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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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sich?«, fragte Mr Big.
    »Ja, Sir.« Tee-Hee nahm Bonds Beretta aus seiner Tasche und schob sie über den Schreibtisch. Mr Big hob sie auf und betrachtete sie fachmännisch. Er wog sie in der Hand und probierte die Griffigkeit der umgebauten Waffe aus. Dann entfernte er die Patronen, ließ sie auf den Schreibtisch fallen, stellte sicher, dass auch die Kammer leer war, und schob die Waffe in Bonds Richtung.
    »Weck ihn auf«, sagte er und schaute auf seine Uhr. Es war drei Uhr.
    Tee-Hee trat hinter Bonds Stuhl und grub seine Fingernägel in die Ohrläppchen des Geheimagenten.
    Bond stöhnte und hob den Kopf.
    Seine Augen richteten sich auf Mr Big, während er eine Reihe Obszönitäten ausstieß.
    »Seien Sie dankbar, dass Sie nicht tot sind«, sagte Mr Big emotionslos. »Jeglicher Schmerz ist dem Tod vorzuziehen. Hier ist Ihre Waffe. Ich habe die Patronen. Tee-Hee, gib sie ihm zurück.«
    Tee-Hee nahm die Waffe vom Schreibtisch und steckte sie in Bonds Holster.
    »Ich werde Ihnen kurz erklären«, fuhr Mr Big fort, »warum Sie nicht tot sind und warum Ihnen gestattet wurde, die Empfindung des Schmerzes zu genießen, anstatt in einem scherzhaft als Zementmantel bezeichneten Überzug zur Verschmutzung des Harlem River beizutragen.«
    Er hielt einen Augenblick lang inne und sprach dann weiter.
    »Mister Bond, ich leide unter Langeweile. Ich bin das Opfer dessen, was die frühen Christen als ‚Acedia‘ bezeichneten, die tödliche Lethargie, die jene umgibt, die übersättigt sind und keine weiteren Wünsche mehr haben. Ich bin in meinem gewählten Beruf absolut unübertroffen, genieße das Vertrauen jener, die meine Talente gelegentlich in Anspruch nehmen, und jene, die ich selbst beschäftige, fürchten mich und gehorchen mir unverzüglich. In meinem gewählten Umfeld gibt es im wahrsten Sinne des Wortes keine Welten mehr, die ich erobern kann. Leider ist es in meinem Leben schon zu spät, um dieses Umfeld noch gegen ein anderes einzutauschen, und da Macht das Ziel jeglichen Strebens ist, ist es unwahrscheinlich, dass ich in einem anderen Bereich mehr Macht erlangen könnte, als ich in diesem bereits besitze.«
    Bond lauschte den Worten mit einem Teil seines Verstands. Mit der anderen Hälfte schmiedete er bereits einen Plan. Er spürte Solitaires Anwesenheit, hielt seinen Blick jedoch von ihr fern. Er starrte ununterbrochen über den Tisch auf das große graue Gesicht mit den nicht blinzelnden goldenen Augen.
    Die leise Stimme fuhr fort.
    »Mister Bond, ich habe mittlerweile nur noch Freude an der Kunst, an dem Schliff und der Finesse, die ich meinen Operationen verleihen kann. Ich bin beinahe besessen davon, die Ausführung meiner Angelegenheiten mit einer vollkommenen Korrektheit und einer großen Eleganz zu versehen. Jeden Tag, Mister Bond, versuche ich, mir noch höhere Standards der Raffinesse und des technischen Schliffs zu setzen, damit jedes meiner Verfahren ein Kunstwerk sein kann, das meine Unterschrift so deutlich trägt wie beispielsweise die Schöpfungen Benvenuto Cellinis. Zurzeit bin ich damit zufrieden, mein eigener Richter zu sein, aber ich glaube aufrichtig, Mister Bond, dass die Annäherung an Perfektion, die ich mit meinen Operationen nach und nach erreiche, irgendwann in der Geschichte unserer Zeit anerkannt werden wird.«
    Mr Big hielt inne. Bond sah, dass seine großen gelben Augen weit aufgerissen waren, als ob er eine Vision hätte. Er ist vollkommen größenwahnsinnig, dachte Bond. Und das macht ihn nur umso gefährlicher. Der Fehler der meisten Kriminellen bestand darin, dass Gier ihr einziger Antrieb war. Ein engagierter Verstand war jedoch etwas ganz anderes. Dieser Mann war kein Gangster. Er war eine Bedrohung. Bond war fasziniert und auch ein wenig von Ehrfurcht ergriffen.
    »Ich akzeptiere die Anonymität aus zwei Gründen«, fuhr die leise Stimme fort. »Weil die Natur meiner Operationen es verlangt und weil ich die Selbstnegierung des anonymen Künstlers bewundere. Wenn Sie mir die Arroganz gestatten, möchte ich sogar sagen, dass ich mich manchmal als einer jener bedeutenden ägyptischen Freskenmaler betrachte, die ihr Leben der Erschaffung von Meisterwerken in den Gräbern der Könige widmeten und wussten, dass kein lebendes Wesen sie jemals zu Gesicht bekommen würde.«
    Die großen Augen schlossen sich für einen Moment.
    »Wie dem auch sei, kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Der Grund, Mister Bond, warum ich Sie heute nicht getötet habe, besteht darin, dass es mir kein

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