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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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ging ihm darum, Zeit zu schinden und den nächsten schmerzhaften Schlag hinauszuzögern.
    »Ah, mein lieber Freund, ich vergaß, es zu erwähnen.« Le Chiffre lächelte anzüglich. »Nach unserem kleinen Spiel im Casino trafen wir uns erneut, und Sie waren ein so guter Sportsmann, dass Sie einer weiteren Partie zustimmten, die nur zwischen uns beiden stattfinden sollte. Es war eine galante Geste. Typisch für einen englischen Gentleman.
    Leider verloren Sie, und das bestürzte Sie so sehr, dass Sie beschlossen, Royale umgehend und mit unbekanntem Ziel zu verlassen. Ganz Gentleman, hinterließen Sie mir freundlicherweise eine Notiz, in der Sie die Umstände erklärten, damit ich keine Schwierigkeiten haben würde, den Scheck einzulösen. Sie sehen also, mein lieber Junge, es wurde an alles gedacht, und Sie müssen sich keine Sorgen um mein Konto machen.« Er kicherte.
    »Also, sollen wir dann fortfahren? Ich habe alle Zeit der Welt, und um die Wahrheit zu sagen, bin ich recht interessiert daran, zu erfahren, wie lange ein Mann diese spezielle Form der … äh … Ermutigung ertragen kann.« Er ließ den harten Teppichklopfer über den Boden klappern.
    Das war also der Stand der Dinge, dachte Bond, dessen Mut ihn nun endgültig verließ. Das »unbekannte Ziel« würde unter der Erde oder auf dem Grund des Meeres liegen, oder vielleicht auch einfach unter dem zerstörten Bentley. Nun, wenn er schon sterben musste, konnte er es ebenso gut auf die harte Tour versuchen. Er hegte keinerlei Hoffnung, dass Mathis oder Leiter ihn rechtzeitig fanden, doch zumindest bestand eine Chance, dass sie Le Chiffre einholen würden, bevor sich dieser aus dem Staub machen konnte. Es musste bald sieben Uhr sein. Womöglich war der Wagen bereits entdeckt worden. Es war keine angenehme Aussicht, doch je länger Le Chiffre ihn folterte, desto wahrscheinlicher war es, dass Bond gerächt werden würde.
    Er hob den Kopf und sah Le Chiffre direkt in die Augen.
    Das ehemals makellose Weiß war nun von roten Adern durchzogen. Es war, als würde man auf zwei schwarze Johannisbeeren starren, die in Blut kochten. Der Rest des breiten Gesichts war gelblich, bis auf die Stelle, wo dichte schwarze Stoppeln das verschwitzte Kinn bedeckten. Die Reste des schwarzen Kaffees, die in seinen Mundwinkeln klebten, verliehen seinem Ausdruck ein falsches Lächeln, und das ganze Gesicht wurde durch das Licht, das durch die Jalousien fiel, in helle und dunkle Streifen getaucht.
    »Nein«, sagte er tonlos, »… Sie …«
    Le Chiffre schnaubte und machte sich voll ungezügelter Wut wieder ans Werk. Zwischendurch knurrte er wie ein wildes Tier.
    Nach zehn Minuten hatte Bond glücklicherweise das Bewusstsein verloren.
    Le Chiffre hielt sofort inne. Mit einer kreisförmigen Bewegung seiner freien Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Dann schaute er auf seine Armbanduhr und schien eine Entscheidung zu treffen.
    Er stand auf und trat hinter den reglosen, schweißnassen Körper. Aus Bonds Gesicht und seinem Körper oberhalb der Taille war jegliche Farbe verschwunden. Sein Herzschlag war noch schwach zu sehen, doch abgesehen davon hätte er genauso gut tot sein können.
    Le Chiffre packte Bonds Ohren und verdrehte sie ruckartig. Dann lehnte er sich vor und schlug ihm mehrmals auf die Wangen. Bonds Kopf wankte mit jedem Schlag hin und her. Langsam wurde seine Atmung kräftiger. Ein animalisches Stöhnen entwich seinem schlaffen Mund.
    Le Chiffre nahm ein Glas Kaffee, goss etwas davon in Bonds Mund und schüttete ihm den Rest ins Gesicht. Bond öffnete langsam sie Augen.
    Le Chiffre kehrte zu seinem Stuhl zurück und wartete. Er zündete sich eine Zigarette an und betrachtete die Blutpfütze auf dem Boden unter dem reglosen Körper, der ihm gegenübersaß.
    Bond stöhnte wieder erbärmlich. Es war ein unmenschlicher Laut. Seine Augen öffneten sich vollständig, und er starrte seinen Folterer benommen an.
    Le Chiffre erklärte: »Das ist alles, Bond. Wir werden Ihnen jetzt ein Ende machen. Verstehen Sie? Wir werden Sie nicht töten, sondern Ihnen ein Ende machen. Und dann nehmen wir uns das Mädchen vor und sehen, ob wir aus Ihrer beider Überreste etwas herausbekommen können.«
    Er streckte die Hand nach dem Tisch aus.
    »Sagen Sie Ihrem besten Stück auf Wiedersehen, Bond.«



EIN ZERFURCHTES GESICHT
    Es war seltsam, die dritte Stimme zu hören. Das einstündige Ritual hatte lediglich nach einer Zwiesprache über dem schrecklichen Lärm der Folter verlangt.

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