Jamaica Lane - Heimliche Liebe
das besser?«
»Hoffen wir’s mal.«
Wie sich herausstellte, war das Musical anfangs ziemlich unterhaltsam, aber nach einer Weile ging ihm die Luft aus. Nate schlürfte sichtlich gelangweilt seine Cola. Den Blick auf den Fernsehapparat gerichtet, fragte er: »Würdest du lieber in einem Musical oder in einer postapokalyptischen Welt leben?«
Die Frage zauberte mir sofort ein Lächeln ins Gesicht. Ich war unendlich erleichtert, dass ich mit meinem besten Freund Spaß haben und seine absonderlichen Fragen beantworten konnte, so wie früher. »Wie sieht diese postapokalyptische Welt denn aus?«
»So ähnlich wie in The Book of Eli .«
»Trostlos.«
»Jep.«
»Und was wäre es für ein Musical?«
Den Kopf an der Sofalehne, sah er mich an und grinste. »Grease 2 .«
Ich hustete, weil ich gerade einen Schluck getrunken hatte. Es dauerte knapp eine Minute, bis ich wieder ausreichend Luft bekam, um zu fragen: »Du hast Grease 2 gesehen?«
Das Funkeln in Nates Augen wurde schwächer, und er wandte den Blick ab. »Alana wollte ihn damals unbedingt anschauen.«
Aha. Der allgegenwärtige Geist aus der Vergangenheit.
Ich stieß Nate freundschaftlich mit der Schulter an und versuchte, den Moment zu überspielen. »Dann bin ich definitiv für die postapokalyptische Welt. Vor allem, wenn da Männer wie Denzel rumlaufen.«
Nate schmunzelte. »Ich auch.«
»Wegen Mila Kunis, oder was?«
»Na ja, das ist auch ein Grund, aber in erster Linie, weil ich Gewalt ablehne.«
Ich zog verständnislos die Nase kraus. »Das ist mir jetzt zu hoch. Postapokalyptische Welten strotzen doch normalerweise nur so vor Gewalt.«
»Stimmt, aber in einer postapokalyptischen Welt wäre die Chance groß, dass man mich tötet. Wenn ich hingegen in einer Grease- 2 -Welt leben müsste, bestünde die fünfundneunzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass ich jemanden umbringe, und zwar den Ersten, der anfängt zu singen.« Seine Miene war todernst. »Das ist einfach kein gutes Umfeld für einen Pazifisten.«
Ich nickte kichernd. »Dann also das Endzeitszenario.«
Er nickte ebenfalls, doch dann erschien eine kleine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen: »Und was hast du gegen Musicals?«
Kopfschüttelnd sah ich zu, wie das Pärchen im Film einen bekannten Song persiflierte. »Ich habe nicht generell was gegen Musicals. Mir gefällt die Vorstellung, in einer postapokalyptischen Welt zu leben, einfach besser. Ich glaube, ich würde den Laden so richtig rocken.«
Ich sah ihn nicht an, spürte aber, wie seine Schultern vor Lachen bebten.
Ich maßregelte ihn mit einem strengen Blick. »Hör auf, dich über mich lustig zu machen. Ich wäre knallhart.«
»Knallhart inwiefern?«
»Ich … na ja … also, zuerst mal bin ich intelligent. Und witzig. Ich wäre dein witziger, leicht durchgeknallter, aber schlauer Sidekick, während du rumläufst und alle mit deinen krassen Judotricks zur Strecke bringst.«
Nate lachte. »Okay. Könnte funktionieren.« Er betrachtete mich interessiert, ehe er sich wieder dem Film zuwandte. »Aber vielleicht wärst du auch eine Ablenkung.«
Ich versuchte, nicht zu zeigen, wie sehr ich mich über das Kompliment freute, und zuckte lässig mit den Schultern. »Das könnte doch auch von Vorteil für dich sein.«
»Ja, solange wir deine Beine bedecken.«
Ich stupste ihn mit dem Knie an. Er legte mir wie nebenbei eine Hand aufs Bein und zog es auf seinen Schoß. »Ich glaube, da steht jemand auf meine Beine.«
Fast gedankenverloren streichelte er meine Haut. »Du hast tolle Beine, Babe.« Er seufzte und schnappte sich dann sein Notizbuch, das neben ihm lag. »Das hier geht rasant bergab.«
»Der Film?«
»Klar, was denkst du denn?«, murmelte er und kritzelte etwas auf seinen Block. »Irgendwelche geistreichen Kommentare, oh, du mein Sidekick?«
Ich starrte nachdenklich auf den Fernseher. »Der Plot schreit geradezu danach, dass man einen Witz über Erektionsstörungen macht.«
Nate schnaubte belustigt. »Wie das?«
»Na ja, die Story und die Songs sind anfangs noch ganz gut, jeder ein bisschen besser als der vorangegangene, aber in der Mitte kommt man dann an einen Punkt, an dem man merkt, dass die Sache irgendwie auf der Stelle tritt. In der zweiten Hälfte flacht die Story dann immer mehr ab, von den Songs bekommt man Ohrenbluten, und die Spannung …« Ich hob eine Hand und ließ sie wieder fallen, um das Gesagte zu unterstreichen.
»E-rek-ti-le Dys-funk-tion«, murmelte Nate, während er es aufschrieb. Dann
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