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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sowie die Wiederholung dieser zurückhaltenden Litanei würden weitergehen, bis das Ende kam und sich die Spieler zerstreuten. Dann würde man die Karten verbrennen oder auf andere Weise unbrauchbar machen, ein Tuch über dem Tisch ausbreiten, und der grasgrüne Filz des Schlachtfelds würde das Blut seiner Opfer aufsaugen und sich daran laben.
    Nachdem er eine dritte Karte genommen hatte, konnte der Grieche der Sieben des Bankhalters nicht mehr als eine Vier entgegensetzen.
    »
Un banco de deux millions
«, sagte der Croupier.
    Die Spieler links von Bond blieben stumm.
    »
Banco
«, sagte Bond.



DER MOMENT DER WAHRHEIT
    Le Chiffre sah ihn desinteressiert an. Das Weiß in seinen Augen war überall um seine Iris zu sehen, was seinem Blick etwas Teilnahmsloses und Puppenhaftes verlieh.
    Langsam griff er in die Tasche seines Jacketts. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, befand sich darin ein kleiner Metallzylinder, dessen Deckel Le Chiffre aufschraubte. Er steckte die Düse des Zylinders mit obszöner Bedächtigkeit zwei Mal in jedes seiner Nasenlöcher und inhalierte genussvoll den Benzedrindampf.
    In aller Ruhe steckte er den Inhalator wieder ein, dann erschien seine Hand schnell wieder auf Tischhöhe und gab dem Kartenschlitten den üblichen Stoß.
    Bond hatte den Blick des Bankhalters während dieser widerwärtigen Pantomime kühl erwidert und ihn sich dabei genauer angesehen: das breite, bleiche Gesicht, eingerahmt von kurzem rötlich braunem Haar, der ernste, feuchte, rote Mund und die beeindruckend breiten Schultern, bedeckt mit einem locker sitzenden, weit geschnittenen Jackett.
    Wären da nicht die glänzenden Satinaufschläge gewesen, hätte er ebenso gut auf den breiten Torso eines schwarzpelzigen Minotaurus starren können, der sich aus einer grünen Wiese erhob.
    Bond warf ein Bündel Scheine auf den Tisch, ohne sie nachzuzählen. Wenn er verlor, würde der Croupier genau das nehmen, was nötig war, um den Wetteinsatz abzudecken. Aber die lässige Geste übermittelte die Botschaft, dass Bond nicht vorhatte, zu verlieren, und dass dies nur eine symbolische Zurschaustellung der hohen finanziellen Mittel war, die Bond zur Verfügung standen.
    Die anderen Spieler spürten eine Spannung zwischen den beiden Kontrahenten, und es herrschte Schweigen am Tisch, als Le Chiffre die vier Karten aus dem Schlitten fingerte.
    Der Croupier schob Bond seine zwei Karten mit der Spitze der Palette herüber. Bond, der immer noch ungerührt Le Chiffres Blick hielt, streckte seine Hand ein paar Zentimeter weit aus, sah kurz nach unten und warf die Karten mit einer verächtlichen Geste offen auf den Tisch.
    Es waren eine Vier und eine Fünf – eine unschlagbare Neun.
    In der Runde wurde leise nach Luft geschnappt, und die Spieler links von Bond tauschten bedauernde Blicke aus, weil sie den Zwei-Millionen-Einsatz nicht selbst hatten halten können.
    Mit der Andeutung eines Schulterzuckens warf Le Chiffre langsam einen Blick auf seine eigenen beiden Karten und schnippte sie mit dem Fingernagel davon. Es waren zwei nutzlose Buben.
    »
Le baccarat
«, verkündete der Croupier, während er die dicken Jetons zu Bond schob.
    Bond steckte sie zu dem unbenutzten Geldbündel in die rechte Jacketttasche. Sein Gesicht verriet keine Emotionen, aber er war mit dem Erfolg seines ersten Coups und mit dem Ergebnis des stillen geistigen Duells äußerst zufrieden.
    Die Frau zu seiner Rechten, die Amerikanerin Mrs Du Pont, drehte sich mit einem gequälten Lächeln zu ihm um.
    »Ich hätte es nicht bis zu Ihnen kommen lassen dürfen«, sagte sie. »Sobald die Karten ausgeteilt waren, hätte ich mir am liebsten in den Hintern gebissen.«
    »Das war erst der Anfang des Spiels«, sagte Bond. »Das nächste Mal ist es vielleicht die richtige Entscheidung, zu passen.«
    Mr Du Pont lehnte sich von der anderen Seite zu seiner Frau hinüber. »Wenn man bei jeder Hand richtigliegen würde, wäre wohl keiner von uns hier.«
    »Ich schon«, lachte seine Frau. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das hier zum Spaß mache.«
    Während das Spiel weiterging, warf Bond einen Blick auf die Zuschauer, die sich um das hohe Messinggeländer drängten, das den Tisch umgab. Schnell entdeckte er Le Chiffres zwei Handlanger. Sie standen zu beiden Seiten hinter dem Bankhalter. Sie wirkten recht bieder, fielen aber trotzdem auf.
    Derjenige, der mehr oder weniger hinter Le Chiffres rechtem Arm stand, war hochgewachsen und wirkte in seinem Smokingjackett, als wolle er

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