James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten
zweite Kind, diese Elsa, der Sie ja gestern abend schon ganz schön nahe gekommen sind.
Der alte Pappardelle ist ein Geschäftsmann der aussterbenden Mafiatradition, ein alter Schnurrbartpeter, wie dieser Typ verächtlich von den jungen Mafiosos genannt wird.
Don Vico hat den größten politischen Einfluß von allen Familien, er kümmert sich um Geldverleih, Glücksspiel, Bestechung, Schutzgelder, um das Baugewerbe, die Müllabfuhr und anderes mehr. Prostitution und vor allem das Rauschgiftgeschäft hat er seinem Sohn, diesem Rambo Rocco übertragen. Diese Erwerbszweige sind unter der Würde des alten Don, sie sind für ihn mit den alten sizilianischen Ehrbegriffen unvereinbar. Rocco hat diese Skrupel nicht. Er ist ein Gewaltmensch, jähzornig und unberechenbar. Sie sollten sich vor ihm in acht nehmen, James.“
„Und was macht das Töchterlein?“ fragte Bomb. „Ist das auch im Familienunternehmen tätig?“
„Elsa studiert seit einem Jahr Chemie und Pharmakologie. Bis jetzt ist sie im Syndikat noch nicht in Erscheinung getreten. Ihr Vater würde das wahrscheinlich auch nicht erlauben, das geht gegen die Grundsätze des alten Mafioso“, sagte Rossi, „und auch gegen die ihrer Mutter.“
„Was ist Signora Pappardelle für eine Frau?“ fragte Bomb. „Lucia Pappardelle ist eine typische sizilianische Mama, aber nicht reizlos. Sie hat zu Hause das Sagen. Sie lebt für Kinder, Küche und Kirche. Wenn sie dich mag, stopft sie dich mit Spaghetti voll, wenn sie dich haßt, streut sie dir Arsen in den Parmesan. Sie sollten sich gut mir ihr stellen.“
Bomb nickte. Mit älteren Damen konnte er besonders gut. Rossi fuhr fort: „Der Consigliere, also der Berater der Pasta-Familie, ist ein gewisser Pietro Tortellini, ein ganz gerissener, hinterhältiger Schleimer, ein ehemaliger Winkeladvokat aus Palermo. Er berät die Familie vor allem in finanziellen und juristischen Dingen. Mit dem werden Sie kaum in Berührung kommen.
Neben den blutsverwandten Mitgliedern besteht die Pasta-Familie noch aus mehreren Capo-Regimes, das sind die Offiziere, und noch jede Menge Soldati, das ist die Kampftruppe, das Fußvolk: Eintreiber, Kontrolleure und Schläger. Im ganzen schätzt man die Pasta-Familie auf an die zweitausend Mitglieder.
Da ist noch etwas: Vor einem Mann sollten Sie sich ganz besonders hüten: Er ist noch grausamer als Rocco und heißt Luca Canneloni, genannt der ,Mastino‘ . Er ist der Vindicatore der Pasta-Familie.“
„Der Windi... was?“ fragte Bomb trotz seines kleinen Latinums.
„Der Vindicatore!“ wiederholte Rossi geduldig. „Das ist der Rächer und Vollstrecker der Organisation, er erledigt die sogenannte nasse Arbeit.“
„Wie geht er vor?“ fragte Bomb, wobei er sich eines Gruseins nicht erwehren konnte.
„Er ist ein Tier, das man darauf abgerichtet hat, seine Feinde zu zerfleischen. Er zerreißt sie förmlich, und was von ihnen übrig bleibt, stopft er in Kanalröhren aus Beton und versenkt sie im East River. Die Pasta-Familie verschickt daher als letzte Warnung vor einer Liquidierung gern ein kleines Teigmännchen, das in eine Canneloni gesteckt ist. Solche Drohungen sind alte Mafia-Tradition. Luca ,Mastino‘ Canneloni macht jedenfalls seinem Namen alle Ehre.“
„Nomen est omen!“ sagte der Agent schaudernd, dafür genügte das kleine Latinum wieder.
Dann sah er auf die Uhr. Es war jetzt 13.20 Uhr. „Jetzt weiß ich wenigstens, wer die anderen sind, wer aber bin ich?“
„Wie?“ fragte Lyster dämlich, „was meinst du?“
„Wie ich es sage“, antwortete Bomb ungeduldig. „Wer bin ich? Ich kann doch wohl nicht als Agent 006 des Sekret Service auftreten, oder?“
Rossi antwortete ihm: „Ich dachte mir Ihre Legende so: Sie sind auf jeden Fall Engländer, den Yankee nimmt Ihnen sowieso keiner ab.“
„Danke für das Kompliment“, sagte Bomb.
Rossi schwieg beleidigt.
„Welche Rolle spiele ich: Tourist?“ fragte Bomb unbeeindruckt.
„Zu harmlos“, antwortete der Amerikaner wieder. „Nein, Sie müssen zumindest ein verborgenes kriminelles Talent besitzen. Was haben Sie denn für Pässe dabei?“
„Nur meinen regulären Paß“, sagte Bomb, „ich war ja schließlich nur auf einer Vortragsreise. Selbstverständlich habe ich noch meinen Dienstausweis bei mir.“
„Den Sekret-Service-Ausweis geben Sie mir mal besser in Verwahrung. Haben Sie sonst noch etwas, was Sie verraten könnte?“
„Ich hab’ noch meine Beretta im Koffer“, antwortete der Agent.
„Die
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