James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Minuten, um Krebs aus seiner Ohnmacht zu holen und ihn in eine sitzende Position zu bringen, indem er ihn mit dem Rücken an die Kommode lehnte. Dann dauerte es weitere fünf Minuten, bis der Mann wieder in der Lage war, zu sprechen. Nach und nach kehrte die Farbe in sein Gesicht und die List in seine Augen zurück.
»Ich beantworte keine Fragen, es sei denn, sie kommen von Sir Hugo«, erklärte er, als Bond mit seinem Verhör begann. »Sie haben kein Recht, mich zu verhören. Ich habe nur meine Pflicht getan.« Seine Stimme klang mürrisch und trotzig.
Bond umfasste den Hals der leeren Wasserflasche. »Denken Sie noch mal darüber nach«, sagte er. »Oder ich prügele mit dieser Flasche auf Sie ein, bis sie zerbricht, und benutzte sie danach für ein wenig plastische Chirurgie. Wer hat Sie damit beauftragt, mein Zimmer zu durchsuchen?«
»Leck mich am Arsch!« Krebs spie ihm die obszönen Worte entgegen.
Bond beugte sich vor und schlug ihm mit der Flasche hart gegen die Schienbeine. Krebs’ Körper zuckte zusammen, doch als Bond erneut seinen Arm hob, sprang er plötzlich vom Boden auf und schoss unter der herabsausenden Flasche hindurch. Der Schlag traf ihn hart an der Schulter, brachte ihn jedoch nicht aus dem Gleichgewicht, und er war aus der Tür hinaus und schon halb den Flur hinuntergelaufen, als Bond die Verfolgung aufnahm.
Bond blieb vor der Tür stehen und sah zu, wie die fliehende Gestalt die Stufen hinunterrannte und aus seinem Sichtfeld verschwand. Als er dann das hastige Quietschen der Schuhsohlen aus Gummi hörte, die die Stufen hinunter und durch den Flur liefen, lachte er plötzlich in sich hinein, ging in sein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter sich ab. Obwohl er dem Mann fast den Schädel eingeschlagen hätte, hatte es nicht so ausgesehen, als ob er aus Krebs viel herausbekommen würde. Er hatte ihm etwas gegeben, worüber er nachdenken konnte. Gerissener kleiner Mistkerl. Seine Verletzungen konnten wohl doch nicht so schlimm gewesen sein. Nun ja, es würde Drax’ Aufgabe sein, ihn zu bestrafen. Es sei denn natürlich, Krebs hatte in Drax’ Auftrag gehandelt.
Bond räumte das Durcheinander auf, setzte sich aufs Bett und starrte mit leerem Blick auf die gegenüberliegende Wand. Es war nicht nur Instinkt gewesen, der ihn dazu veranlasst hatte, Drax mitzuteilen, er würde zur Abschussvorrichtung statt ins Haus gehen. Er hatte ernsthaft darüber nachgedacht, dass Krebs’ Schnüffelei auf Drax’ Befehl hin stattfand und dass Drax sein eigenes Sicherheitssystem hatte. Doch wie passte das zu Tallons und Bartschs Tod? Oder war der Doppelmord ein Zufall gewesen, der gar nichts mit den Markierungen auf der Karte und Krebs’ Fingerabdrücken zu tun hatte?
Als ob seine Gedanken ihn herbeigerufen hätten, klopfte es an der Tür, und der Butler kam herein. Ihm folgte ein Polizist in Verkehrswachtuniform, der salutierte und Bond ein Telegramm reichte. Bond nahm es entgegen und trat damit ans Fenster. Es war mit Baxter unterschrieben, was bedeutete, dass es von Vallance stammte, und der Text lautete:
ERSTENS ANRUF KAM AUS HAUS ZWEITENS NEBEL VERLANGTE NACH EINSATZ DES NEBELHORNS DAMIT SCHIFF ES HÖREN KONNTE KOMMA ENTDECKTE NICHTS DRITTENS IHRE KOMPASSBERECHNUNG ZU NAH AN KÜSTE DAHER AUSSERHALB DER SICHT VON SAINT MARGARET ODER ABMACHUNG MIT KÜSTENWACHE ENDET.
»Danke«, sagte Bond. »Keine Antwort.«
Als die Tür sich wieder geschlossen hatte, hielt Bond die Flamme seines Feuerzeugs an das Telegramm, ließ es in den Kamin fallen und zertrat die verkohlten Überreste mit seinem Schuh zu Asche.
Das hatte ihm nicht viel Neues verraten, außer dass Tallons Anruf beim Ministerium vielleicht tatsächlich von jemandem im Haus gehört worden war, was zur Durchsuchung seines Zimmers und schließlich zu seinem Tod geführt haben könnte. Aber was war mit Bartsch? Wenn all das Teil von etwas viel Größerem war, wie mochte es dann mit einem Sabotageversuch an der Rakete zusammenhängen? Wäre es nicht viel einfacher, anzunehmen, dass es sich bei Krebs um einen geborenen Schnüffler handelte oder – was noch wahrscheinlicher war – dass er für Drax arbeitete, der regelrecht pedantisch auf Sicherheit bedacht war und sich der Loyalität seiner Sekretärin, Tallons und nach ihrer Begegnung im Blades zweifellos auch Bonds vergewissern wollte? Verhielt er sich nicht einfach nur wie der Leiter (und Bond kannte viele, auf die diese Beschreibung zutreffen würde) eines extrem geheimen Projekts während
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