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James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

James Bond 03 - Moonraker (German Edition)

Titel: James Bond 03 - Moonraker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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hatte, und sie hatte das automatische Zurückweichen ihres Körpers mithilfe eines echt wirkenden Stöhnens überspielen und dabei so tun müssen, als würde sie in diesem Moment das Bewusstsein wiedererlangen.
    Sie hatte um Wasser gebeten. Er war im Bad verschwunden und hatte ihr welches in einem Zahnputzbecher geholt. Dann hatte er einen Küchenstuhl vor sie gestellt, sich rittlings daraufgesetzt, das Kinn auf die Rückenlehne gestützt und sie unter seinen Hängelidern hinweg nachdenklich angestarrt.
    Sie hatte das Schweigen als Erste gebrochen. »Warum wurde ich hierher gebracht?«, fragte sie. »Was sind das für Maschinen?«
    Er leckte sich über die Lippen. Unter dem blonden Schnurrbart öffnete sich der kleine rote Mund und verzog sich langsam zu einem schiefen Lächeln. »Sie sind ein Lockmittel für kleine Vögel«, erklärte er. »Und bald werden Sie einen kleinen Vogel in dieses warme Nest locken. Dann wird der kleine Vogel ein Ei legen. Oh, so ein großes rundes Ei! So ein wunderschönes fettes Ei.« Er kicherte vor Freude und glotzte sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Und das hübsche Mädchen ist hier, weil sie sonst womöglich den kleinen Vogel verscheuchen könnte. Und das wäre sehr traurig, nicht wahr?« Er spie ihr die nächsten vier Worte förmlich entgegen: »Du dreckige englische Schlampe?«
    Seine Augen nahmen einen aufmerksamen und entschlossenen Ausdruck an. Er schob den Stuhl näher an sie heran, sodass sein Gesicht nur noch dreißig Zentimeter von ihrem entfernt war und sie von seinem stinkenden Atem eingehüllt wurde. »Also, du englische Schlampe. Für wen arbeitest du?« Er wartete. »Du musst mir antworten, weißt du«, sagte er sanft. »Wir sind hier ganz allein. Hier ist niemand, der dich schreien hört.«
    »Seien Sie nicht dumm«, erwiderte Gala verzweifelt. »Wie könnte ich für jemand anders als Sir Hugo arbeiten?« (Krebs lächelte, als sie den Namen aussprach.) »Ich war nur neugierig auf den Flugplan …« Sie verfiel in eine weitschweifige Erklärung über ihre Werte und Drax’ Werte und wie sie am Erfolg des Moonraker-Projekts hatte teilhaben wollen.
    »Versuch’s noch mal«, flüsterte Krebs, als sie fertig war. »Du musst dich schon ein wenig mehr anstrengen.« Und plötzlich war heiße Grausamkeit in seinen Augen aufgeflackert, und er hatte seine Hände nach ihr ausgestreckt …
    Auf dem Rücksitz des rasendes Mercedes biss Gala die Zähnen zusammen und wimmerte bei der Erinnerung an die weichen, kriechenden Finger auf ihrem Körper, die gedrückt, gezwickt und gezerrt hatten, während die fiebrig glasigen Augen die ganze Zeit über in ihre gestarrt hatten, bis sie schließlich genügend Speichel in ihrem Mund gesammelt und ihm direkt ins Gesicht gespuckt hatte.
    Er hatte nicht einmal innegehalten, um sich das Gesicht abzuwischen. Doch plötzlich hatte er ihr richtig wehgetan. Sie hatte einmal aufgeschrien und war dann glücklicherweise in Ohnmacht gefallen.
    Und dann hatte man sie plötzlich auf den Rücksitz eines Autos gestoßen und eine Wolldecke über sie geworfen. Sie waren durch die Straßen Londons gerast, und sie konnte alle möglichen Geräusche hören: andere Autos neben ihnen, das hektische Bimmeln einer Fahrradklingel, den einen oder anderen Ausruf, das Grölen einer alten Hupe, das surrende Stottern eines Mofas, das Kreischen von Bremsen. Da war ihr klar geworden, dass sie sich wieder in der realen Welt befand und dass sie von Engländern, von Freunden, umgeben war. Sie hatte versucht, sich auf die Knie aufzurichten und zu schreien, doch Krebs musste ihre Bewegung gespürt haben, denn plötzlich packten seine Hände ihre Knöchel und fesselten sie an die Fußstange auf dem Boden. In diesem Augenblick wusste sie, dass sie verloren war, und mit einem Mal strömten die Tränen über ihre Wangen, und sie betete, dass irgendjemand rechtzeitig kommen würde, um sie zu retten.
    Das war vor weniger als einer Stunde gewesen, und nun konnte sie anhand der nachlassenden Geschwindigkeit des Wagens und des Lärms des sie umgebenden Verkehrs erkennen, dass sie eine große Stadt erreicht hatten – Maidstone, sofern sie zurück zur Anlage gebracht wurde.
    In der relativen Stille ihrer Fahrt durch die Stadt vernahm sie plötzlich Krebs’ Stimme. Es lag eine gewisse Dringlichkeit darin.
    »Mein Kapitän«, sagte er. »Ich habe seit einer Weile ein Auto beobachtet. Es folgt uns definitiv. Es hat nur selten seine Scheinwerfer eingeschaltet. Jetzt ist es nur noch

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