James Bomb jagt das geklonte Monster
das alles langweilte ihn, er gähnte ein-, zweimal und nickte ein.
Nach knapp zwei Stunden wurde er von Eggbone mit einem Rempler in die Seite geweckt.
„Es geht aufs Ende zu“, sagte Professor Frankostonsky.
Frankostonsky und Dr. Saccharinowa waren gerade dabei, dem Transplantierten das eigene Schädeldach samt Kopfschwarte, unter dem sich jetzt das bösartige Gehirn befand, wieder aufzusetzen. Sie bohrten mit kleinen Drillbohrern Löcher in Schädelober- und Unterteil und verbanden beides mit Stahldraht.
Dann wurden dem Operierten links und rechts zwei große Elektroden an die Schläfen gelegt.
Prof. Frankostonsky betätigte einen Schalter. Funkenbahnen sprühten aus den Isolatoren des Reanimationsgerätes, und unter der Wirkung der feurigen Impulse, die sein neues Gehirn durchströmten, begann der bis jetzt leblose, auf seinem Eisbett liegende Koloß konvulsivisch mit dem Kopf zu zucken.
Es war ein gräßlicher Anblick, der Bomb beinahe den Knockout versetzte.
„Ymir“, sagte Professor Eggbone gedankenschwer, als sie ins Freie traten und begierig die frische Luft in ihre Lungen sogen, „Ymir, der Riese, geboren aus Feuer und Eis.“
15 .
Am Dienstagmorgen, nach einem kargen Frühstück, wobei Bomb seinen gewohnten häuslichen Komfort - Orangensaft, gegrillte Würstchen, geräucherten Fisch und den starken Kaffee von De Bry -vermißte, auch hatte er das rauhe, graue sozialistische Toilettenpapier als besonders schmerzlich empfunden, setzte er sich mit Eggbone zusammen, um den von M geplanten Brief an Ludmilla Saccharinowa zu verfassen. Sie ließen sich dazu in der Rezeption hoteleigenes Briefpapier geben.
Nach einer guten Stunde schließlich war das fingierte Schreiben nach den schon in London konzipierten Gesichtspunkten fertig.
Es lautete folgendermaßen:
Hochverehrte Ludmilla Saccharinowa!
Erlauben Sie mir, mich Ihnen zunächst vorzustellen: Mein Name ist Dr. James Bomb, ich bin Biogenetiker und Mitarbeiter von Prof. Archibald Eggbone aus Oxford, der Ihnen nicht unbekannt sein dürfte. Zusammen mit ihm besuche ich hier in Berlin den derzeitigen Weltkongreß für Transplantations- und Experimentalchirurgie.
Der Grund, warum ich mich mit diesem Schreiben an Sie zu wenden wage, ist ein zweifacher:
Zum einen, weil ich seit langem ein Bewunderer der wissenschaftlichen Leistungen Ihres großen Vaterlandes bin. Die gestrige Demonstration dieses Könnens in der Charité hat mir wieder einmal in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie groß der Vorsprung einer von sozialistischer Idee getragenen Forschung gegenüber kapitalistischen Ländern ist. Nach reiflichem Überlegen trage ich mich daher mit dem Gedanken, mich in den Dienst der friedliebenden sozialistischen Völker zu stellen.
Ich darf hinzufügen, daß auch mein verehrter Chef, Professor Eggbone, der mit den Forschungsbedingungen in seiner Heimat unzufrieden ist, ähnliche Gedanken geäußert hat. Es wäre für mich von äußerster Wichtigkeit, von Ihnen als einer Person, zu der ich spontan Vertrauen gefaßt habe, wohlmeinenden Rat zu erhalten.
Zum zweiten, und das ist für mich ein mindest gleichbedeutender Grund, weil ich seit unserem kurzen Treffen beim Ministerempfang, wo uns das kleine Mißgeschick mit dem Sektglas zusammenführte, eine tiefe Zuneigung für Sie als Frau hege.
Ich hoffe, Sie verzeihen mir die Kühnheit, Ihnen dieses zu gestehen. Ich schäme mich nicht eines so unerwarteten und beglückenden Gefühls.
Ich wende mich daher an Sie mit der Hoffnung, in Ihnen eine warmherzige Helferin für die Lösung meiner Probleme zu finden.
Ich flehe Sie an, verehrte Ludmilla Saccharinowa, mir baldigst ein persönliches Treffen zu gewähren. Ich lege mein weiteres Schicksal und Glück vertrauensvoll in Ihre begnadeten Hände.
In tiefer Bewunderung und Verehrung verbleibe ich, Ihrem Bescheid ungeduldig entgegenharrend,
Ihr Ihnen völlig ergebener
James Bomb
„Das ist vielleicht ein Schwulst“, meinte Bomb, als er den Brief in einen Umschlag steckte, ihn adressierte, den Absender vermerkte und die bittere Gummierung ableckte. „Ist das nicht ein bißchen zu dick aufgetragen?“
Professor Eggbone rieb sich vergnügt die Hände. „Der reinste Dostojewski“, sagte er. „Gerade richtig! Das trifft tief in die Seele einer russischen Frau - und für den KGB sind Sie ein völlig verblödeter Verliebter.
Wenn sich die Saccharinowa tatsächlich in Sie verliebt, so kann’s nicht schaden; doppelt genäht hält besser.“
„Ich
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