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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Zuckungen einen Anflug von Trägheit aufwiesen. Er saß eine Weile lang da, trank seinen Kaffee und runzelte die Stirn, als wäre er ein Chirurg, der während einer schwierigen Operation den Kardiografen betrachtete.
    Als sich Bonds Augenlider flatternd öffneten, sprach er ihn erneut an. Doch nun lag ein Hauch von Ungeduld in seiner Stimme.
    »Wir wissen, dass sich das Geld irgendwo in Ihrem Zimmer befindet«, sagte er. »Sie ließen sich einen Scheck über vierzig Millionen Franc aushändigen, und ich weiß, dass Sie zurück ins Hotel gingen, um ihn dort zu verstecken.«
    Einen Augenblick lang fragte sich Bond, wie er sich dessen so sicher sein konnte.
    »Gleich nachdem Sie zum Nachtclub aufgebrochen waren«, fuhr Le Chiffre fort, »wurde Ihr Zimmer von vieren meiner Leute durchsucht.«
    Die Muntzens mussten ihnen dabei geholfen haben, überlegte Bond.
    »Wir fanden eine Menge kindischer Verstecke. Im Kugelhahn der Toilette befand sich ein interessantes kleines Codebuch, und an der Rückseite einer Kommode entdeckten wir ein paar weitere Papiere. Sämtliche Möbel wurden auseinandergenommen, und Ihre Kleider sowie die Vorhänge und Bettwäsche wurden zerschnitten. Jeder Zentimeter des Zimmers wurde durchsucht und die gesamte Einrichtung entfernt. Es ist höchst unerfreulich für Sie, dass wir den Scheck nicht finden konnten. Wenn wir ihn gefunden hätten, lägen Sie jetzt vermutlich gemütlich im Bett, vielleicht sogar mit der schönen Miss Lynd, anstatt das hier zu erleben.« Er ließ den Teppichklopfer hochschnellen.
    Durch den roten Nebel aus Schmerz lenkte Bond seine Gedanken auf Vesper. Er konnte sich vorstellen, wie die beiden bewaffneten Männer sie missbrauchten. Bevor Le Chiffre nach ihr schicken ließ, würden sie sich so viel nehmen, wie sie konnten. Er dachte an die fetten, feuchten Lippen des Korsen und die langsame Grausamkeit des dünnen Mannes. Das arme Ding war in diese Sache hineingezogen worden. Arme Kleine.
    Le Chiffre redete weiter.
    »Folter ist eine schreckliche Sache«, sagte er, während er an einer neuen Zigarette zog, »aber eine einfache Angelegenheit für den Folterer, besonders wenn der Patient«, er lächelte über das Wort, »ein Mann ist. Sehen Sie, mein lieber Bond, bei einem Mann ist es vollkommen unnötig, sich mit Raffinesse aufzuhalten. Mit diesem einfachen Werkzeug oder auch mit fast jedem beliebigen anderen Gegenstand kann man einem Mann so viel Schmerz zufügen wie möglich oder nötig ist. Glauben Sie nicht, was Sie in Romanen oder Büchern über den Krieg gelesen haben. Es gibt nichts Schlimmeres. Es ist nicht nur die unmittelbare Qual, sondern auch der Gedanke, dass die Männlichkeit nach und nach zerstört wird und dass man, wenn man nicht nachgibt, am Ende kein Mann mehr sein wird.
    Das, mein lieber Bond, ist ein trauriger und schrecklicher Gedanke – Sie erdulden eine lange Reihe körperlicher und geistiger Qualen, und dann kommt der letzte, entsetzliche Moment, in dem Sie mich anflehen werden, Sie zu töten. All das ist unausweichlich, es sei denn, Sie verraten mir, wo Sie das Geld versteckt haben.«
    Er schenkte sich etwas Kaffee nach und nahm einen großen Schluck, sodass sich seine Mundwinkel braun färbten.
    Bonds Lippen zuckten. Er versuchte, etwas zu sagen. Schließlich gelang es ihm, dass Wort als heiseres Krächzen hervorzubringen: »Trinken«, sagte er, und seine Zunge quoll hervor und fuhr über seine trockenen Lippen.
    »Natürlich, mein lieber Junge, wie gedankenlos von mir.« Le Chiffre goss etwas Kaffee in das zweite Glas. Auf dem Boden um Bonds Stuhl herum befand sich ein Kreis aus Schweißtropfen.
    »Wir müssen doch dafür sorgen, dass Ihre Zunge geschmiert bleibt.«
    Er legte den Griff des Teppichklopfers zwischen seinen dicken Beinen auf den Boden und erhob sich. Er stellte sich hinter Bond, packte eine Handvoll seines schweißnassen Haars und zerrte Bonds Kopf ruckartig nach hinten. Er kippte den Kaffee in kleinen Schlucken Bonds Kehle hinunter, damit er nicht daran erstickte. Dann ließ er seinen Kopf los, sodass dieser wieder nach vorn auf seine Brust kippte. Er ging zu seinem Stuhl zurück und hob den Teppichklopfer wieder auf.
    Bond hob seinen Kopf. »Geld wird nichts nützen.« Seine Stimme war undeutlich – ein angestrengtes Krächzen. »Die Polizei kann es zu Ihnen zurückverfolgen.«
    Von der Anstrengung erschöpft sank sein Kopf wieder nach vorn. Er übertrieb das Ausmaß seines körperlichen Zusammenbruchs, allerdings nur ein wenig. Es

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