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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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freundschaftlich mit der Schulter an. »Also … was ist jetzt mit deinem Tattoo?«
    Nate schwieg, während wir die breite Straße in Richtung Union Road überquerten. Als wir in die Fourth Street einbogen, hatte er immer noch nichts gesagt. Ich wollte ihn nicht drängen. Dazu hatte ich kein Recht. Allerdings machte ich mir Sorgen über seine Reaktion und darüber, was sie bedeutete.
    »Es ist ein kleines stilisiertes A. Ich hab’s mir auf die Rippen stechen lassen, über mein Herz«, sagte er aus heiterem Himmel.
    »A«, wisperte ich und begriff sofort. »Für Alana.«
    Nate nickte. Er sah mich an, wie um meine Reaktion abzuschätzen.
    »Seit wann hast du es?«
    »Seit kurz nach ihrem Tod.« Plötzlich wurde der Blick seiner tiefen dunklen Augen forschender. »Hast du je darüber nachgedacht, dir ein Tattoo für deine Mum stechen zu lassen?«
    Der vertraute Schmerz in der Brust begleitete meine Antwort. »So was brauche ich nicht.«
    »Ich bin froh, dass ich es habe.« Nate sprach leise, fast flüsternd. »Manchmal denke ich einen ganzen Tag lang nicht an sie. Dann sehe ich das Tattoo im Spiegel und erinnere mich.«
    Ich wollte ihm sagen, dass es völlig in Ordnung war, sein Leben zu leben, und dass es Tage gab, an denen ihm der Verlust vielleicht nicht zu schaffen machte, aber ich wäre mir dabei wie eine Heuchlerin vorgekommen. Wann immer ein Tag verstrich, ohne dass ich an meine Mutter dachte, überkamen mich lähmende Schuldgefühle. Nate wusste das. Er kannte meine Geschichte, und ich kannte seine. Ich dachte an alles, was er mir erzählt hatte, nachdem er mich letzten November in meiner Wohnung gefunden hatte. Nein, ich war gewiss nicht die Richtige, um ihm zu sagen, dass das Leben weiterging.
Edinburgh
Thanksgiving im Jahr zuvor
    Der Truthahn war im Ofen, genau wie die Röstkartoffeln. Die Kartoffeln für das Püree köchelten auf dem Herd, die Zwiebeln waren gehackt und warteten darauf, zusammen mit den Kartoffeln zerstampft zu werden, genau wie Mom es immer gemacht hatte. Die Cranberrysoße war fertig. Das Gemüse garte vor sich hin.
    Da ich in ganz Edinburgh keinen Laden gefunden hatte, in dem es fertigen Pumpkin Pie zu kaufen gab, hatte ich selbst einen gebacken. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, denn die stickige Hitze in meiner Küche hatte sich in der ganzen Wohnung ausgebreitet. Die Fenster standen offen, und trotzdem hatte ich mich an diesem schottischen Herbsttag bis aufs Tanktop ausziehen müssen.
    Ich hatte einen gefühlsgeladenen Vormittag mit meinem Dad verbracht und ihm dann gesagt, dass ich ein bisschen Zeit für mich brauchte. Ich merkte ihm an, dass es ihm nicht behagte, mich allein zu lassen, aber ich war eine erwachsene Frau, und er gewährte mir meinen Freiraum. Diesen Freiraum nutzte ich, um das zu tun, was Mom getan hätte, wäre das Leben fair gewesen.
    Als ich mit dem Pie fertig war, klappte ich die Ofentür auf, um nachzusehen, ob er noch hineinpasste. Rauch quoll mir entgegen.
    »Was ist das denn?«, kreischte ich und wedelte den Qualm beiseite. Dann sah ich, dass der Truthahn halb verkohlt war.
    Wie konnte das passiert sein? Hatte ich die Zeit nicht richtig eingestellt? Ich warf einen Blick zur Uhr an der Wand und spürte, wie mir schwindlig wurde und ich zu schwanken begann. Sieben Uhr. Wie war die Zeit so schnell vergangen? Das konnte doch nicht stimmen.
    Tränen stachen mir in den Augen, als ich den verbrannten Truthahn anstarrte.
    Ich hatte ihn ruiniert.
    »Scheiße, ich hab’s versaut!«, schrie ich, schnappte mir einen Ofenhandschuh und zerrte den Bräter heraus. Ich spürte die brennende Hitze an meiner Hand, jaulte empört auf und kippte die schwere Fracht in die Spüle.
    Es läutete an der Tür. Ich erstarrte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Was, wenn es Dad war?
    Ich rannte zur Gegensprechanlage. »Wer ist da?«, fragte ich zaghaft.
    »Nate. Mach auf.«
    »Äh, es passt gerade nicht so gut.«
    »Ich habe dich eben durchs offene Fenster schreien hören. Wenn du mich nicht reinlässt, breche ich die Tür auf.«
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar und verzog den Mund, als ich merkte, wie nass es war. Ich war ein schwitzendes nervöses Wrack.
    Ich drückte den Summer und riss wütend die Wohnungstür auf, bevor ich in die Küche zurückstapfte, um mich um meine Röstkartoffeln zu kümmern.
    »Scheiße, auch im Eimer!«, heulte ich, während mir immer mehr Tränen in die Augen stiegen.
    »Liv?«
    Ich wirbelte zu Nate herum, und was auch immer er in

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