James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
zu sprechen. »Sie ist ein kluges Mädchen«, erklärte er. »Wenn Mr K. etwas vorhat, hat sie sicher eine Ahnung, was das sein könnte. Und wenn Mr T. sonntagnachts ein Geräusch gehört hat, dann hat sie es möglicherweise auch gehört. Allerdings hat sie nichts davon erwähnt.«
Bond erzählte nichts von der Begrüßung, die er von Vallance’ Agentin erhalten hatte. »Ich werde heute Morgen mit ihr reden«, sagte er, »und ich lasse Ihnen die Karte und den Leica-Film zukommen, damit Sie einen Blick darauf werfen können. Ich werde sie dem Inspector geben. Vielleicht kann sie jemand von der Straßenpatrouille zu Ihnen bringen. Übrigens, von wo aus hat T. angerufen, als er am Montag seinen Arbeitgeber kontaktierte?«
»Ich lasse den Anruf zurückverfolgen und gebe Ihnen Bescheid«, versprach Vallance. Und ich sorge dafür, dass das Trinity House die Besatzung der South Goodwin und die Küstenwache fragt, ob sie helfen können. Sonst noch etwas?«
»Nein«, erwiderte Bond. Die Leitung verlief durch zu viele Schaltbretter. Wenn es M gewesen wäre, hätte er vielleicht mehr Andeutungen gemacht. Es erschien ihm lächerlich, mit Vallance über Schnurrbärte und den Hauch der lauernden Gefahr zu reden, den er in der Nacht zuvor verspürt und den das Tageslicht vertrieben hatte. Diese Polizisten wollten harte Fakten. Sie waren besser darin, Verbrechen aufzuklären, als sie vorauszuahnen, befand er. »Nein. Das ist alles.« Er legte auf.
Nach einem ausgezeichneten Frühstück fühlte er sich besser gelaunt. Er las den
Express
und die
Times
und entdeckte einen knappen Bericht über die gerichtliche Untersuchung des Tallon-Falls. Der
Express
hatte eine große Sache aus dem Foto des Mädchens gemacht, und Bond stellte amüsiert die neutrale Ähnlichkeit fest, die Vallance erschaffen hatte. Er beschloss, dass er versuchen musste, mit ihr zusammenzuarbeiten. Er würde sie ganz und gar ins Vertrauen ziehen, ob sie nun dafür empfänglich war oder nicht. Vielleicht hegte sie ebenfalls gewisse Verdächtigungen und hatte Eingebungen, die so vage waren, dass sie sie für sich behielt.
Bond fuhr zum Haus zurück. Es war erst neun Uhr. Als er durch die Bäume auf die Anlage zufuhr, erklang das Geheul einer Sirene, und aus dem Wald hinter dem Haus kamen zwölf Männer im perfekten Gleichschritt in einer Doppelreihe gelaufen und hielten auf die Abschusskuppel zu. Sie warteten, während einer von ihnen die Klingel betätigte. Dann öffnete sich die Tür, und sie verschwanden alle im Inneren des Gebäudes.
Kratze an der Oberfläche eines Deutschen und du findest Genauigkeit, dachte Bond.
2 Bond lag falsch: Samstag, 27. November 1954. R.I.P.
14
JUCKENDE FINGER
Eine halbe Stunde zuvor hatte Gala Brand ihre Frühstückszigarette ausgedrückt, den Rest ihres Kaffees ausgetrunken und ihr Schlafzimmer verlassen. Dann war sie zur Anlage hinübergegangen. Dabei sah sie in ihrer makellosen weißen Bluse und dem plissierten blauen Rock durch und durch wie eine Privatsekretärin aus.
Pünktlich um halb neun war sie in ihrem Büro. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Stapel Fernschreiben vom Luftfahrtministerium, und ihre erste Handlung bestand darin, eine Zusammenfassung ihrer Inhalte auf eine Wetterkarte zu übertragen. Dann ging sie durch die Verbindungstür in Drax’ Büro und befestigte die Karte an der Tafel, die parallel zur Wand neben der leeren Glaswand hing. Danach betätigte sie den Schalter, der die Wandkarte beleuchtete, führte anhand der Zahlenreihen, die das Licht zum Vorschein brachte, einige Berechnungen durch und trug die Ergebnisse in das Diagramm ein, das sie an der Tafel befestigt hatte.
Genau das Gleiche hatte sie jeden Tag getan, seit die Anlage fertiggestellt worden war und der Bau der Rakete in ihrem Inneren begonnen hatte, und mit jedem Mal wurden die Zahlen des Luftfahrtministeriums genauer, während der Augenblick des Testabschusses näher rückte. Mittlerweile war sie darin so erfahren, dass sie die Kreiseleinstellungen für fast jede Abweichung des Wetters in den verschiedenen Höhenlagen im Kopf hatte.
Daher ärgerte es sie umso mehr, dass Drax ihre Zahlen scheinbar einfach nicht akzeptieren wollte. Jeden Tag wenn pünktlich um neun die Alarmglocken losgingen und er die steile Eisentreppe hinunter und in sein Büro kam, bestand seine erste Amtshandlung darin, nach dem unerträglichen Dr. Walter zu rufen. Dann rechneten sie ihre Zahlen gemeinsam erneut durch und übertrugen die Ergebnisse in das dünne schwarze
Weitere Kostenlose Bücher