James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
zusammen.
»Noch eine Bewegung von euch und ihr seid tot«, ertönte Krebs’ Stimme vom Vordersitz.
Nur noch zwanzig Minuten bis zur Anlage! Gala biss die Zähne zusammen und machte sich erneut daran, Bond wieder zu Bewusstsein zu bringen.
Gerade als ihr das gelungen war, hielt das Auto vor der Startkuppel, und Krebs löste mit gezückter Waffe die Fesseln an ihren Fußknöcheln.
Sie erhaschten einen Blick auf den vertrauten, vom Mondlicht erhellten Zement und den etwas weiter entfernten Halbkreis aus Wachmännern, bevor sie durch die Tür, und nachdem Krebs ihnen die Schuhe ausgezogen hatte, weiter auf die metallische Laufplanke im Inneren gestoßen wurden.
Dort stand die glänzende Rakete vor ihnen, wunderschön, unschuldig, wie das Spielzeug eines Zyklopen.
Doch in der Luft lag der entsetzliche Gestank von Chemikalien, und für Bond war die Rakete nichts anderes als eine gigantische Giftspritze, die bereit war, in Englands Herz zu stechen. Trotz eines Knurrens von Krebs blieb er kurz auf der Treppe stehen und sah zu ihrer funkelnden Spitze hinauf. Eine Million Tote. Eine Million. Eine Million. Eine Million.
Die er auf dem Gewissen hatte? Um Himmels willen! Auf
seinem
Gewissen?
Während Krebs ihn mit seiner Waffe vorwärtstrieb, stieg er langsam hinter Gala Brand die Treppe hinunter.
Als er durch die Tür in Drax’ Büro gestoßen wurde, riss er sich zusammen. Mit einem Mal war sein Verstand ganz klar, und all die Lethargie und der Schmerz hatten seinen Körper verlassen. Er musste etwas tun, egal was. Irgendwie würden sie schon einen Weg finden. Er konzentrierte seinen Körper und Geist. Seine Augen waren wieder lebendig und die Niederlage fiel von ihm ab wie die Haut einer Schlange.
Drax war vorgegangen und saß bereits an seinem Schreibtisch. In seiner äußerst ruhigen Hand hatte er eine Luger-Pistole. Damit deutete er auf einen Punkt zwischen Bond und Gala.
Hinter sich hörte Bond, wie die Tür zugeschlagen wurde.
»Ich war einer der besten Schützen in der Brandenburg-Division«, erklärte Drax im Plauderton. »Fesseln Sie das Mädchen an diesen Stuhl, Krebs. Dann den Mann.«
Gala warf Bond einen verzweifelten Blick zu.
»Sie werden nicht schießen«, entgegnete Bond. »Sie wollen doch nicht den Treibstoff entzünden.« Langsam ging er auf den Schreibtisch zu.
Drax grinste heiter und sah an der Mündung entlang auf Bonds Bauch. »Sie haben ein schlechtes Gedächtnis, Engländer«, sagte er rundheraus. »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass dieser Raum isoliert ist. Noch einen Schritt weiter, und Sie haben keinen Magen mehr.«
Bond blickte in die selbstgefälligen, zusammengekniffenen Augen und blieb stehen.
»Machen Sie schon, Krebs.«
Als sie beide fest und schmerzhaft mit Armen und Beinen an die zwei Stühle gefesselt waren, die unter der Wandkarte etwa einen Meter voneinander entfernt standen, verließ Krebs den Raum. Einen Moment später kehrte er mit einem Gasbrenner zurück.
Er stellte das grässliche Werkzeug auf den Schreibtisch und entzündete es. Eine blaue Flamme zischte ein paar Zentimeter hoch in den Raum. Er nahm das Gerät, ging damit auf Gala zu und blieb ein paar Schritte entfernt von ihr stehen.
»Also«, sagte Drax grimmig. »Dann wollen wir es mal hinter uns bringen. Der gute Krebs ist ein Künstler mit diesem Ding. Wir nannten ihn den »Überreder«. Ich werde nie vergessen, was er dem letzten Spion, den wir gefangen haben, für eine Behandlung angedeihen ließ. Das war südlich des Rheins, oder, Krebs?«
Bond spitzte die Ohren.
»Ja, mein Kapitän.« Krebs genoss es sichtlich, in der Erinnerung zu schwelgen. »Es war ein Belgierschwein.«
»Denken Sie beide daran«, mahnte Drax. »Hier gibt es kein Fairplay. Kein sportliches Verhalten und all das. Das hier ist bitterer Ernst.« Die Stimme knallte wie ein Peitschenhieb bei dem Wort. »Sie.« Er sah Gala Brand an. »Für wen arbeiten Sie?«
Gala schwieg.
»Wo immer Sie wollen, Krebs.«
Krebs’ Mund war halb geöffnet. Seine Zunge glitt über seine Unterlippe. Keuchend machte er einen Schritt auf das Mädchen zu.
Die kleine Flamme zischte gierig.
»Halt«, sagte Bond kühl. »Sie arbeitet für Scotland Yard. Genau wie ich.« Das alles war nun unwichtig. Dieses Wissen würde Drax nichts nutzen. Morgen um diese Zeit würde es vielleicht gar kein Scotland Yard mehr geben.
»Das ist schon besser«, erwiderte Drax. »Weiß jemand, dass Sie meine Gefangenen sind? Haben Sie unterwegs jemanden angerufen?«
Wenn ich
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