James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Verteidigung brach ein. Dieser verdammte Kerl, dachte sie. Sie schenkte ihm ein widerwilliges Lächeln. »Ach, was soll’s«, sagte sie. »Kommen Sie. Ich kann nicht den ganzen Morgen damit verbringen, Ratespielchen zu spielen. Er will uns beide sprechen und er mag es nicht, wenn man ihn warten lässt.« Sie stand auf, ging zur Verbindungstür und öffnete sie. Bond folgte ihr und schoss die Tür hinter sich.
Drax stand im Raum und starrte auf die beleuchtete Wandkarte. Als sie eintraten, drehte er sich um. »Ah, da sind Sie ja«, bemerkte er mit einem strengen Blick auf Bond. »Ich dachte schon, Sie hätten uns womöglich verlassen. Den Wachen zufolge haben Sie sich heute Morgen um halb acht aus der Anlage entfernt.«
»Ich musste telefonieren«, erklärte Bond. »Ich hoffe, ich habe niemanden beunruhigt.«
»In meinem Studienzimmer befindet sich ein Telefon«, erwiderte Drax knapp. »Tallon fand es vollkommen ausreichend.«
»Ah, der arme Tallon«, sagte Bond unverbindlich. In Drax’ Stimme lag ein einschüchternder Tonfall, der ihm besonders missfiel und in ihm das instinktive Verlangen weckte, dem Mann den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dieses Mal war er erfolgreich.
Drax warf ihm einen harten Blick zu, den er mit einem kurzen bellenden Lachen und einem Schulterzucken überspielte. »Machen Sie, was Sie wollen«, meinte er. »Sie haben schließlich eine Aufgabe zu erledigen. Solange Sie die Abläufe hier unten nicht stören. Sie dürfen nicht vergessen«, fügte er in vernünftigerem Tonfall hinzu, »dass all meine Männer momentan extrem angespannt sind und wir keine mysteriösen Geschichten gebrauchen können. Ich hoffe, Sie wollen ihnen heute nicht allzu viele Fragen stellen. Es wäre mir lieber, wenn sie sich heute keine zusätzlichen Sorgen machen müssten. Sie haben sich noch nicht wieder von Montag erholt. Miss Brand kann Ihnen alles über sie erzählen, und ich glaube, all ihre Akten befinden sich in Tallons Zimmer. Haben Sie bereits einen Blick darauf geworfen?«
»Ich habe keinen Schlüssel für den Aktenschrank«, erwiderte Bond wahrheitsgemäß.
»Tut mir leid, mein Fehler«, sagte Drax. Er ging zum Schreibtisch, öffnete eine Schublade, nahm einen kleinen Schlüsselbund heraus und reichte ihn Bond. »Die hätte ich Ihnen bereits gestern Abend geben sollen. Der Inspector, der diesen Fall bearbeitet, bat mich darum, sie Ihnen auszuhändigen. Entschuldigen Sie.«
»Vielen Dank«, entgegnete Bond. Er hielt inne. »Übrigens, wie lange arbeitet Krebs schon für Sie?« Er stellte die Frage aus einem Impuls heraus. Im Raum herrschte für einen kurzen Moment Schweigen.
»Krebs?«, wiederholte Drax nachdenklich. »Er ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Dann griff er in seine Hosentasche und zog eine Packung seiner Filterzigaretten heraus. Seine plumpen Finger fummelten an der Zellophanhülle herum. Er nahm eine Zigarette heraus, stopfte sie sich in den Mund unter dem fransigen rötlichen Schnurrbart und zündete sie an.
Bond war überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass man hier unten rauchen darf.« Er selbst hatte sich nur mühsam zurückhalten können.
Drax’ Zigarette, ein winziger weißer Strich in der Mitte des riesigen roten Gesichts, wackelte auf und ab, während er antwortete, ohne sie aus dem Mund zu nehmen. »Hier drinnen geht das in Ordnung«, sagte er. »Diese Räume sind luftdicht. Die Türen sind mit Gummi gesäumt. Die Belüftung arbeitet unabhängig vom restlichen System. Die Werkstätten und Generatoren müssen vom Schacht getrennt sein und außerdem«, seine Lippen verzogen sich um die Zigarette herum zu einem Grinsen, »muss ich einfach die Möglichkeit haben, zu rauchen.«
Drax nahm die Zigarette aus dem Mund und betrachtete sie. Er schien eine Entscheidung zu treffen. »Sie haben wegen Krebs gefragt«, sagte er. »Nun«, er warf Bond einen bedeutsamen Blick zu, »ganz unter uns, ich vertraue dem Burschen nicht hundertprozentig.« Er hob eine warnende Hand. »Natürlich ist nichts Konkretes vorgefallen, sonst hätte ich ihn schon längst entfernen lassen, aber ich habe gesehen, wie er im Haus herumschnüffelte, und einmal habe ich ihn in meinem Studienzimmer erwischt, wo er meine privaten Aufzeichnungen durchsuchte. Er lieferte mir eine zufriedenstellende Erklärung, und ich beließ es bei einer Verwarnung. Aber um ganz ehrlich zu sein, hege ich einen Verdacht gegen den Mann. Natürlich kann er keinen Schaden anrichten. Er gehört zum Haushaltspersonal, und die
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