James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Beispiel, hätte er handeln sollen. Doch was hätte er tun können? Er hatte jeden Hinweis, jedes beunruhigende Gefühl abgetan. Was hätte er tun können, außer Drax zu töten? Und für seine Mühen gehängt werden? Also gut. Was war mit der Gegenwart? Sollte er anhalten und Scotland Yard anrufen? Und das Auto entkommen lassen? Soweit er wusste, plante Drax, Gala auf dem Weg nach Dover loszuwerden. Und das konnte Bond möglicherweise verhindern, sofern sein Wagen mitspielte.
Als ob es seine Gedanken widerspiegelte, schrie das gequälte Gummi auf, als er die South Circular Road verließ, auf die A20 abbog und in den Kreisverkehr fuhr. Nein. Er hatte M versprochen, dass er an der Sache dranbleiben würde. Vallance hatte er das Gleiche versichert. Der Fall war ihm aufs Auge gedrückt worden, und er musste tun, was er konnte. Wenn er wenigstens mit dem Mercedes Schritt halten konnte, mochte es ihm gelingen, dessen Reifen zu zerschießen. Entschuldigen konnte er sich später immer noch. Ihn jetzt entkommen zu lassen, wäre kriminell.
Dann ist es also entschieden, dachte Bond.
Er musste an einer Ampel anhalten und nutzte die Pause, um eine Schutzbrille aus dem Handschuhfach zu ziehen und seine Augen damit zu bedecken. Er beugte sich nach links vor, drehte an der großen Schraube der Windschutzscheibe und lockerte dann auch die zu seiner Rechten. Er drückte die schmale Scheibe flach auf die Motorhaube hinunter und zog die Schrauben wieder fest.
Dann beschleunigte er, ließ die Swanley-Kreuzung hinter sich und fuhr bald mit hundertfünfundvierzig Stundenkilometern über die Farningham-Umgehungsstraße. Der Wind heulte an seinen Ohren vorbei, und das schrille Kreischen seines Kompressors leistete ihm Gesellschaft.
Anderthalb Kilometer vor ihm verschwanden die großen Rücklichter des Mercedes hinter dem Gipfel des Wrotham Hill im vom Mond beleuchteten Panorama des Weald of Kent.
20
DRAX’ GAMBIT
In Galas Körper gab es drei unterschiedliche Schmerzquellen. Das Pochen hinter ihrem linken Ohr, das Beißen des Kabels an ihren Handgelenken und das Schürfen des Gurtes an ihren Fußgelenken.
Jedes Schlagloch in der Straße, jeder Schlenker und jeder plötzliche Tritt von Drax’ Fuß auf die Bremse oder das Gaspedal entfachte den einen oder anderen dieser Schmerzen. Wenn sie doch nur fester in den Rücksitz gepresst werden würde. Doch es war gerade so viel Platz, dass ihr Körper auf dem Sitz hin und her rollen konnte, sodass sie ihr geschwollenes Gesicht ständig vom Kontakt mit den glänzenden Ledersitzen wegdrehen musste.
Die Luft, die sie atmete, war stickig und roch nach neuen Lederpolstern, Abgasen und ab und zu auch nach verbranntem Gummi, wenn Drax die Reifen beim Abbiegen um eine scharfe Ecke überstrapazierte.
Und dennoch waren das Unbehagen und der Schmerz längst nicht das Schlimmste.
Krebs! Seltsamerweise quälten sie ihre Angst und ihr Abscheu vor Krebs am meisten. Die anderen Dinge waren zu groß. Das Rätsel um Drax und seinen Hass auf England. Projekt Moonraker. Das Geheimnis des Atomsprengkopfes. Wie man London noch retten sollte. Das waren Dinge, die sie schon längst als unlösbar in ihren Hinterkopf verbannt hatte.
Doch der Nachmittag, den sie allein mit Krebs verbracht hatte, war ihr auf seine schreckliche Weise immer noch präsent, und ihr Geist ging die Einzelheiten immer und immer wieder durch wie eine Zunge, die unablässig über einen schmerzenden Zahn fuhr.
Noch lange nachdem Drax gegangen war, hatte sie so getan, als wäre sie bewusstlos. Zuerst hatte Krebs sich mit den Maschinen beschäftigt und in gurrender Babysprache mit ihnen geredet. »So, mein Liebchen. Jetzt ist es besser, nicht wahr? Ein Tropfen Öl für dich, mein Pupperl? Aber sicher. Kommt sofort. Nein, nein, Faulpelz. Ich sagte, eintausend Umdrehungen. Nicht neunhundert. Nun komm schon. Das können wir doch besser, oder? Ja, mein Schatz. So ist es gut. Immer rundherum. Hoch und runter. Rundherum. Lass mich dein hübsches Gesicht für dich abwischen, damit wir sehen können, was die kleine Skala sagt. Jesu Maria, bist du ein braves Kind!«
Und so war es weitergegangen. Zwischendurch hatte er sich immer wieder vor Gala gestellt, in der Nase gebohrt und nachdenklich geschnalzt. Bis er schließlich, die Maschinen offenbar vergessen, immer länger vor ihr stehen geblieben war, überlegt hatte und schließlich zu einer Entscheidung gekommen war.
Dann hatte sie gespürt, wie seine Hand den obersten Knopf ihres Kleids geöffnet
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