James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

ein fröhliches Lächeln auf und öffnete die Tür, um Gala eintreten zu lassen.
    Drax saß am Kopfende des Tisches und sah in seinem pflaumenfarbenen Morgenrock äußerst gesellig aus. Als die beiden durch die Tür kamen, verharrte die Gabel auf halbem Weg zu seinem Mund. Das Essen darauf rutschte unbemerkt herunter und fiel mit einem leisen, aber deutlichen »Flop« auf den Tellerrand.
    Krebs hatte gerade einen Schluck Rotwein nehmen wollen, und aus dem Glas, das wie festgefroren vor seinem Mund hing, lief ein dünnes Rinnsal an seinem Kinn herunter und von dort auf seine braune Satinkrawatte und das gelbe Hemd.
    Dr. Walter saß mit dem Rücken zur Tür, und erst als er das ungewöhnliche Verhalten der anderen bemerkte – die weit aufgerissenen Augen, die offen stehenden Münder und die blutleeren Gesichter –, drehte er seinen Kopf ruckartig zur Tür herum. Entweder war sein Reaktionsvermögen langsamer als das der anderen, dachte Bond, oder aber seine Nerven waren besser. »Ach so«, sagte er leise. »Die Engländer.«
    Drax war bereits aufgesprungen. »Mein lieber Freund«, grüßte er belegt. »Mein lieber Freund. Wir waren wirklich sehr besorgt. Wir haben uns gerade gefragt, ob wir einen Suchtrupp losschicken sollten. Vor ein paar Minuten kam eine der Wachen herein und meldete, dass es offenbar einen Klippeneinsturz gab.« Er kam auf sie zu, in der einen Hand seine Serviette, in der anderen die nach wie vor aufgerichtete Gabel.
    Mit der Bewegung kehrte auch das Blut in sein Gesicht zurück, das zuerst fleckig wurde und dann sein übliches Rot annahm. »Sie hätten mich wirklich informieren sollen«, wandte er sich mit zunehmender Wut an das Mädchen. »Was für ein äußerst ungewöhnliches Verhalten.«
    »Es war meine Schuld«, erklärte Bond und ging ein Stück weiter in den Raum hinein, damit er alle Anwesenden im Blick behalten konnte. »Der Spaziergang hat länger gedauert als erwartet. Ich befürchtete, dass uns die Flut erwischen könnte, also gingen wir nach St. Margaret’s, aßen dort etwas und nahmen dann ein Taxi hierher zurück. Miss Brand wollte anrufen, aber ich dachte, wir würden vor acht zurück sein. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür. Aber bitte essen Sie doch weiter. Vielleicht darf ich mich Ihnen zu Kaffee und Nachtisch anschließen. Ich vermute, Miss Brand möchte lieber auf ihr Zimmer gehen. Sie muss nach dem langen Tag sehr müde sein.«
    Bond machte ein paar bewusste Schritte um den Tisch herum und ging zu dem Stuhl neben Krebs. Er bemerkte, dass die blassen Augen des Mannes nach dem ersten Schreck fest auf den Teller gerichtet blieben. Als Bond hinter ihm erschien, stellte er erfreut fest, dass auf Krebs’ Kopf ein großes Pflaster klebte.
    »Ja, gehen Sie ins Bett, Miss Brand. Ich werde morgen mit Ihnen reden«, sagte Drax gereizt. Gala verließ folgsam den Raum. Drax kehrte zu seinem Stuhl zurück und ließ sich schwerfällig darauf nieder.
    »Diese Klippen sind äußerst bemerkenswert«, bemerkte Bond unbekümmert. »Es ist sehr beeindruckend, daran entlangzuwandern und sich zu fragen, ob sie ausgerechnet in diesem Augenblick über einem zusammenbrechen werden. Hat mich ein wenig an Russisch Roulette erinnert. Und doch liest man nie davon, dass Menschen von einem herabfallenden Stück Klippe getötet wurden. Die Chancen, dass man dadurch verletzt wird, müssen ziemlich gering sein.« Er hielt inne. »Übrigens, was haben Sie da gerade von einem Klippeneinsturz gesagt?«
    Zu Bonds Rechter erklang ein leises Stöhnen, gefolgt von dem Geräusch zerbrechenden Glases und Porzellans, als Krebs’ Kopf nach vorn auf den Tisch fiel.
    Bond sah ihn mit höflicher Neugier an.
    »Walter«, sagte Drax scharf. »Sehen Sie denn nicht, dass es Krebs nicht gut geht? Bringen Sie den Mann in sein Zimmer und stecken Sie ihn ins Bett. Und seien Sie nicht zu sanft mit ihm. Der Mann trinkt zu viel. Beeilen Sie sich.«
    Walter marschierte mit zerknittertem und wütendem Gesicht um den Tisch herum und zerrte Krebs’ Kopf aus den Scherben. Er packte ihn am Kragen seines Jacketts, zog ihn auf die Füße und von seinem Stuhl weg.
    »Du Scheißkerl«, zischte Walter das fleckige, ausdruckslose Gesicht an. »Marsch!« Er drehte ihn um, bugsierte ihn zur Schwingtür der Küche und stieß ihn hindurch. Gedämpfte Stolpergeräusche und Flüche erklangen. Dann knallte eine Tür, und gleich darauf herrschte Stille.
    »Er muss einen schweren Tag gehabt haben«, meinte Bond mit Blick zu Drax.
    Der