James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
befanden sich hier auf offenem Gelände, im Mai, in England, in Friedenszeiten. Es war verrückt, sich Sorgen um ein paar Irre zu machen, solange Projekt Moonraker außer Gefahr war.
Und was den morgigen Tag anging, überlegte Bond, während ihn bereits der Schlaf überkam, würde er es so einrichten, dass er Gala in London treffen und sie gemeinsam zurückfahren würden. Oder sie blieb die Nacht über in London. Auf jeden Fall würde er sich um sie kümmern, bis die Rakete sicher abgefeuert war. Und bevor die Arbeit am Nachfolgemodell der Waffe begann, würde gründlich aufgeräumt werden müssen.
Doch diese beruhigenden Gedanken waren trügerisch. Es drohte Gefahr, und Bond wusste das.
Während er schließlich einschlief, drängte sich eine kleine Szene in seinen Geist.
Der Esstisch hatte etwas sehr Beunruhigendes an sich gehabt. Er war nur für drei Personen eingedeckt gewesen.
TEIL DREI
DONNERSTAG, FREITAG
18
UNTER DEM FLACHEN STEIN
Der Mercedes war ein wundervoller Wagen. Bond fuhr mit seinem abgenutzten grauen Bentley neben ihn und betrachtete ihn.
Es handelte sich um einen Typ 300 S, das Sportwagenmodell mit dem herunterklappbaren Faltdach – eines von nur einem halben Dutzend Exemplaren in England, überlegte er. Das Steuer war auf der linken Seite. Vermutlich in Deutschland gekauft. Er hatte dort drüben schon ein paar davon gesehen. Einer war letztes Jahr auf der Münchner Autobahn an ihm vorbeigerauscht, als er mit dem Bentley gute hundertvierzig Stundenkilometer gemacht hatte. Die Karosserie, zu kurz und zu schwer, um anmutig zu sein, war weiß lackiert, und die Sitzbezüge waren aus rotem Leder. Ein wenig zu auffällig für England, aber Bond vermutete, dass Drax das Weiß gewählt hatte, um die berühmten Rennwagenfarben von Mercedes-Benz zu ehren, die seit dem Krieg in Le Mans und auf dem Nürburgring wieder ordentlich abgeräumt hatten.
Es war typisch für Drax, einen Mercedes zu kaufen. Diesen Autos haftete etwas Skrupelloses und Majestätisches an, fand er und erinnerte sich an die Jahre 1934 bis 1939, als sie die Grand-Prix-Szene komplett beherrscht hatten. Es waren die Nachfolger des berühmten Blitzen-Benz, der 1911 mit 228,1 Stundenkilometern den weltweiten Geschwindigkeitsrekord gesetzt hatte. Bond erinnerte sich an ihre berühmten Fahrer – Caracciola, Lang, Seaman, Brauchitsch – und die Tage, in denen er sie mit über dreihundert Sachen um die scharfen Kurven von Tripolis rasen oder die baumgesäumte Straße von Bern entlangsausen gesehen hatte, die Auto-Unions immer dicht auf den Fersen.
Und dennoch, dachte Bond, als er seinen Bentley betrachtete, der fast fünfundzwanzig Jahre älter als Drax’ Auto war und trotzdem über hundertsechzig Stundenkilometer schaffte, dennoch hatten die Bentleys bei den Rennen, die sie gefahren waren, bevor Rolls Royce sie zu behäbigen Stadtkutschen degradiert hatte, die aufgeblasenen SSKs nach Belieben vorgeführt.
Bond hatte sich einst in den Randgebieten der Rennfahrerwelt versucht und schwelgte in Erinnerungen. Erneut hörte er den kreischenden Schrei von Caracciolas großem weißem Ungetüm von einem Wagen, das an den Zuschauertribünen in Le Mans vorbeirauschte, als Drax aus dem Haus kam, gefolgt von Gala Brand und Krebs.
»Schneller Wagen«, meinte Drax, dem Bonds bewundernder Blick zu gefallen schien. Er deutete auf den Bentley. »Die waren früher mal richtig gut«, fügte er mit einem Hauch von Gönnerhaftigkeit hinzu.
»Jetzt werden sie nur noch gebaut, um damit ins Theater zu fahren. Sie sind zu wohlerzogen. Selbst der Continental. Also, bitte einsteigen.«
Krebs kletterte folgsam auf den schmalen Rücksitz und setzte sich seitlich hinter den Fahrer. Der Kragen seines Mantels reichte ihm bis über die Ohren, während er Bond mit einem rätselhaften Blick fixierte.
Gala Brand, die ein schickes dunkelgraues Kostüm und eine schwarze Baskenmütze trug und einen leichten schwarzen Regenmantel sowie Handschuhe dabei hatte, nahm auf der rechten Hälfte des geteilten Vordersitzes Platz. Das Geräusch, das die breite Tür beim Schließen machte, erinnerte an das befriedigende Doppelklicken eines Fabergé-Kästchens.
Bond und Gala beachteten einander nicht weiter. Sie hatten ihre Pläne bereits vor dem Mittagessen während eines heimlichen Treffens in seinem Zimmer gemacht – Abendessen in London um halb acht und dann mit Bonds Auto zurück zum Haus. Sie saß ernst da, hatte die Hände im Schoß gefaltet und die Augen nach vorn
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