James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Geschoss aus Muskeln und hartem Fleisch.
»Wir werden keine Barrakudas mehr jagen«, sagte Quarrel. »Ohne Sie wäre ich jetzt für einen Monat im Krankenhaus gewesen und hätte vielleicht mein Gesicht verloren. Es war dumm von mir. Wenn wir auf ihn zugeschwommen wären, wäre er abgehauen. Das tun sie immer. Sie sind Feiglinge, wie alle Fische. Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, er deutete auf die Zähne. »Die werden Sie nicht wiedersehen.«
»Das hoffe ich doch«, sagte Bond. »Ich habe nämlich nur ein Gesicht.«
Am Ende der Woche war Bond sonnenverbrannt und abgehärtet. Er hatte seinen Zigarettenkonsum auf zehn pro Tag reduziert und keinen einzigen Drink genommen. Er konnte über drei Kilometer weit schwimmen, ohne müde zu werden, seine Hand war vollkommen geheilt, und der Stress des Großstadtlebens war von ihm abgefallen.
Quarrel war zufrieden. »Sie sind jetzt für Surprise bereit, Cap’n«, sagte er. »Und ich wäre nicht gern der Fisch, der Sie zu fressen versucht.«
Am achten Tag kamen sie bei Einbruch der Dunkelheit zum Ferienhaus zurück. Dort wartete bereits Strangways.
»Ich habe gute Neuigkeiten für Sie«, sagte er. »Ihr Freund Felix Leiter wird es schaffen. Jedenfalls wird er nicht sterben. Aber sie mussten die Reste eines Arms und eines Beins amputieren. Nun haben die plastischen Chirurgen damit begonnen, sein Gesicht wieder aufzubauen. Sie haben mich gestern von Saint Petersburg aus angerufen. Offenbar bestand er darauf, dass man Ihnen eine Botschaft übermittelt. War das Erste, woran er dachte, nachdem er wieder zu sich gekommen war. Er sagt, es tue ihm leid, dass er nicht bei Ihnen sein kann, und Sie sollen nicht ins kalte Wasser springen – oder zumindest nicht so leichtfertig wie er.«
Bond versuchte, sich seine Emotionen nicht anmerken zu lassen. Er sah aus dem Fenster. »Bitte richten Sie ihm aus, dass er sich schnell wieder erholen soll«, sagte er abrupt. »Sagen Sie ihm, dass ich ihn vermisse.« Er sah wieder in den Raum. »Wie steht es mit der Ausrüstung? Alles in Ordnung?«
»Ich habe alles bekommen«, sagte Strangways, »und die
Secatur
segelt morgen nach Surprise. Wenn sie Port Maria passiert haben, sollten sie noch vor Einbruch der Dunkelheit vor Anker gehen. Mr Big befindet sich an Bord – das ist erst das zweite Mal, dass er mitkommt. Oh, und sie haben eine Frau dabei. Laut der CIA ein Mädchen namens Solitaire. Wissen Sie etwas über sie?«
»Nicht viel«, sagte Bond. »Aber ich würde sie gerne von ihm wegholen. Sie gehört nicht zu seinem Team.«
»Also eine Jungfrau in Nöten«, erwiderte der romantisch veranlagte Strangways. »Wie interessant. Laut der CIA ist sie ein Prachtexemplar.«
Doch Bond war bereits auf die Veranda hinausgegangen und blickte zu den Sternen hoch. Niemals zuvor in seinem Leben hatte so viel auf dem Spiel gestanden. Das Geheimnis des Schatzes, die Vernichtung eines großen Kriminellen, die Zerschlagung eines kommunistischen Spionagerings und die Zerstörung eines Tentakels von SMERSCH, der grausamen Maschine, mit der er noch eine Rechnung offen hatte. Und nun Solitaire, der ultimative persönliche Preis.
Die Sterne funkelten ihre geheimnisvollen Morsezeichen. Doch ihm fehlte der Code, um sie zu entschlüsseln.
BEAU DESERT
Strangways ging nach dem Abendessen allein zurück, und Bond teilte ihm mit, dass sie ihm im Morgengrauen folgen würden. Strangways ließ ihm einen frischen Stapel Bücher und Broschüren über Haie und Barrakudas da, und Bond ging sie mit gespannter Aufmerksamkeit durch.
Doch sie hatten Quarrels praktischem Wissen nichts hinzuzufügen. Sie waren alle von Wissenschaftlern geschrieben worden, und ein Großteil der Informationen über Angriffe bezog sich auf die Strände des Pazifiks, wo ein aufblitzender Körper in der Brandung jeden neugierigen Fisch auf sich aufmerksam machen würde.
Aber es schien eine allgemeine Übereinstimmung zu herrschen, dass die Gefahr für Taucher viel geringer war als für Oberflächenschwimmer. Diese konnten von fast jeder Haiart angegriffen werden, besonders wenn der Hai durch Blut im Wasser oder die Bewegungen einer verletzten Person stimuliert und angestachelt wurde. Aber manchmal, las er, konnten sie durch laute Geräusche im Wasser, sogar durch Geschrei unter der Oberfläche, verjagt werden. Häufig flohen sie auch, wenn sie ein Schwimmer verfolgte.
Die wirksamste Methode der Haiabwehr war laut den Tests der US-Marine eine Kombination aus Kupferacetat und einer dunklen
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