ansprache zu halten, und ich wollte nicht Olivia Holloway heißen, wenn am Ende nicht jede Frau im Saal ein klein wenig in ihn verliebt war.
Joss strahlte ganz entspannt. »Fast«, sagte sie. »Ich glaube, nach dieser Rede kann sich Braden im ersten Jahr unserer Ehe so ziemlich alles leisten. Wenn nicht gar noch länger.«
»Es war wirklich eine schöne Rede.«
»Wem sagst du das?«, seufzte sie, und dann verschleierte sich ihr Blick, was vermutlich bedeutete, dass sie sich gerade ein paar ziemlich unanständigen Gedanken über ihren Ehemann hingab.
»Und? Wie fühlt es sich an?«, fragte Jo mit leuchtenden Augen, während sie unbewusst ihren Verlobungsring rieb. »Verheiratet zu sein?«
»Seltsam«, platzte Joss heraus.
Nate schnaubte, und Cam lachte. »Das ist alles?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das war das Erste, was mir durch den Kopf ging.«
Jetzt musste auch ich lachen. »Nicht phantastisch, nicht himmlisch, nicht perfekt? Sondern seltsam?«
»Seltsam ist definitiv das vorherrschende Gefühl.«
»Es ist jetzt schon seltsam, mit mir verheiratet zu sein? Gut zu wissen.« Mit einem sardonischen Grinsen im Gesicht gesellte Braden sich zu seiner Frau.
»Ich würde ja auch gar nicht wollen, dass es normal ist«, gab Joss zurück.
Ich nickte. »Du hast vollkommen recht. Normal ist langweilig.«
»War ja klar, dass du das sagst.« Nate schenkte mir ein Lächeln. »Du würdest nicht mal wissen, was ›normal‹ ist, wenn es dir in den Arsch beißt.«
»Ach, und du etwa?«
»Ich habe nicht behauptet, dass ich nicht auch seltsam bin. Ich weiß es nur besser zu verbergen.«
»Warum sollte ich es verbergen?«, wandte ich mich mit todernster Miene an die gesamte Gruppe. »Ich bin großartig.«
»Da wird dir niemand widersprechen.« Nates Augen blitzten belustigt.
Joss lachte. »Wenn ihr uns entschuldigt. Wir müssen die Runde machen.«
Wir winkten Joss und Braden nach und begannen eine Unterhaltung.
Kurz darauf kam Dad an unseren Tisch, Arm in Arm mit Dee. »Na, Kinder?«
In seinem dunkelgrauen Anzug machte er eine sehr gute Figur. Dee trug ein weich fließendes hellblaues Maxikleid, das ihr ausnehmend gut stand. Die langen blonden Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Schultern. »Dee und ich gehen jetzt tanzen. Hat jemand Lust mitzukommen?«
»Vielleicht gleich«, sagte Jo, während sie die beiden liebevoll betrachtete. Sie freute sich ganz eindeutig für Dad, und als ich sah, wie wohl er sich mit Dee fühlte, freute ich mich auch.
»Viel Spaß«, wünschte ich ihnen schmunzelnd.
Dee schenkte mir ein Lächeln. »Du siehst wunderschön aus, Olivia.« Sie warf einen Blick in die Runde. »Ihr alle.«
»Du auch«, gab ich zurück und strahlte glücklich, als ich das wohlwollende Lächeln meines Vaters zur Kenntnis nahm.
Ich schaute ihnen nach, wie sie zur Tanzfläche gingen, und empfand ein seltsames, aber nicht unangenehmes Gefühl.
Wenig später ging Cole, der sich langweilte und die Gesellschaft von Hannah und Declan suchte. Auch Jo und Cam verabschiedeten sich. Sie wollten zu Ellie und Adam.
»Nachschub?« Nate zeigte auf mein leeres Champagnerglas.
»Bier.«
»Kommt sofort.«
Ich sah ihm nach. Er war so selbstsicher. Er
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