James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Big sprach erneut.
»Sie dürfen rauchen, Mister Bond. Falls Sie irgendwelche anderen Absichten hegen sollten, möchte ich Sie auffordern, sich vorzubeugen und sich das Schlüsselloch der Schublade in diesem Schreibtisch direkt vor Ihnen ein wenig genauer anzusehen. Ich werde in Kürze für Sie bereit sein.«
Bond lehnte sich vor. Es war ein großes Schlüsselloch. Bond schätzte, dass sein Durchmesser etwas mehr als einen Zentimeter betrug. Vermutlich wurde die Waffe dahinter mittels eines Fußschalters unter dem Schreibtisch abgefeuert. Wie trickreich dieser Mann doch war. Kindisch. Kindisch? Vielleicht würde es doch nicht schaden, ihn ein wenig ernster zu nehmen. Die Tricks – die Bombe, der verschwindende Tisch – hatten sauber und effizient funktioniert. Es war nicht nur leere Überheblichkeit gewesen, um ihn zu beeindrucken. Und auch an dieser Waffe war nichts Absurdes. Die Konstruktion war vielleicht ein wenig aufwendig, aber – so musste er zugeben – technisch ausgereift.
Er zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch dankbar tief in seine Lunge ein. Seine Lage bereitete ihm keine allzu großen Sorgen. Er weigerte sich, zu glauben, dass er irgendwelchen Schaden nehmen könnte. Es wäre äußerst schwierig, ihn nur ein paar Tage nach seiner Ankunft aus England verschwinden zu lassen, sofern man nicht einen sehr überzeugenden Unfall ersinnen konnte. Und Leiter würde gleichzeitig mit ihm beseitigt werden müssen. Ihre beiden Geheimdienste würden das nicht einfach so hinnehmen, dessen musste sich auch Mr Big bewusst sein. Doch er machte sich Sorgen um Leiter, der sich nach wie vor in der Gewalt dieser grobschlächtigen schwarzen Affen befand.
Mr Bigs Lippen zogen sich langsam von seinen Zähnen zurück.
»Ich habe seit Jahren kein Mitglied des Secret Service mehr getroffen, Mister Bond. Nicht seit dem Krieg. Ihr Geheimdienst hat in diesem Krieg gute Arbeit geleistet. Sie haben ein paar sehr fähige Männer. Ich habe von meinen Freunden erfahren, dass Sie im Secret Service eine hohe Position innehaben. Ich glaube, Sie besitzen eine Doppelnullnummer – 007, wenn ich mich recht erinnere. Wie man mir mitteilte, bedeutet die Doppelnullnummer, dass Sie im Verlauf eines Auftrags einen Mann töten mussten. In einem Geheimdienst, der Mordanschläge nicht als Waffe einsetzt, kann es nicht viele Doppelnullnummern geben. Wen sollen Sie hier töten, Mister Bond? Doch nicht zufällig mich?«
Die Stimme war ruhig und gleichmäßig und enthielt keinerlei Emotion. In ihr schwang eine leichte Mischung verschiedener Akzente mit, Amerikanisch und Französisch, doch seine Ausdrucksweise war fast schon pedantisch genau und zeigte keine Spur von Slang.
Bond blieb stumm. Er vermutete, dass Moskau seine Beschreibung weitergeleitet hatte.
»Ich benötige eine Antwort von Ihnen, Mister Bond. Ihrer beider Schicksal hängt davon ab. Ich habe Vertrauen in meine Informationsquellen. Ich weiß sehr viel mehr, als ich gesagt habe. Eine Lüge werde ich leicht erkennen.«
Bond glaubte ihm. Er entschied sich für eine Geschichte, die er belegen konnte und die die Tatsachen abdecken würde.
»In Amerika sind englische Goldmünzen im Umlauf. Rosennobel von Edward IV.«, sagte er. »Manche davon wurden in Harlem verkauft. Das amerikanische Finanzministerium hat uns um Hilfe dabei gebeten, sie aufzuspüren, da sie aus einer britischen Quelle stammen müssen. Ich kam nach Harlem, um mir selbst ein Bild von der Situation zu machen, und zwar zusammen mit einem Vertreter des amerikanischen Finanzministeriums, von dem ich hoffe, dass er sich mittlerweile sicher zurück auf dem Weg in sein Hotel befindet.«
»Mr Leiter ist ein Agent der CIA, kein Vertreter des Finanzministeriums«, sagte Mr Big emotionslos. »Seine Lage ist derzeit extrem heikel.«
Er hielt inne und schien nachzudenken. Er sah an Bond vorbei.
»Tee-Hee.«
»Ja, Sir, Boss.«
»Fesseln Sie Mr Bond an seinen Stuhl.«
Bond erhob sich halb.
»Keine Bewegung, Mister Bond«, sagte die Stimme sanft. »Sie haben eine geringe Chance, zu überleben, wenn Sie bleiben, wo Sie sind.«
Bond sah Mr Big an und starrte in seine goldenen, teilnahmslosen Augen.
Er ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken. Sofort wurde ein breiter Gurt um seinen Körper gelegt und festgezogen. Zwei kürzere Gurte wurden um seinen Handgelenke gelegt und fesselten sie an die Armlehnen des Stuhls. Zwei weitere fixierten seine Fußgelenke. Er konnte sich mit dem Stuhl auf den Boden werfen, doch
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