James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten
„Mein Name ist Bomb, James Bomb.“
Der Lümmel wendete sich an seinen lädierten Gorilla.
„Ist das der Mann, Cretino?“
„Ja, ganz sicher, Rocco, das ist er“, antwortete der eifrig.
„O.K., dann zisch jetzt ab und warte unten bei den anderen am Wagen!“ befahl Rocco.
„Aber Rocco, ich kann dich doch hier nicht ganz allein lassen!“ protestierte der Gangster.
Rocco schwoll eine Ader auf der Stirn.
„Zieh Leine, hab’ ich gesagt. Als Leibwächter bist du Niete sowieso nicht zu gebrauchen.“
„O.k., wenn du meinst. Bin schon weg“, sagte der verwundete Gorilla und latschte hinaus.
Rocco setzte sich unaufgefordert.
„Ich bin Rocco Pappardelle!“ erklärte er aufgeblasen.
„Freut mich Sie kennenzulernen, Rocco“, erwiderte Bomb.
„Für Sie immer noch Mr. Pappardelle! Mr....“
„Bomb“, half der Agent Ihrer Majestät freundlich nach. „James Bomb. Ganz wie Sie wünschen, Mr. Pappardelle!“
„Ich soll Sie zu meinem Vater bringen“, erklärte Rocco überflüssigerweise.
„Ich weiß, Ihr Herr Papa deutete das in etwa an“, sagte Bomb.
Rocco betrachtete ihn verärgert.
„Was reden Sie denn so geschwollen, Sie sind nicht von hier, was?“
„Nein, ich komme aus Großbritannien.“
„Und was machen Sie da? Sind Sie Pastor oder Prediger oder so etwas Ähnliches?“
Bomb hüstelte, seine obere Zahnprothese drückte ihn.
„Ich bin Waffenhändler“, erklärte er.
Rocco sah ihn ungläubig an: „Steinschleudern und Flitzebogen, was?“ Er lachte ordinär.
Bomb stieg langsam die Galle wegen dieses Lümmels, aber er spülte seinen Grimm mit einem Schluck Wodka-Martini hinunter.
„Haben Sie einen Ausweis oder so was?“ fragte Rocco plötzlich.
Der Agent zog einen neutralen Zivilpaß hervor und reichte ihn Rocco über den Tisch. Der blätterte kurz darin herum und las halblaut: „Sir James Bomb?“ Er blickte den Agenten verwundert an. „Was soll ’n das bedeuten?“
„Das ist, äh, ein Adelsprädikat, mein Lieber“, antwortete Bomb.
Rocco stierte ihn an.
„Soll das heißen, daß Sie so ’n Lord sind oder ähnliches?“
„So in etwa“, erwiderte Bomb und beließ es dabei. Was hatte es für einen Sinn, diesem Spaghetti-Gangster die Feinheiten der britischen Adelshierarchie zu erläutern. Es dauerte eine Weile, bis Rocco diese Tatsache verdaut hatte. Endlich schob er den Paß über den Tisch zurück.
„Na ja“, sagte er dann geringschätzig. „Wie einer, der uns gefährlich werden könnte, sehen Sie nicht aus.“ Er stand auf. „Gehen wir!“
Als Bomb sich erhob, filzte ihn Rocco blitzschnell und gekonnt nach Waffen ab. Bomb wußte nicht, wie ihm geschah. Rocco grinste frech den Barkeeper hinter der Theke an, der völlig schockiert die Szene beobachtet hatte.
Der Agent hätte Rocco am liebsten eine in die Schnauze gehauen, aber abgesehen davon, daß es völlig unangebracht gewesen wäre, hatte es sich Bomb seit einiger Zeit zum Prinzip gemacht, nur noch schwächere und kleinere Männer zu schlagen.
Also griff er schweigend nach seinen Blumen.
„Was ist das denn?“ fragte Rocco erstaunt.
„Blumen!“
„Wozu das denn?“ wollte Rocco wissen.
„Für Ihre Frau Mama und Ihr Fräulein Schwester!“ klärte ihn der Agent Ihrer britischen Majestät auf.
„Scheiße!“ fluchte der junge Pappardelle wenig gentlemanlike.
9
Als Bomb mit seinem Begleiter auf die 5th Avenue hinaustrat, sah er, daß vor dem Hotel — mitten im Parkverbot — ein großer schwarzer Cadillac mit dunkel getönten Scheiben stand, und davor ein feuerroter tiefliegender Sportwagen, ein Modell, das Bomb noch nie gesehen hatte.
Vor dem Cadillac lümmelten zwei Schlägertypen, der angeschossene Leibwächter von gestern abend stand verängstigt daneben. Rocco ging hinüber und befahl: „Zurück nach Queens. Ihr fahrt hinter mir! Anschließend bringt ihr ihn“, damit wies er auf seinen Begleiter, mit dem er im Oak-Room aufgetaucht war, „zu Luca Canneloni.“
„Rocco, bitte!“ flehte der Gorilla, „nicht zu Luca! Gib mir noch eine Chance!“ Es fehlte nicht viel, und er wäre vor Rocco auf den Knien herumgerutscht. Ungerührt drehte der sich um, während die beiden Schläger den unglücklichen Leibwächter packten und in den Cadillac stießen.
„Sie fahren mit mir“, sagte Rocco zu Bomb und wandte sich dem roten Sportwagen zu.
Dort war inzwischen ein Polizeibeamter mit seinem Motorrad aufgetaucht und war gerade dabei, einen Strafzettel hinter die Scheibenwischer des
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