James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
knapp.«
WAHR ODER FALSCH?
Bond starrte das Telefon an, stand dann auf und ging zur Anrichte hinüber. Er füllte eine Handvoll angeschmolzener Eiswürfel in ein großes Glas, goss einen halben Fingerbreit Haig & Haig dazu und schwenkte die Mischung im Glas herum, um sie abzukühlen und zu verdünnen. Dann trank er das Glas in einem langen Zug halb leer. Er stellte es ab und zog sein Jackett aus. Seine linke Hand war so stark angeschwollen, dass er sie gerade noch durch den Ärmel bekam. Sein kleiner Finger war immer noch zurückgebogen, und als er mit dem Stoff in Berührung kam, schmerzte es entsetzlich. Der Finger war fast schwarz. Er löste seine Krawatte und öffnete die oberen Knöpfe seines Hemds. Dann nahm er das Glas, trank einen weiteren großen Schluck und kehre zum Telefon zurück.
Leiter ging sofort dran.
»Gott sei Dank«, sagte er mit echter Erleichterung. »Wie sieht der Schaden aus?«
»Ein gebrochener Finger«, erwiderte Bond. »Und bei Ihnen?«
»Totschläger. Wurde bewusstlos geschlagen. Nichts Ernstes. Sie fingen damit an, alle möglichen raffinierten Dinge in Betracht zu ziehen. Sie wollten mich mit der Kompressorpumpe in der Garage bekannt machen. Bei den Ohren anfangen und dann woanders weitermachen. Als keine Anweisungen von Mr Big kamen, wurde ihnen langweilig, und ich kam in den Genuss, die Feinheiten des Jazz mit Blabbermouth zu diskutieren, dem Mann mit der ausgefallenen Waffe. Wir kamen bis zu Duke Ellington und waren beide der Meinung, dass wir als Bandleader Drummer anstelle von Bläsern bevorzugen. Wir stimmten darin überein, dass das Klavier oder das Schlagzeug die Band besser zusammenhält als jedes andere Soloinstrument – Jelly Roll Morton zum Beispiel. Und da wir gerade beim Duke waren, habe ich ihm mal die Sache mit der Klarinette verklickert – ‚ein übles Holzblasinstrument, das niemand gut spielt‘.« Das hat ihn ganz schön zum Lachen gebracht. Und plötzlich waren wir Freunde. Der andere Mann – Flannel hieß er – wurde wütend, und Blabbermouth sagte ihm, er könne Feierabend machen und er werde sich um mich kümmern. Dann rief Mr Big an.«
»Ich war dabei«, sagte Bond. »Klang nicht so prickelnd.«
»Blabbermouth war tierisch nervös. Er lief im Raum auf und ab und redete mit sich selbst. Plötzlich benutzte er den Totschläger, und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder aufwachte, befanden wir uns vor dem Bellevue-Krankenhaus. Es war kurz nach halb vier. Blabbermouth hat sich immer wieder entschuldigt und meinte, es sei das Harmloseste gewesen, was er habe tun können. Ich glaube ihm. Er flehte mich an, ihn nicht zu verraten. Er sagte, er würde berichten, dass er mich halbtot zurückgelassen habe. Selbstverständlich versprach ich, einige äußerst blutrünstige Einzelheiten zu seinem Boss durchsickern zu lassen. Wir trennten uns im besten Einvernehmen. Ich wurde in der Notaufnahme behandelt und ging dann nach Hause. Ich habe mir verdammt große Sorgen um Sie gemacht, doch nach einer Weile klingelte das Telefon. Die Polizei und das FBI. Wie es scheint, hat sich Mr Big beschwert, dass heute Morgen irgendein verrückter Brite im Boneyard ausgerastet ist, drei seiner Männer erschossen hat – zwei Chauffeure und einen Kellner wohlgemerkt –, eins seiner Autos gestohlen hat und damit geflohen ist. Seinen Mantel und seinen Hut hat er an der Garderobe zurückgelassen. Mr Big verlangt, dass etwas unternommen wird. Natürlich habe ich die Bullen und das FBI verscheucht, aber sie sind fuchsteufelswild, und wir müssen sofort aus der Stadt verschwinden. In die Morgenausgabe wird die Story es wohl nicht mehr schaffen, aber die Nachmittagsausgaben der Zeitungen werden voll davon sein, und die Radio- und Fernsehsender werden sich ebenfalls darauf stürzen. Abgesehen davon wird Mr Big hinter Ihnen her sein wie von der Hornisse gestochen. Jedenfalls habe ich schon alles vorbereitet. Und jetzt erzählen Sie mal, und, Gott, bin ich froh Ihre Stimme zu hören!«
Bond lieferte einen detaillierten Bericht des Erlebten ab. Er vergaß nichts. Als er fertig war, stieß Leiter einen leisen Pfiff aus.
»Mann«, sagte er voller Bewunderung. »Sie haben zweifellos einen Eindruck bei Mr Big hinterlassen. Aber Sie hatten Glück. Diese Solitaire scheint Ihnen definitiv den Hintern gerettet zu haben. Denken Sie, wir können sie uns zunutze machen?«
»Das könnten wir, wenn wir an sie rankämen«, erwiderte Bond. »Er scheint sie ständig in seiner Nähe zu
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