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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Abgesehen von einem leichten Kribbeln der Kopfhaut und einem übermäßigen Bewusstsein für die Personen in seiner Nähe gab es keinerlei Beweise dafür, doch er vertraute seinem sechsten Sinn und blieb unvermittelt vor dem Schaufenster stehen, an dem er vorbeiging, um einen beiläufigen Blick die Sechsundvierzigste Straße hinunter zu werfen. Doch er sah nur allerlei Leute, die sich langsam über die Bürgersteige bewegten, die meisten auf derselben Straßenseite wie er – der, die vor der Sonne geschützt war. Niemand huschte eilig in einen Hauseingang, niemand wischte sich unauffällig das Gesicht mit einem Taschentuch ab, um unerkannt zu bleiben, niemand beugte sich vor, um seinen Schnürsenkel zuzubinden.
    Bond betrachtete die Schweizer Armbanduhren im Schaufenster, wandte sich dann ab und schlenderte weiter. Nach ein paar Metern blieb er wieder stehen. Immer noch nichts. Er ging weiter und bog nach rechts in die Avenue of the Americas ab, wo er an der ersten Tür innehielt, dem Eingang zu einem Damenunterwäschegeschäft, vor dem ein Mann in einem hellbraunen Anzug mit dem Rücken zu ihm stand und das schwarze Spitzenhöschen an einer äußerst realistischen Schaufensterpuppe begutachtete. Bond drehte sich um, lehnte sich an einen Pfeiler und blickte träge, aber aufmerksam auf die Straße.
    Und dann packte etwas seinen Waffenarm, und eine Stimme knurrte: »Also gut, Inselaffe. Bleib ruhig, es sei denn, du willst Blei zum Mittag.« Er spürte, wie sich etwas in seinen Rücken presste, genau über seinen Nieren.
    Irgendetwas an dieser Stimme kam ihm bekannt vor. Das Gesetz? Die Gang? Bond schaute nach unten, um festzustellen, was seinen Arm festhielt. Es war ein Stahlhaken. Also, wenn der Mann nur einen Arm hatte … Blitzschnell wirbelte er herum, neigte sich zur Seite und führte mit seiner linken Faust einen rudernden, niedrigen Schlag aus.
    Ein Klatschen ertönte, als seine Faust von der linken Hand des anderen Mannes abgefangen wurde, und in dem Augenblick, als der Kontakt an Bonds Gehirn weitergeleitet wurde und sein Verstand den Schluss zog, dass keine Waffe im Spiel sein konnte, erklang ein wohlvertrautes Lachen, und eine träge Stimme sagte: »Keine Chance, James. Sie sind jetzt bei den Engeln.«
    Bond richtete sich langsam auf, und für einen Augenblick konnte er nur ungläubig in Felix Leiters grinsendes Gesicht starren, während seine angestaute Anspannung langsam nachließ.
    »Dann haben Sie mich also verfolgt, Sie verdammter Mistkerl«, brachte er schließlich hervor. Voller Freude schaute er seinen Freund an, den amerikanischen Geheimagenten, mit dem er schon so viele Abenteuer erlebt hatte und den er das letzte Mal in Form eines Bündels schmutziger Verbände auf einem blutbefleckten Bett in einem Hotel in Florida gesehen hatte. »Was zum Teufel machen Sie hier? Und warum treiben Sie in dieser verfluchten Hitze solche Spielchen mit mir?« Bond zog ein Taschentuch hervor und wischte sich das Gesicht ab. »Einen Augenblick lang haben Sie mich fast nervös gemacht.«
    »Nervös!« Felix Leiter lachte höhnisch. »Sie haben doch schon Ihr letztes Gebet gesprochen. Und Ihr Gewissen ist so schlecht, dass Sie nicht einmal wussten, ob die Cops oder die Gang Sie erledigen. Nicht wahr?«
    Bond lachte und wich der Frage aus. »Kommen Sie schon, Sie betrügerischer Spion«, sagte er. »Sie können mir einen Drink ausgeben und mir alles erzählen. Ich glaube einfach nicht an so große Zufälle. Eigentlich könnten Sie mir sogar das Mittagessen ausgeben. Ihr Texaner habt doch Geld im Überfluss.«
    »Klar«, erwiderte Leiter. Er steckte seinen Stahlhaken in die rechte Jacketttasche und ergriff Bonds Arm mit der linken Hand. Sie traten auf die Straße, und Bond bemerkte, dass Leiter stark humpelte. »In Texas sind sogar die Flöhe so reich, dass sie sich Hunde mieten können. Gehen wir. Das Sardi’s ist gleich dort drüben.«
    Leiter mied den eleganten Raum in dem Restaurant, das ein berühmter Treffpunkt für Schauspieler und Schriftsteller war, und führte Bond in die obere Etage. Auf der Treppe machte sich sein Humpeln noch stärker bemerkbar, und er hielt sich am Geländer fest. Bond sagte nichts dazu, doch als er seinen Freund an einem Ecktisch in dem angenehm klimatisierten Restaurant sitzen ließ und zur Toilette ging, um sich frischzumachen, sammelte er seine Eindrücke. Der rechte Arm und das linke Bein fehlten, und am Haaransatz über dem rechten Auge befanden sich kaum wahrnehmbare Narben, die auf

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