James Bomb jagt das geklonte Monster
Eggbone aus Oxford, nehme ich an!“ Er schmatzte ihm nach östlicher Sitte links und rechts einen Kuß neben den Air-Force-Schnauzer. „Wie ich mich freue, Sie zu sehen.“
Er drehte sich zu Bomb. Argwöhnisch fixierte er den schlanken, eleganten Agenten Ihrer Majestät, der sich bemühte, das grausame Satyr-Lächeln, das seinen Mund so oft umspielte, zu unterdrücken und dafür bieder und harmlos auszusehen.
Dann schlich sich falsche Freundlichkeit in Frankostonskys Blick. Abermals streckte er die Hände aus und ergriff die des Agenten.
„Und das ist sicher Dr. Bomb, Ihr Assistent. Ein glühender Verehrer von Dr. Saccharinowa, wie ich hörte ... Nein, nein, sagen Sie nichts, junger Freund... ich kann Sie sehr gut verstehen. Unser Täubchen Ludmilla Saccharinowa ist ja auch eine Augenweide!“
Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich zwischen Prof. Eggbone und Ludmilla Saccharinowa nieder, wobei er lüstern auf die schöne Russin stierte, die verärgert wegrückte.
Dann wandte er sich wieder an Bomb.
„Wie lange sind Sie schon Mitarbeiter von Prof. Eggbone?“ fragte er plötzlich.
Vorsicht, dachte Bomb, die Russen haben sicher einen Spitzel in Oxford, wahrscheinlich weiß er schon, daß kein Assistent mit Namen Dr. Bomb im biogenetischen Institut beschäftigt ist, zumindest konnte er das in kürzester Zeit herausbekommen.
„Tja, genaugenommen“, sagte er zu Frankostonsky, „werde ich erst mit Beginn des nächsten Monats meine Stellung bei Professor Eggbone antreten, dann wird am Institut eine Planstelle frei. Allerdings kenne ich Prof. Eggbone schon des längeren. Wir haben uns vor Jahren in Australien auf einem Kongreß kennengelernt und seitdem miteinander korrespondiert.“
„So ist das“, sagte Prof. Frankostonsky. Seine Augen glitzerten mißtrauisch. „Und worüber haben Sie promoviert, Dr. Bomb?“
„Über Stoffwechselunregelmäßigkeiten beim Downschen Syndrom“, antwortete Bomb. Das war ihm in Oxford eingebleut worden, er wußte aber nur, daß das Downsche Syndrom gleichbedeutend mit der Erkrankung an Mongolismus war.
„Und was haben Sie herausbekommen, Dr. Bomb?“ fragte Prof. Frankostonsky lauernd.
„Um Himmels willen, lassen Sie uns nicht davon anfangen, verehrter Kollege“, kam Prof. Eggbone Bomb zu Hilfe. „Unser junger Freund findet dann kein Ende mehr. Mir steckt noch sein Drei-Stunden-Vortrag in den Knochen, den er mir in London darüber gehalten hat. Nichts für ungut, lieber Bomb.
Seien Sie mir nicht böse, Kollege Frankostonsky, wenn ich das heute nicht noch einmal über mich ergehen lassen möchte, so interessant es auch ist...“
„Na gut“, sagte der Russe zur unendlichen Erleichterung Bombs, „dann ein anderes Mal.
Sie wollen also zu uns in die ruhmreiche Sowjetunion kommen?“ fragte er dann plump.
Mein Gott, der war ja ein Ausbund an Takt und Diplomatie, dachte Bomb. Depperter konnte man wohl keine Abwerbung betreiben.
„Das ist sehr klug von euch, meine Freunde, denn bald wird überall Sowjetunion sein. Der neue Sowjetmensch, der gerade geschaffen wird“, prahlte Frankostonsky, „wird die Welt mit seiner Klugheit und Stärke erobern!“
Er blickte suchend auf dem Tisch herum.
„Bedienung“, schrie er laut auf deutsch, „es ist nichts zu trinken da!“
Der Ober eilte herbei.
„Bring Wodka, Tölpel!“ befahl der Russe.
„Jawohl“, fuhr er zu Bomb und Eggbone fort, „es wird ein ganz neuer Mensch geschaffen, Sie haben es miterleben dürfen.
Der ,Homo frankostonskiensis’ betritt die Bühne der Menschheitsgeschichte, und ich habe ihn geschaffen. Diesen neuen Menschen wird es zehntausendfach geben, hunderttausendfach, millionenfach.“
Frankostonsky bückte sich und riß seinen rechten Schuh vom Fuß. Er richtete sich mit gerötetem Gesicht wieder auf und begann mit dem schwarzen Treter auf den Tisch zu hämmern, daß die Tassen hüpften. 3
Bomb entging nicht, daß der Absatz fürchterlich schief gelaufen war, aber immerhin handelte es sich um einen Ballyschuh der Größe 46 (gut und gern seine 450 Schweizer Franken das Paar), ein unübersehbares Statussymbol der kommunistischen Bonzenklasse, der sogenannten Nomenklatura.
Der erschrockene Kellner brachte eine Flasche Wodka an den Tisch und schenkte vier Gläser ein. Frankostonsky stürzte seines hinunter und füllte sofort nach.
„Und mir, seinem Schöpfer, wird man ein Denkmal erbauen“, rief er dramatisch. „Riesig und für alle Zeiten wird es auf dem Roten Platz vor dem Kreml
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