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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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nahm an, dass er ihm nach dieser Niederlage nicht in die Augen sehen wollte. Vesper hingegen wirkte seltsam ungerührt und lächelte ihm sogar ermutigend zu. Aber andererseits, rief sich Bond ins Gedächtnis, hatte sie auch keinerlei Ahnung von diesem Spiel und verstand die Bitterkeit seiner Niederlage wahrscheinlich gar nicht.
    Der
huissier
kam auf Bond zu und blieb neben ihm stehen. Beugte sich zu ihm vor. Platzierte einen Umschlag vor Bond auf dem Tisch. Er war so dick wie ein Wörterbuch. Der
huissier
sagte etwas von der
caisse
. Und verschwand wieder.
    Bonds Herz begann wild zu schlagen. Er nahm den schweren, unbeschrifteten Umschlag und öffnete ihn unterm Tisch mit seinem Daumennagel. Dabei bemerkte er, dass der Kleber am Rand noch feucht war.
    Mit einer Mischung aus Unglauben und dem gleichzeitigen Wissen, dass dies tatsächlich passierte, erspürte er das dicke Geldbündel. Er ließ es in seine Tasche gleiten und warf im Schatten unter dem Tisch einen Blick auf die beigefügte kurze Notiz. Es handelte sich um eine einzige, mit Füller geschriebene Zeile: »Marshallhilfe. Zweiunddreißig Millionen Franc. Mit besten Grüßen der USA.«
    Bond musste schlucken. Er sah zu Vesper. Neben ihr stand wieder Felix Leiter. Er grinste leicht. Bond erwiderte das Lächeln und hob als kleine Geste der Danksagung seine Hand vom Tisch. Dann konzentrierte er sich darauf, alle Spuren des Gefühls vollkommener Niederlage, das ihn noch vor wenigen Augenblicken überschwemmt hatte, aus seinem System zu beseitigen. Dies war eine Gnadenfrist, aber auch nicht mehr als das. Weitere Wunder würde es nicht geben. Dieses Mal musste er gewinnen – sofern Le Chiffre nicht bereits seine fünfzig Millionen gemacht hatte –, wenn er weiterkommen wollte!
    Der Croupier hatte seine Aufgabe, die
cagnotte
auszurechnen, abgeschlossen. Nun tauschte er Bonds Geldscheine in Jetons um und stapelte diese zu einem riesigen Haufen in der Mitte des Tisches.
    Dort lagen zweiunddreißigtausend Pfund. Vielleicht, dachte Bond, brauchte Le Chiffre lediglich einen weiteren Coup, womöglich sogar bloß einen kleinen von nur ein paar Millionen Franc, um sein Ziel zu erreichen. Dann hätte er seine fünfzig Millionen wieder zusammen und würde den Tisch verlassen. Schon morgen hätte er seine Fehlbeträge ausgeglichen und seine Position wieder gesichert.
    Doch er rührte sich nicht von der Stelle, und Bond nahm erleichtert an, dass er Le Chiffres Ressourcen überschätzt haben musste.
    Die einzige Hoffnung bestand darin, ihn jetzt zu vernichten. Nicht darin, die Banksumme mit dem Tisch zu teilen oder nur eine kleine Rolle darin zu spielen, nein, er musste aufs Ganze gehen. Das würde Le Chiffre wirklich aufschrecken. Er würde es hassen, mehr als zehn oder fünfzehn Millionen des Einsatzes gedeckt zu sehen, und er würde kaum erwarten, dass jemand die gesamten zweiunddreißig Millionen Franc aufbrachte. Er konnte nicht wissen, dass Bond bankrott gegangen war, aber er ging wohl davon aus, dass dieser nur noch wenig Geld hatte. Er konnte den Inhalt des Umschlags nicht kennen. Und wenn, würde er wahrscheinlich die Banksumme zurückziehen und wieder von vorne anfangen, die ermüdende Reise, die mit dem Eröffnungsgebot von fünfhunderttausend Franc begann, erneut antreten.
    Seine Einschätzung stimmte.
    Le Chiffre brauchte noch weitere acht Millionen.
    Schließlich nickte er.
    »
Un banco de trente-deux millions

    Die Stimme des Croupiers hallte durch den Raum. Um den Tisch herum breitete sich Schweigen aus.
    »
Un banco de trente-deux millions

    Mit einer etwas lauteren, stolzen Stimme übernahm der
chef de partie
die Ansage und hoffte, damit das große Geld von den benachbarten Chemin-de-fer-Tischen anzulocken. Außerdem war dies eine wunderbare Werbung. Der Einsatz hatte in der Geschichte des Baccara nur einmal eine solche Höhe erreicht – 1950 in Deauville. Das rivalisierende Casino de la Forêt in Le Touquet war nie auch nur in die Nähe einer derartigen Summe gekommen.
    In diesem Moment lehnte sich Bond leicht vor.
    »
Suivi
«, sagte er leise.
    Um den Tisch herum erklang aufgeregtes Gemurmel. Die Nachricht verbreitete sich durch das Casino. Immer mehr Menschen strömten hinein. Zweiunddreißig Millionen! Für die meisten war das mehr, als sie in ihrem ganzen Leben verdient hatten. Es waren ihre Ersparnisse und die ihrer Familien. Es war, im wahrsten Sinne des Wortes, ein kleines Vermögen.
    Einer der Geschäftsführer des Casinos besprach sich mit

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