James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
gerichtet, als Drax einstieg, auf den Anlasser drückte und den glänzenden Hebel am Steuer zurückzog, um den dritten Gang einzulegen. Der Wagen raste mit einem kaum hörbaren Schnurren des Auspuffs davon, und Bond beobachtete, wie er zwischen den Bäumen verschwand, bevor er in den Bentley stieg und ihm gemächlich folgte.
Im Inneren des beschleunigenden Mercedes hing Gala ihren Gedanken nach. Die Nacht war ereignislos gewesen, und der Morgen war genutzt worden, um alles von der Abschussvorrichtung zu entfernen, das möglicherweise verbrennen könnte, wenn der Moonraker abgefeuert wurde. Drax hatte die Ereignisse des gestrigen Tages nicht erwähnt und sich genauso verhalten wie immer. Sie hatte ihren letzten Abschussplan vorbereitet (Drax würde den morgigen höchstpersönlich übernehmen). Dann hatte Drax wie üblich nach Walter verlangt, und sie hatte durch ihr Beobachtungsloch zugesehen, wie Drax die Werte in sein schwarzes Buch übertrug.
Es war ein heißer, sonniger Tag, und Drax trug ein kurzärmeliges Hemd. Sie warf einen Blick nach links und entdeckte das kleine Notizbuch, das aus seiner Gesäßtasche ragte. Diese Fahrt mochte ihre letzte Gelegenheit sein. Seit dem gestrigen Abend fühlte sie sich wie ein anderer Mensch. Womöglich hatte Bond ihren Kampfgeist geweckt. Vielleicht war es auch Abscheu darüber, so lange Sekretärin spielen zu müssen, oder der Schock über den Kliffabsturz und die aufregende Erkenntnis, dass sie, auch wenn die Monate zuvor ereignislos gewesen waren, ein gefährliches Spiel spielte. Doch nun hatte sie plötzlich das Gefühl, dass es an der Zeit war, Risiken einzugehen. Die Enthüllung des Flugplans des Moonrakers war eine Routineangelegenheit und es würde ihr die persönliche Befriedigung verschaffen, das Geheimnis des schwarzen Notizbuchs zu lüften. Es würde kinderleicht sein.
Sie legte ihren gefalteten Mantel beiläufig über die freie Stelle zwischen sich und Drax. Gleichzeitig tat sie so, als würde sie versuchen, eine bequemere Sitzposition zu finden, und rutschte umständlich hin und her, wodurch sie zwei oder drei Zentimeter näher an Drax heranrückte und ihre Hand in die Falten ihres Mantels zwischen ihnen legte. Dann lehnte sie sich zurück und wartete.
Ihre Gelegenheit kam, wie sie es sich gedacht hatte, im stockenden Verkehr in Maidstone. Drax versuchte wie wild, die grüne Ampel an der Ecke King Street und Gabriel’s Hill zu erwischen, doch der Verkehr ging zu langsam voran, sodass er schließlich hinter einer ramponierten Familienkutsche feststeckte. Als die Ampel umsprang, konnte Gala erkennen, dass er fest entschlossen war, den Wagen vor sich zu überholen und dem Fahrer eine Lektion zu erteilen. Er war ein ausgezeichneter Fahrer, aber gleichzeitig auch rachsüchtig und ungeduldig, weshalb er stets darauf aus war, jedem Auto, das ihn aufhielt, einen Dämpfer zu verpassen.
Als die Ampel auf Grün umsprang betätigte er seine Dreifachhupe, bog an der Kreuzung nach rechts ab, beschleunigte heftig und zog vorbei, während er wütend den Kopf in Richtung des Fahrers der Familienkutsche schüttelte.
Inmitten dieses hektischen Manövers war es nur natürlich, dass Gala in seine Richtung geschleudert wurde. Im gleichen Augenblick rutschte ihre linke Hand unter den Mantel und ihre Finger berührten, erfühlten und zogen das Buch in einer flüssigen Bewegung heraus. Dann verschwand ihre Hand wieder in den Falten des Mantels. Drax’ Konzentration war allein auf den Verkehr gerichtet. Gerade versuchte er, noch vor zwei Frauen und einem Jungen über einen Zebrastreifen zu donnern.
Als Nächstes würde sie sich seiner Verärgerung stellen müssen, wenn sie ihn mit mädchenhafter, aber drängender Stimme fragte, ob sie möglicherweise kurz anhalten könnten, da sie sich die Nase pudern müsse.
Eine Tankstelle wäre gefährlich. Er könnte beschließen, aufzutanken. Und vielleicht bewahrte er sein Geld ja ebenfalls in seiner Gesäßtasche auf. Aber gab es hier in der Nähe ein Hotel? Ja, erinnerte sie sich, das Thomas Wyatt, gleich außerhalb von Maidstone. Und dort gab es keine Zapfsäulen. Sie begann ein wenig herumzuzappeln. Sie zog den Mantel zurück auf ihren Schoß. Sie räusperte sich.
»Oh, verzeihen Sie, Sir Hugo«, sagte sie mit angespannter Stimme.
»Ja. Was ist denn?«
»Es tut mir furchtbar leid, Sir Hugo. Aber könnten Sie womöglich für einen kurzen Moment anhalten. Ich muss, ich meine, es tut mir wirklich leid, aber ich würde mir gern die Nase
Weitere Kostenlose Bücher