Jamaica Lane - Heimliche Liebe
die Schmetterlinge zur Räson zu bringen, die wild in meinem Bauch herumflatterten. »Ich habe mich besser gefühlt«, versuchte ich zu erklären. »Nicht mehr so unsicher.«
»Worauf genau willst du hinaus, Liv?«
Wo war ein dritter Whisky, wenn man ihn brauchte?
»Na ja.« Ich leckte mir über meine plötzlich trocken gewordenen Lippen. »Ich will, dass du … ich will, dass du mir beibringst, wie man … gut im Bett ist.«
Nates Blick verschärfte sich. »In der Theorie oder in der Praxis?«, fragte er mit erstaunlicher Ruhe.
»In der Praxis.«
Das nun folgende, schier endlose Schweigen führte dazu, dass sich die Schmetterlinge in meinem Bauch wie rasend vermehrten. Scham und Reue überkamen mich. Ich kam mir unmöglich vor, weil ich eine derartige Bitte überhaupt geäußert hatte. Weil ich ihn in eine solche Lage gebracht hatte. »Nate …«
»Wie viel hast du getrunken?«
Ein bisschen entrüstet über seine Unterstellung, schüttelte ich den Kopf. »Ich hatte bloß zwei Whiskys. Ich bin nicht betrunken.« Ich machte einen Schritt auf ihn zu. »Hör mal, es tut mir leid, wenn dir das unangenehm ist. Ich wollte das nicht. Wir können …«
Nates Finger an meinen Lippen brachte mich zum Verstummen. »Du bist eine meiner engsten Freundinnen. Ich will das nicht kaputtmachen.«
Ich ignorierte gewisse Gefühle – und mit »ignorieren« meine ich, dass ich sie in die tiefsten, dunkelsten Winkel meiner Seele verbannte – und konzentrierte mich ganz auf mein Anliegen. »Wenn ich dir verspreche, dass das nicht passieren wird, denkst du dann darüber nach? Ich … ich will einfach nur wissen, was ich tue. Dann hätte ich auch das Gefühl, dass ich Benjamin selbstbewusst gegenübertreten kann. Weil ich dann sicher sein könnte, dass ich nicht die Nerven verliere, wenn es tatsächlich zu einer Verabredung kommt. Ich vertraue dir, Nate. Und außerdem wäre es bestimmt nicht gerade eine Qual für dich«, fügte ich mit einem kleinen Lächeln hinzu, das er erwiderte.
»Also, nur dass wir uns klar verstehen. Du willst mit mir vögeln, um zu lernen, wie du mit anderen Männern vögeln sollst?«
»Wenn du es sagst, klingt es einfach nur geschmacklos.«
Mit einem Seufzer lehnte er sich mir entgegen und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn. »Geh schlafen, Babe. Wenn du morgen früh immer noch so denkst, frag mich ein zweites Mal.«
»Es war schon schwer genug, dich das eine Mal zu fragen«, grummelte ich halblaut, als ich mich umwandte, um die Haustür aufzuschließen.
Nate hörte es, und gleich darauf spürte ich seine starke Hand an meiner Hüfte, seine Hitze im Rücken und seinen warmen Atem an meiner Wange. »Das war sehr mutig von dir, Liv.«
Ich sah ihn an und lächelte dankbar.
»Ob der Alkohol daran schuld war oder nicht, werden wir wohl morgen erfahren.«
Er ging, und ich blieb ungeschützt im kalten Wind vor meiner Haustür zurück. Ich beeilte mich hineinzukommen. Mein Herz flatterte, als wären Tausende Schmetterlinge aus meinem Magen in meine Brust gewandert, um auch dort für Aufruhr zu sorgen.
In dieser Nacht fand ich nur schwer in den Schlaf. Diese elenden Schmetterlinge gaben einfach keine Ruhe.
Kapitel 11
I rgendwann schlief ich doch ein. Um kurz nach zwölf Uhr mittags wurde ich wach, gerade noch rechtzeitig, um zu duschen, mich anzuziehen und auf Dad zu warten, der mich abholen und mit mir zusammen zu Elodie und Clark zum Sonntagsessen gehen wollte.
Aber in den Stunden, bevor ich einschlief, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, so, wie Nate es mir geraten hatte.
Ich kam zu einem Entschluss: Ich wollte meinen Plan durchziehen. Ich fand sogar, dass ich ihn durchziehen musste . Was mir allerdings nicht in den Sinn gekommen war, als ich Nate mit meiner Bitte überfallen hatte, waren unsere Freunde. Wir waren eine ziemlich enge Clique, und obwohl ich zuversichtlich war, dass Nate und ich die Sache geheim halten könnten, machte ich mir ein bisschen Sorgen, dass so ein Unterfangen sich negativ auf die Dynamik innerhalb unserer Gruppe auswirken könnte. Noch besorgniserregender allerdings war mein scheinbar blindes Vertrauen, dass zwischen Nate und mir alles reibungslos funktionieren würde.
Aber ich wollte es wirklich. Denn ich glaubte nicht, dass ich dazu bestimmt war, ein unsicherer, gehemmter Mensch zu sein, und zwar aus dem ganz einfachen Grund, dass ich es in vielen Belangen nicht war. Ich hatte Vertrauen in meine Intelligenz; ich hatte Vertrauen in meinen gesunden
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