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Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Jamaica Lane - Heimliche Liebe

Titel: Jamaica Lane - Heimliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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wusste, dass Jo immer für mich da sein würde, wenn Not am Mann wäre, selbst wenn ich nur jemanden zum Zuhören brauchte. Ich wusste auch, dass ich mich ihr anvertrauen konnte, wenn es mir wegen meiner Mutter schlechtging, auch wenn beim letzten Mal – vergangenes Jahr an Thanksgiving – Nate derjenige gewesen war, der mich aufgefangen hatte.
    Was meine derzeitigen Probleme anging …
    Über die konnte ich mit Jo nicht reden.
    Als ich nach Schottland gekommen war und Jo begegnete, hatte ich damit in mehr als einer Hinsicht ein neues Kapitel in meinem Leben aufgeschlagen. In den Staaten hatte ich keine engen Freunde gehabt. Die wenigen, die ich zurückließ, kannten mich lange genug, um über meine Erfahrungen – beziehungsweise meinen Mangel an Erfahrungen – mit Männern Bescheid zu wissen. Sie sprachen das Thema nie offen an, aber wenn sie sich mit mir über Männer unterhielten, schwang dabei stets ein Anflug von Mitleid mit, manchmal sogar Überlegenheit, was dazu führte, dass ich mir noch minderwertiger vorkam.
    Aber Jo … Jo hatte von alldem keine Ahnung.
    Als wir uns kennenlernten, hatte sie gerade ziemlich schlimme Probleme mit ihren Eltern. Ich glaube, sie war lange Zeit davon überzeugt gewesen, an den Misshandlungen, die sie von ihnen erfahren hatte, selbst schuld zu sein. Dass wir uns in einer für sie emotional so aufwühlenden Zeit begegnet waren, hatte unsere Freundschaft schnell sehr tief werden lassen. Ich wurde zu ihrer Vertrauten, da ich irgendwie die richtigen Worte fand, um sie zu trösten. Deswegen und wegen meines manchmal sehr flapsigen Humors hielt Jo mich für eine selbstbewusste, starke Frau. Sie hatte es mir selbst gesagt. Sie hatte mir auch gesagt, dass sie mich bewunderte. In Jos Gegenwart mochte ich mich viel besser leiden als sonst. Sie war der einzige Spiegel, in den ich gerne hineinschaute.
    Dank Jo gab es Momente, in denen ich mich so sah, wie ich mich immer sehen sollte. Diese Momente waren kostbar, ich wollte sie auf keinen Fall verlieren, und hätte ich Jo die Wahrheit über meine Komplexe gebeichtet, an deren Überwindung ich gerade mit Nate arbeitete, wäre genau das die Folge gewesen. Erst musste ich in den Menschen hineinwachsen, der ich sein wollte, dann konnte ich mich ihr öffnen. Dass ich dafür noch Zeit brauchte, war kein Indiz für die Qualität unserer Bindung. Jo war meine allerbeste Freundin.
    »Ich weiß, dass ich immer zu dir kommen kann.« Ich nahm ihre Hand und drückte sie liebevoll. »Du bist die beste Nicht-Schwester, die ich je hatte.«
    Ihre grünen Augen weiteten sich vor Erstaunen und Freude bei meinen Worten, und sie schien etwas erwidern zu wollen, doch in dem Moment hörten wir ein lautes Poltern aus dem Stockwerk über uns. Schlagartig war das Lächeln aus Jos Gesicht verschwunden. Sie starrte zur Decke und murmelte mit einem schweren Seufzer: »Ich gehe mal besser rauf und sehe nach ihr.«
    Im vergangenen Jahr war Jo aus der Wohnung, die sie und Cole mit ihrer Mutter Fiona geteilt hatten, ausgezogen. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihre alkoholkranke Mutter Cole schlug, hatte sie alles getan, um ihren Bruder zu schützen. Sie verbrachten viel Zeit bei Cam, der einen Stock tiefer wohnte, und irgendwann hatte er die beiden kurzerhand gefragt, ob sie bei ihm einziehen wollten – nicht nur, weil er sie in seiner Nähe haben wollte, sondern auch, weil Cole dringend ein neues, stabiles Umfeld brauchte.
    »Soll ich mitkommen?«, bot ich ihr an, weil ich wusste, dass die Begegnungen mit ihrer Mutter Jo oft stark belasteten.
    Sie schüttelte den Kopf und schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln. »Du weißt ja, was sie von dir hält.«
    Und ob ich das wusste. Bei unserer ersten Begegnung hatte sie sich mir gegenüber sehr feindselig verhalten, weil sie früher in meinen Vater verliebt gewesen war. Sie war eifersüchtig auf meine Mutter, und deshalb hasste sie mich. Sie hatte mir gesagt, ich sehe aus wie Mom. Es war als Beleidigung gedacht gewesen, in Wahrheit jedoch war es eines der schönsten Komplimente, das sie mir machen konnte.
    »Na, dann geh nur.« Ich winkte sie fort. »Ich kümmere mich um die Snacks.«
    Erneut seufzte sie, ehe sie die Küche verließ. Ich folgte mit einer kleinen Platte voller Sandwiches, die sie vorbereitet hatte.
    »Ich schaue nur kurz nach, ob mit Mum alles in Ordnung ist«, rief sie den Jungs zu, als sie an der Wohnzimmertür vorbeiging.
    Um ein Haar wäre ich mit Cam zusammengestoßen. Er ließ mir den

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