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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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auf.
    Auf einer Lichtung zwischen den Hütten, auf einem wilden Rasen aus Bermudagras, lag das Haus, das als Wochenendunterkunft für die Arbeiter der West Indian Citrus Company gedacht war. Es war auf Stelzen gebaut, um die Termiten abzuhalten, und gegen Moskitos und Sandfliegen sorgfältig abgedichtet. Bond verließ die Schotterstraße und parkte unter dem Haus. Während Quarrel zwei Räume auswählte und sie wohnlich machte, schlang Bond ein Handtuch um seine Hüften und ging durch die Palmen zum etwa zwanzig Meter entfernten Ozean.
    Eine Stunde lang schwamm und faulenzte er im warmen Wasser, dachte über Surprise und ihr Geheimnis nach, über diese knapp dreihundert Meter, über die Haie und Barrakudas und die anderen Gefahren des Meeres, dieser großen Bibliothek aus Büchern, die man nicht lesen konnte.
    Als Bond zu dem kleinen Holzbungalow zurückkehrte, bissen ihn die ersten Sandfliegen. Quarrel lachte, als er die flachen Beulen auf seinem Rücken sah, die schon bald furchtbar zu jucken begannen.
    »Man kann sie nicht fernhalten, Cap’n«, sagte er. »Aber wir können etwas gegen das Jucken unternehmen. Am besten duschen Sie sich erst mal, um das Salz abzuwaschen. Am schlimmsten beißen sie abends etwa eine Stunde lang, und sie mögen Salz zum Essen.«
    Als Bond aus der Dusche kam, zog Quarrel eine alte Medizinflasche hervor und betupfte die Bisse mit einer braunen Flüssigkeit, die nach Teer roch.
    »Wir haben auf den Kaimaninseln mehr Mücken und Sandfliegen als sonst wo auf der Welt«, erklärte er, »aber wir beachten sie nicht weiter, solange wir diese Medizin haben.«
    Die zehn Minuten der tropischen Dämmerung brachten ihre vorübergehende Melancholie mit sich, dann erschienen die Sterne und der Dreiviertelvollmond, und das Meer erstarb zu einem Flüstern. Zwischen den beiden starken Winden Jamaikas entstand eine kurze Flaute, dann begannen die Palmen wieder zu flüstern.
    Quarrel drehte seinen Kopf ruckartig Richtung Fenster.
    »Der Hauch des Totengräbers«, bemerkte er.
    »Was ist das?«, fragte Bond.
    »Die Seeleute nennen es einen ablandigen Wind«, sagte Quarrel. »Der Totengräber bläst die schlechte Luft nachts von sechs bis sechs von der Insel. Dann kommt jeden Morgen der ‚Atem des Doktors‘ und bläst die gute Luft vom Meer herein. Jedenfalls nennen wir sie auf Jamaika so.«
    Quarrel sah Bond spöttisch an.
    »Schätze, Sie und der Hauch des Totengräbers haben so ziemlich den gleichen Job, Cap’n«, sagte er halb ernst.
    Bond lachte auf. »Da bin ich ja froh, dass ich zumindest nicht die gleichen Arbeitszeiten habe.«
    Draußen begannen die Grillen und Baumfrösche zu zirpen und zu quaken und die großen Schwärmer flogen zum Fliegengitter vor den Fenstern, hängten sich daran und starrten voll zitternder Ekstase auf die zwei Öllampen, die drinnen von den Querbalken hingen.
    Gelegentlich kamen zwei Fischer oder eine Gruppe kichernder Mädchen auf dem Weg zur einzigen Bar an der Spitze der Bucht am Strand vorbei. Niemand ging allein, aus Angst vor den Geistern unter den Bäumen oder dem rollenden Kalb, dem schrecklichen Tier, das mit Ketten an den Beinen und flammenden Nüstern auf einen zugerollt kam.
    Während Quarrel aus Fisch, Eiern und Gemüse eine der saftigen Mahlzeiten zubereitete, die für den Speiseplan hier typisch waren, saß Bond unter der Lampe und ging die Bücher durch, die Strangways aus der Nationalbibliothek von Jamaika ausgeliehen hatte. Es waren Bände über die tropische See und ihre Bewohner von Beebe und Allyn und anderen sowie über die Unterwasserjagd von Cousteau und Hass. Er hatte beschlossen, dass er es fachmännisch anstellen und nichts dem Zufall überlassen würde, wenn er sich aufmachte, um diese dreihundert Meter Wasser zu durchqueren. Er kannte Mr Bigs Kaliber und schätzte, dass die Verteidigungsmaßnahmen der Insel technisch hervorragend sein würden. Er nahm an, dass sie nicht nur einfache Waffen wie Kanonen und Sprengstoffe beinhalten würden. Mr Big musste ungestört von der Polizei arbeiten können. Er musste außer Reichweite des Gesetzes bleiben. Wahrscheinlich waren irgendwie die Kräfte des Meeres eingespannt worden, um Mr Big die Arbeit abzunehmen, also konzentrierte er sich auf den Tod durch Haie und Barrakudas, vielleicht auch durch Teufelsrochen und Kraken.
    Die von den Naturforschern dargelegten Fakten waren schaurig und Ehrfurcht einflößend, doch die Erlebnisse von Cousteau im Mittelmeer und die von Hass im Roten Meer und der Karibik

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