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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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des Krieges, der die staatlichen Sicherheitsmaßnahmen mit seinem eigenen privaten Spionagesystem verstärkt hatte?
    Falls diese Theorie zutraf, blieb nur noch der Doppelmord. Nun, da Bond selbst Zeuge der Magie und der Anspannung des Moonraker-Projekts geworden war, erschienen ihm die Fakten der hysterischen Erschießung nachvollziehbarer. Was die Markierung auf der Karte anging, so mochte sie an jedem beliebigen Tag des vergangenen Jahres gemacht worden sein. Das Fernglas war einfach nur ein Fernglas, und die Schnurrbärte der Männer waren eben einfach nur viele Schnurrbärte.
    Bond saß im stillen Zimmer und legte die Puzzleteile so zusammen, dass in seinem Geist zwei vollkommen unterschiedliche Bilder entstanden. Auf einem schien die Sonne, und alles war so klar und unschuldig wie der neue Tag. Das andere war eine dunkle Verwirrung aus Schuldmotiven, diffusen Verdächtigungen und albtraumhaften Befragungen.
    Als der Gong zum Mittagessen läutete, wusste er immer noch nicht, für welches Bild er sich entscheiden sollte. Daher schob er die Entscheidung auf und verdrängte alle weiteren Gedanken aus seinem Kopf, bis auf die Aussicht auf den Nachmittag, den er allein mit Gala Brand verbringen würde.

16
EIN GOLDENER TAG
    Es war ein wunderschöner Nachmittag, der in den Farben Blau, Grün und Gold leuchtete. Als sie das Betonfeld durch das Wachtor in der Nähe der leeren Abschussanlage verließen, die nun über ein dickes Kabel mit der Startvorrichtung verbunden war, blieben sie einen Moment lang am Rand des großen Kreidefelsens stehen und ließen den Blick über den Teil von England schweifen, an dem Cäsar vor zweitausend Jahren gelandet war.
    Links von ihnen erstreckte sich ein hügeliger Teppich aus grünen Wiesen, auf dem kleine Wildblumen wuchsen, bis zu den langen Kieselstränden von Walmer und Deal, die sich bis zur Bucht von Sandwich erstreckten. Dahinter schimmerten die Klippen von Margate weiß durch den fernen Dunst, der North Foreland bedeckte und die graue Narbe des Flughafens von Kent verbarg, über dem die amerikanischen Thunderjets ihre weißen Signaturen in den Himmel malten. Dann kam die Isle of Thanet und dahinter – außer Sichtweite – die Mündung der Themse.
    Es herrschte Ebbe, und die Goodwin Sands lagen golden und friedlich im funkelnden blauen Wasser der Straße von Dover. Lediglich die vereinzelten Masten und Spiere, die sich entlang der Sandbänke erstreckten, erzählten die wahre Geschichte der berüchtigten Meerenge. Die weißen Buchstaben auf dem South-Goodwin-Feuerschiff waren leicht zu erkennen, und selbst der Name seines Schwesterschiffs im Norden hob sich weiß vom Rot seiner Hülle ab. Zwischen den Sandstränden der Küste fuhr ein Dutzend Schiffe durch den knapp zweiundzwanzig Meter breiten Kanal der Inner Leads, und das Donnern ihrer Maschinen hallte klar und deutlich vom stillen Meer herüber. Zwischen den gefährlichen Sandbänken und der französischen Küste waren alle möglichen Schiffe unterwegs und gingen ihren Geschäften nach – Passagierschiffe, Handelsschiffe, plumpe holländische Plattbodenschiffe, und sogar eine schlanke Korvette, die Richtung Süden unterwegs war, womöglich nach Portsmouth. So weit das Auge reichte, wimmelte es entlang der Ostküste Englands von Schiffen, die auf nahe oder ferne Horizonte zusteuerten, auf den Heimathafen oder auf die andere Seite der Welt. Es war ein Panorama voller Farben und Aufregung und Romantik, und die beiden Menschen am Rand der Klippe standen eine Weile lang einfach nur schweigend da und betrachteten das Schauspiel.
    Der Frieden wurde von zwei Sirenenheulern aus Richtung des Hauses gestört, und sie drehten sich herum, um zurück zu der hässlichen Betonwelt zu schauen, die aus ihren Gedanken verschwunden war. Sie sahen, wie eine rote Flagge über der Kuppel der Abschussvorrichtung gehisst wurde, zwei Fahrzeuge der Airforce mit roten Kreuzen auf den Seiten kamen zwischen den Bäumen am Rande der Explosionsschutzmauer herausgefahren und näherten sich dem Haus.
    »Sie werden gleich mit der Betankung anfangen«, sagte Bond. »Gehen wir ein Stück. Es wird nichts zu sehen geben, und falls doch etwas passieren sollte, würden wir es in dieser Entfernung vermutlich nicht überleben.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Ja«, stimmte sie zu. »Und ich habe den Anblick dieser Betonwüste wirklich satt.«
    Sie gingen den flachen Hang hinunter und befanden sich schon bald außer Sichtweite der Abschussvorrichtung und des hohen

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