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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wirkte verwirrt und peinlich berührt und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
    »Eine vorübergehende Schwäche«, sagte er. »Nicht weiter erwähnenswert – nur die Aufregung, die Hitze.«
    Es gab Bekundungen des Mitgefühls. Das sei doch bei einem solch unglaublichen Spiel nicht weiter verwunderlich. Ob sich Monsieur nicht lieber zurückziehen und hinlegen wolle? Sollte man einen Arzt rufen?
    Bond schüttelte den Kopf. Er war wieder vollkommen in Ordnung. Er entschuldigte sich bei seinen Mitspielern. Auch beim Bankhalter.
    Es wurde ein neuer Stuhl gebracht, und er setzte sich. Dann warf er einen Blick zu Le Chiffre. Abgesehen von seiner Erleichterung darüber, am Leben zu sein, verspürte er außerdem einen Moment des Triumphes über das, was er sah – einen Hauch von Angst in dem fetten, blassen Gesicht.
    Am Tisch ertönte neugieriges Gemurmel. Bonds Nachbarn zu beiden Seiten lehnten sich vor und sprachen besorgt über die Hitze und die späte Stunde, den Rauch und den Mangel an Frischluft.
    Bond beantwortete höflich alle Nachfragen. Dann drehte er sich zur Menge hinter sich um. Der Handlanger war spurlos verschwunden, doch der
huissier
suchte nach dem Besitzer des zurückgelassenen Gehstocks. Er schien unbeschädigt zu sein. Nur die Gummispitze fehlte. Bond winkte ihn zu sich.
    »Wenn Sie ihn diesem Herrn dort geben«, sagte er und deutete auf Felix Leiter, »wird er ihn dem Besitzer zurückgeben. Er gehört einem seiner Bekannten.«
    Der
huissier
verbeugte sich leicht.
    Bond dachte grimmig, dass eine kurze Untersuchung des Gehstocks Leiter offenbaren würde, warum er eine solch beschämende Szene gemacht hatte.
    Er drehte sich wieder zum Tisch um und klopfte auf den grünen Filz vor sich, um anzuzeigen, dass er bereit war.



»LIEBESGEFLÜSTER, HASSGEFLÜSTER«
    »
La partie continue
«, verkündete der
chef
eindrucksvoll. »
Un banco de trente-deux millions

    Die Zuschauer reckten die Hälse. Le Chiffre gab dem Kartenschlitten einen harten Stoß. Als nachträglichen Einfall zog er seinen Benzedrin-Inhalator heraus und sog die Verdampfung mit seiner Nase tief ein.
    »Ein widerlicher Rohling«, sagte Mrs Du Pont links von Bond.
    Sein Geist war wieder klar und konzentriert. Durch ein Wunder hatte er eine verheerende Verwundung überlebt. Er spürte immer noch den Angstschweiß unter seinen Achseln. Aber der Erfolg seiner gewagten Aktion mit dem Stuhl hatte jede Erinnerung an das schreckliche Tal der Niederlage ausgelöscht, das er gerade noch hatte durchwandern müssen.
    Er hatte sich zum Narren gemacht. Das Spiel war für mindestens zehn Minuten unterbrochen worden, eine in einem respektablen Casino beispiellose Verzögerung. Doch nun warteten die Karten im Schlitten auf ihn. Sie durften ihn nicht im Stich lassen. Er spürte, wie sich sein Herzschlag bei der Aussicht auf das, was nun folgen würde, beschleunigte.
    Es war zwei Uhr morgens. Abgesehen von der dichten Menge um das große Spiel, waren drei der Chemin-defer-Tische sowie die gleiche Anzahl Roulettetische noch in Betrieb.
    Durch das gespannte Schweigen an seinem eigenen Tisch hörte Bond plötzlich einen entfernten Croupier sagen: »
Neuf. Le rouge gagne, impair et manque

    War dieses gute Omen für ihn oder für Le Chiffre?
    Die beiden Karten schlitterten über das grüne Meer auf ihn zu.
    Le Chiffre beobachtete ihn von der anderen Seite des Tisches, wie ein Oktopus unter einem Felsen.
    Bond streckte eine ruhige Hand aus und zog die Karten zu sich. Würde es der erleichternde Anblick einer Neun oder einer Acht sein?
    Im Schutz seiner Hand warf er einen Blick auf sein Blatt. Er biss die Zähne zusammen, und sein ganzer Körper spannte sich in Selbstverteidigung.
    Er hatte zwei Damen, zwei rote Damen.
    Aus den Schatten heraus starrten sie ihn höhnisch an. Es waren die Schlimmsten. Sie waren nichts wert. Null. Baccara.
    »Eine Karte«, sagte Bond, dem es schwerfiel, die Hoffnungslosigkeit aus seiner Stimme herauszuhalten. Er spürte, wie sich Le Chiffres Blick direkt in sein Hirn brannte.
    Der Bankhalter schaute sich seine eigenen zwei Karten an.
    Er hatte eine Punktzahl von drei – einen König und eine schwarze Drei.
    Bond stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus. Er hatte immer noch eine Chance. Das war der eigentliche Moment der Wahrheit. Le Chiffre stieß gegen den Schlitten, zog eine Karte heraus – Bonds Schicksal – und drehte sie langsam um.
    Es war eine Neun, eine wundervolle Herz Neun, die Karte, die in der Zigeunermagie als

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