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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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spülte eine davon mit seinem Brandy herunter. Dramamine, vermutete Bond. Offenbar vertrug der Mann das Reisen nicht gut und brauchte ein Mittel gegen Übelkeit.
    Die BOAC-Flugdienstberaterin befand sich ganz in Bonds Nähe. Sie nahm den Telefonhörer ab – um die Flugkontrolle anzurufen, schätzte Bond – und sagte: »Ich habe vierzig Passagiere in der letzten Abflughalle.« Sie wartete auf das Okay, legte den Hörer auf und griff nach dem Mikrofon.
    Die letzte Abflughalle, dachte Bond. Klingt ja fast wie das Wartezimmer zum Jenseits. Ein fröhlicher Beginn für einen Flug über den Atlantik. Dann liefen sie alle über die Rollbahn und hinauf in die große Boeing, und mit einem Schwall aus Öl und Methanolqualm starteten nacheinander die Motoren. Der Chefsteward verkündete über den Lautsprecher, dass der nächste Halt Shannon sein werde, wo sie zu Abend essen würden, und dass die Flugzeit eine Stunde und fünfzig Minuten betragen werde. Dann rollte die große Doppeldecker-Stratocruiser langsam über die Ost-West-Startbahn. Das Flugzeug kämpfte bebend gegen seine Bremsen an, während der Kapitän die vier Motoren einen nach dem anderen auf Touren brachte, bis sie die Startgeschwindigkeit erreichten, und durch sein Fenster beobachtete Bond, wie die Flügelklappen getestet wurden. Dann drehte sich das große Flugzeug langsam zur untergehenden Sonne, es gab einen Ruck, als die Bremsen gelöst wurden, und das Gras auf beiden Seiten der Startbahn wurde plattgedrückt, als die Monarch-Maschine über die drei Kilometer Beton beschleunigte und sich im Westen in die Luft erhob, um schließlich auf einem weiteren Betonstreifen am anderen Ende der Welt wieder zu landen.
    Bond zündete sich eine Zigarette an und machte es sich mit seinem Buch bequem, als die Rückenlehne des Sitzes links vor ihm ruckartig heruntergelassen wurde. Es war einer der amerikanischen Geschäftsmänner, der dicke, der zusammengesackt dalag und seinen Sicherheitsgurt immer noch über seinen Bauch gespannt hatte. Sein Gesicht war grün und verschwitzt. Er hielt seine Aktentasche an seine Brust gedrückt, und Bond konnte den Namen auf der Visitenkarte lesen, die in dem ledernen Adressanhänger streckte. Darauf stand
Mr W. Winter
und darunter in ordentlicher roter Blockschrift: MEINE BLUTGRUPPE IST A.
    Armer Kerl, dachte Bond. Er hat Todesangst. Er glaubt zu wissen, dass das Flugzeug abstürzen wird. Er hofft nur, dass ihm die Männer, die ihn aus dem Wrack ziehen, die richtige Bluttransfusion geben werden. Für ihn ist dieses Flugzeug nichts anderes als eine riesige Röhre – voller anonymer Totlast, die nur von einer Handvoll funkensprühender Stecker in der Luft gehalten und von ein paar Elektronikteilen an ihr Ziel geführt wird. Er hat kein Vertrauen in diese Maschine, ebenso wenig wie in die Sicherheitsstatistiken. Er steht die gleichen Ängste durch, die er schon als kleines Kind hatte – die Angst vor Lärm und die Angst vor dem Fallen. Er wird es nicht wagen, zur Toilette zu gehen, da er fürchtet, mit seinem Fuß durch den Boden des Flugzeugs zu brechen, wenn er aufsteht.
    Eine Silhouette durchbrach die Strahlen der Abendsonne, die die Kabine erfüllten, und Bond wandte sich von dem Mann ab. Es war Tiffany Case. Sie ging an ihm vorbei zu den Stufen, die in die Cocktaillounge auf dem Unterdeck hinunterführten, und verschwand. Bond wäre ihr gerne gefolgt. Er zuckte mit den Schultern und wartete darauf, dass der Steward den Wagen mit den Cocktails und dem Kaviar und den Räucherlachskanapees herankarrte. Er widmete sich wieder seinem Buch und las eine Seite, ohne ein einziges Wort zu verstehen. Er verdrängte das Mädchen aus seinen Gedanken und fing die Seite erneut an.
    Bond hatte ein Viertel des Buchs gelesen, als er spürte, wie der Druck auf seinen Ohren zunahm, was bedeutete, dass das Flugzeug seinen achtzig Kilometer langen Abstieg in Richtung der westlichen Küstenlinie Irlands begonnen hatte. »Legen Sie Ihre Sicherheitsgute an. Stellen Sie das Rauchen ein«, und dann waren da der grün-weiße Suchscheinwerfer von Shannon und das Rot und Gold der beleuchteten Landebahn, die auf sie zurauschte, gefolgt vom hellen Blau der Bodenlichter, zwischen denen die Stratocruiser auf die Entladerampe zurollte. Zum Abendessen gab es Steak und Champagner und einen wundervollen Becher heißen Kaffee mit einem Schuss irischem Whisky und einer gut einen Zentimeter dicken Schicht Sahne. Ein Blick auf den Kram in den Flughafenläden, die »Irischen

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