James Bomb jagt das geklonte Monster
Amateurbiologe und verstehe nur einen Bruchteil dessen, was Sie sagen, aber einiges hätte ich doch gern genauer gewußt. Daß man einer Maus zum Beispiel heutzutage ohne Schwierigkeiten ein paar Flügel anflicken kann, ohne daß sie ihr später wieder abfallen, okay, das nehm’ ich Ihnen ab. Aber deswegen verändere ich doch nicht ihre Erbmasse, diese komische DNS da. Denn wenn diese Maus heiratet, deswegen sind die Kinderchen doch noch lange keine Fledermäuse, oder?“
„Eins rauf mit Mappe, Dr. Bomb“, lobte Prof. Eggbone. „Aber ich bin sicher, Dr. Saccharinowa hat auch darauf eine Antwort.“
„Die Sache ist nicht ganz einfach und auch noch nicht ganz geklärt“, sagte die Ärztin. „Es scheint aber, daß gewisse morphologische Veränderungen unter bestimmten Umständen auch gewisse Veränderungen in der Erbmasse bewirken. Wir wissen das aus Tierversuchen. Wenn man Friedameisen Injektionen mit der Gehirnmasse von Killerameisen verabreicht, werden die Nachkommen ausgesprochen aggressiv. Wenn man einem harmlosen Heringshai Hirnteile eines weißen Killerhais einsetzt, so wird nicht nur er eine blutgierige Bestie, auch die folgende Haigeneration besteht aus Killern.
Mit der Transplantation eines Gehirns erfolgt ja nicht nur eine einfache morphologische Veränderung. Durch die äußeren Reize, die - unter anderem - auf das Gehirn einwirken und die es entsprechend seiner Mentalität verarbeitet, übt es eine zentrale Funktion auf den gesamten Hormonhaushalt des Körpers aus. Dabei beeinflußt es unter anderem auch die Bildung der Keimzellen.
Um es kurz zu machen: Veränderungen im Wesen - und auf die kommt es in unserem Fall ja an -können sich unter gewissen Umständen in der Erbmasse manifestieren. Es bedarf dabei der Unterstützung durch gewisse Drogen und anderer Psychopharmaka, über die ich“, hier lächelte Dr. Saccharinowa Prof. Eggbone verständnisheischend an, „ebenfalls erst zu einem späteren Zeitpunkt etwas ausführlicher sprechen möchte.“
„Na gut“, sagte Bomb, der biogenetische Zauberlehrling, „eine letzte Frage noch: Die Samenzellen Ymirs, die Sie mit ihrer veränderten Erbmasse in entkernte Eier einpflanzen wollen, die haben doch, soviel ich weiß, nur den halben Chromosomensatz, Sie brauchen aber doch den ganzen, oder sehe ich das falsch? Ohrläppchenzellen zum Beispiel hätten einen ganzen Chromosomensatz!“ schloß er etwas hilflos.
„Sie mit Ihren Ohrläppchen“, sagte Prof. Eggbone amüsiert. „Aber Sie haben recht, Bomb. Man braucht den ganzen Chromosomensatz. Sagen Sie ihm, wie Sie das machen wollen, Dr. Saccharinowa!“ „Wir verwenden dazu die Ursamenzellen von Ymir“, sagte die Ärztin, „das sind die Vorläufer der endgültigen reifen Samenzellen. Diese Ursamenzellen haben noch den ganzen Chromosomensatz von 46 Chromosomen, den sie ja erst zur Reifung der Spermatozoe halbieren...!“
Getöse und Lärm drangen von der Halle herein.
21
Die Tür wurde heftig aufgestoßen, und Prof. Igor Frankostonsky stürmte über die Schwelle.
Sein dunkles Haar hing ihm strähnig und fettig in die Stirn, sein Jackett war offen, der Kragen seines Hemdes zerknittert, die Krawatte gelockert.
„Frankostonsky“, stieß Ludmilla Saccharinowa erschrocken hervor. „Vorsicht, er scheint getrunken zu haben. In diesem Zustand ist er unberechenbar, außerdem ist er eifersüchtig.“
Frankostonskys stechende kleine Augen wanderten unruhig durch das Lokal. Als er die Ärztin und ihre Begleiter entdeckte, stelzte er mit den steifen Schritten eines Angetrunkenen auf sie zu. Die KGB-Leute reckten neugierig die Hälse.
„Ah, verehrte Kollegin, da sind Sie ja“, rief der vierschrötige Russe dröhnend. „Habe ich Sie endlich gefunden, Genossin Saccharinowa! Wollen Sie mich nicht mit Ihren englischen Freunden bekannt machen?“
Frankostonskys Englisch war guttural und mit starkem slawischem Akzent behaftet.
„Genosse Professor“, rief die Ärztin zornig. „Es ist gegen die Abmachung, daß Sie hierher kommen. Ich werde dem Genossen Dimitroff Mitteilung machen, daß Sie gegen seine ausdrücklichen Anweisungen handeln und daß Sie...“
„Aber, aber, Genossin Saccharinowa, warum so hitzig?“ rief Frankostonsky. „Ich wollte doch nur unsere verehrten Kongreßgäste persönlich kennenlernen. Betrachten wir das Ganze einfach als eine zufällige Begegnung!“
Er streckte seine Hände nach Prof. Eggbone aus, zog ihn zu sich empor und an seine Brust.
„Das ist wohl Professor
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