James Bomb jagt das geklonte Monster
wenigstens trinken, da wird es euch bestimmt in der großen Sowjetunion gefallen.“
Er schenkte sich erneut das Wasserglas randvoll.
„Es lebe unser geliebtes Mütterchen Rußland!“ brüllte er und schmiß Bomb einen Saure-Sahne-Buchweizenpfannkuchen auf den Schoß.
„Nasderowje“, gurgelte der Russe, und wieder verschwanden zweihundert cl reinsten Wodkas in seinem Rachen.
Ludmilla Saccharinowa putzte mit einer Serviette an Bombs Oberschenkel herum, was den Agenten trotz seines Alkoholspiegels mächtig erregte.
Er griff im Schutze der Tischdecke nach ihrer Hand und flüsterte heiser: „Wann seh’ ich Sie wieder, Ludmilla Saccharinowa? Sie wissen doch, daß Sie alles tun müssen, um mich für den Osten zu gewinnen!“
„Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, James!“ flüsterte die schöne Russin errötend zurück. „Ich habe morgen keinen Nachtdienst, warten Sie gegen neunzehn Uhr im Hotel in Ihrem Zimmer auf mich...“
„Nasderowje“, brüllte Frankostonsky dazwischen, „es lebe die sozialistische Gesellschaftsordnung.“
Er hob ein Glas Krimsekt, stürzte es hinunter und warf es hinter sich.
Wodka und Krimsekt flössen in Strömen, der Tisch glich einem Schlachtfeld. Reste von Blinis, Toast, Kaviar, Lachs und Butter vermengten sich in Pfützen verschütteten Alkohols.
Es wurde unentwegt unter Trinksprüchen weitergesoffen.
Frankostonsky und Eggbone - er war mal wieder soweit - kletterten schließlich auf die Stühle und sangen alle ihnen bekannten Nationalhymnen - von links bis rechts: die ,Marseillaise’ , die,Internationale’ und ,God save the Queen’.
Bomb, auch schwer angeschlagen, war schon am Überlegen, ob er nicht den bewährten Trick mit den K.O.-Tropfen anwenden sollte, als Prof. Frankostonsky mitten in dem mit Inbrunst gegrölten ‚Deutschland, Deutschland über alles’ plötzlich wankte und besinnungslos unter den Tisch stürzte, Tischtuch, Flaschen, Gläser und das übrige Chaos mit sich reißend.
„Ende der Fahnenstange“, murmelte Bomb erleichtert.
Ludmilla Saccharinowa erhob sich seufzend und ging zu den fassungslosen KGB-Leuten hinüber.
Sie sprach eine Minute mit ihnen und kam dann zu Bomb und Eggbone zurück.
„Ich habe ihnen vorgeschlagen, daß sie sich um Frankostonsky kümmern sollen und ich mit ihnen zurückgehen werde. Sie sind damit einverstanden“, sagte sie. Sie streckte Eggbone die Hand hin.
„Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Professor!“
Dann trat sie nahe an Bomb heran, umfaßte sein Gesicht und küßte ihn zärtlich auf beide Backen.
„Bis morgen“, flüsterte sie, nahm ihre Handtasche und lächelte ihnen beiden zu.
„Auf Wiedersehen, meine Freunde, bis bald.“
22
Am frühen Donnerstagnachmittag - sie waren unfähig, am Vormittag ihren Kopf auch nur zu heben -besuchten Bomb und Eggbone noch leicht angeschlagen den Vortrag eines britischen Kollegen, dem der Professor aus verschiedenen Gründen nicht gewogen war. Prof. Jonathan Skinner, Zoologe und Chirurg aus Cambridge, referierte über Gefäßtransplantation bei Affen der alten Welt.
„Ist selber einer“, brummte Eggbone unwirsch. Er kannte Skinner noch aus Kriegszeiten, wo er in der gleichen Einheit wie Eggbone als Furier tätig war und durch seine pfennigfuchserische Knausrigkeit bei der Zuteilung von Alkohol auffiel. Ferner hatte Skinner nach dem Krieg bei einem Veteranenball Eggbone einen - selbstredend vergeblichen -unsittlichen Antrag gemacht. Der verschmähte Liebhaber hatte daraufhin die folgenden Jahre immer wieder an Eggbones wissenschaftlichen Arbeiten mit geradezu widerwärtiger Pedanterie herumkritisiert, ohne ihm freilich ernsthaft an den Karren fahren zu können.
Dieser Skinner berichtete, daß die auf Gibraltar lebenden britischen Affen seit Generationen wegen der Rauheit des Felsens unter chronischen Gesäßaffektionen litten, daher waren ihnen durch ein Operationsteam unter seiner Leitung und unter der Schirmherrschaft seiner Königlichen Hoheit, des Prinzgemahls Philip, strapazierfähige Gefäßschwielen von afrikanischen Pavianen transplantiert worden. Die Verpflanzungen waren durchweg zufriedenstellend verlaufen.
Als unvorhergesehener, aber höchst willkommener Nebeneffekt - als solchen wertete ihn jedenfalls der Vortragende und brachte dies törichterweise auch noch zum Ausdruck - stellte sich eine Woche nach dem Eingriff eine zunehmende Verfärbung des Operationsfeldes ein, und zwar in den Farben des Union Jack. Der Anspruch
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