James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
ist. Die Hauptsache ist, Zeit zu gewinnen und mögliche Unruhestifter abzuhalten. Momentan sind alle so stolz auf das Projekt Moonraker, dass sie nicht allzu genau nachfragen werden, was schiefgelaufen ist.«
Die Gegensprechanlage auf Ms Schreibtisch begann zu summen, und ein rotes Lämpchen blickte auf. M nahm den Hörer ab. »Ja?«, sagte er. Es gab eine Pause. »Ich nehme ihn über die Kabinettleitung entgegen.« Er legte auf und hob aus einer Reihe von vier Telefonen den weißen Hörer ab.
»Ja«, sagte M. »Am Apparat.« Eine Pause. »Ja, Sir. Verstanden.« M aktivierte sein Chiffriergerät. Dann presste er den Hörer so fest an sein Ohr, dass Bond kein einziges Wort hörte. Es entstand eine lange Pause, während der M gelegentlich an der Pfeife in seiner linken Hand zog. »Ich stimme Ihnen vollkommen zu, Sir.« Eine weitere Pause. »Ich weiß, dass sich mein Mann sehr geehrt gefühlt hätte, Sir. Aber natürlich sind gewisse Regeln zu beachten.« M runzelte die Stirn. »Wenn Sie erlauben, Sir, ich denke, das wäre höchst unklug.« Eine Pause, dann löste sich die Anspannung in Ms Gesicht. »Vielen Dank, Sir. Natürlich hat Vallance das gleiche Problem. Und es wäre das Mindeste, was sie verdient hätte.« Eine erneute Pause. »Ich verstehe. Wird erledigt.« Eine Pause. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir.«
M legte den weißen Hörer zurück auf seine Gabel und das Chiffriergerät stellte sich mit einem Klicken wieder auf die Ausgangsstellung.
Einen Moment lang starrte M weiter auf das Telefon, als ob er nicht ganz fassen könnte, was da gerade gesagt worden war. Dann drehte er seinen Sessel vom Schreibtisch weg und blickte nachdenklich aus dem Fenster.
Im Raum herrschte Schweigen, und Bond verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl, um den Schmerz zu lindern, der in seinen Körper zurückkroch.
Die gleiche Taube wie am Montag, oder vielleicht auch eine andere, setzte sich begleitet vom gleichen Flügelschlagen auf den Fenstersims. Sie lief auf und ab, nickte und gurrte, und segelte schließlich wieder zu den Bäumen im Park davon. In der Ferne murmelte träge der Verkehr.
Wie nah all das daran gewesen war, zerstört zu werden, dachte Bond. Um ein Haar hätte es hier jetzt nichts mehr gegeben bis auf den fernen Klang der Lazarettglocken unter einem schrecklichen schwarz-orangen Himmel, den Gestank der Brände und die Schreie der Menschen, die immer noch in den Gebäuden gefangen waren. Das sanft schlagende Herz Londons wäre eine Generation lang zum Schweigen gebracht worden. Eine ganze Generation seiner Einwohner hätte tot auf den Straßen gelegen, inmitten der Ruinen einer Zivilisation, die sich vielleicht jahrhundertelang nicht mehr erheben würde.
All das verursacht durch einen einzigen Mann, der voller Verachtung beim Kartenspiel betrog, um seinem manischen Ego zu schmeicheln. Wenn ihm der überkorrekte Präsident des Blades nicht auf die Schliche gekommen wäre; wenn M nicht eingewilligt hätte, einem Freund zu helfen; wenn Bond sich nicht an die halbvergessenen Lektionen eines Kartenzinkers erinnert hätte; wenn Vallance keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen hätte; wenn Gala nicht so ein Talent für Zahlen gehabt hätte; wenn nicht ein ganzes Netz winziger Umstände eingetreten wäre, ein Netz aus Zufällen.
Doch wer hatte dieses Netz geschaffen?
Ein schrilles Quietschen ertönte, als M seinen Sessel zurückdrehte. Bond richtete seinen Blick wieder aufmerksam auf die grauen Augen auf der anderen Seite des Schreibtischs.
»Das war der Premierminister«, erklärte M schroff. »Er sagt, dass er Sie und Miss Brand aus dem Land haben will.« M senkte seinen Blick und blickte stur in den Kopf seiner Pfeife. »Bis morgen Nachmittag müssen Sie beide verschwunden sein. An diesem Fall sind zu viele Personen beteiligt, die Ihre Gesichter kennen. Sie könnten eins und eins zusammenzählen, wenn sie Ihren Zustand sehen. Gehen Sie, wohin Sie möchten. Sie bekommen ein unbegrenztes Spesenkonto. In jeder Währung, die Sie wollen. Ich werde dem Zahlmeister Bescheid geben. Bleiben Sie einen Monat weg. Aber bleiben Sie unauffällig. Man würde Sie schon heute Nachmittag aus dem Land schaffen, aber das Mädchen hat morgen Vormittag um elf eine Verabredung. Im Buckingham Palace. Ihr wird das Georgs-Kreuz verliehen. Natürlich folgt die öffentliche Bekanntgabe erst im neuen Jahr. Ich würde sie eines Tages gerne mal kennenlernen. Muss ein tolles Mädchen sein.« Als M aufsah, blieb sein Gesichtsausdruck
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