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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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verliert?«
    »Das wird es nicht.«
    Bond kommentierte das nicht. Er war also schon einen Schritt weiter – und mit einem Knall in der Welt der Gangster gelandet. Zumindest im Rennsportbereich dieser Welt. Er sah über den Schreibtisch in die blassen Porzellanaugen. Man konnte unmöglich sagen, ob sie etwas wahrnahmen. Sie starrten ihn einfach nur ausdruckslos an. Doch nun musste der große Schritt zum Durchbruch folgen.
    »Tja, das klingt gut«, sagte Bond und hoffte, dass Schmeichelei der richtige Weg war. »Sie scheinen wirklich alles bedacht zu haben. Ich arbeite gern für vorsichtige Leute.«
    In den Porzellanaugen lag keinerlei Ermutigung.
    »Ich würde mich gern für eine Weile von England fernhalten. Sie brauchen nicht zufällig gerade eine zusätzliche helfende Hand?«
    Die Porzellanaugen verließen seine und wanderten nachdenklich Zentimeter für Zentimeter über Bonds Gesicht und Schultern, als ob der Bucklige ein Pferd beurteilen würde. Dann senkte der Mann den Blick auf den Kreis aus Diamanten vor sich und schob ihn vorsichtig zu einem Quadrat zusammen.
    Im Raum herrschte absolute Stille. Bond schaute auf seine Fingernägel.
    Endlich sah der Bucklige wieder zu ihm auf. »Schon möglich«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht gäbe es da noch etwas anderes für Sie. Bisher haben Sie sich keine Fehler geleistet. Machen Sie so weiter und bleiben Sie sauber. Rufen Sie mich nach dem Rennen an, und ich teile Ihnen mit, wie es aussieht. Aber wie ich schon sagte, bleiben Sie locker und tun Sie, was von Ihnen verlangt wird. Okay?«
    Bonds Muskeln entspannten sich. Er zuckte mit den Schultern. »Warum sollte ich aus der Reihe tanzen? Ich suche nach einem Job. Und Sie können Ihren Leuten mitteilen, dass ich nicht wählerisch bin, solange die Bezahlung stimmt.«
    Zum ersten Mal blitzten in den Porzellanaugen Emotionen auf. Sie wirkten verletzt und wütend, und Bond fragte sich, ob er zu weit gegangen war.
    »Für wen halten Sie uns?« Die Stimme des Buckligen stieg zu einem empörten Quieken an. »Irgendeine billige Betrügerbande? Unfassbar!« Er zuckte resigniert mit den Schultern. »Man kann wohl nicht erwarten, dass ein Englänger versteht, wie die Dinge hier heutzutage laufen.« Seine Augen wurden wieder ausdruckslos. »Hören Sie gut zu, was ich Ihnen jetzt sage. Das hier ist meine Nummer. Schreiben Sie sie sich auf. Wisconsin 7-3697. Und das Folgende sollten Sie sich auch aufschreiben. Aber behalten Sie es für sich, sonst schneidet man Ihnen vielleicht die Zunge raus.« Shady Trees kurzes, schrilles Lachen klang nicht fröhlich. »Das vierte Rennen am Dienstag. Eineinviertel Meilen für die Dreijährigen. Und geben Sie Ihr Geld erst kurz vor der Schließung der Wettannahmestelle ab. Mit Ihren tausend Dollar werden Sie die Chancen verändern. Okay?«
    »Okay«, bestätigte Bond, dessen Bleistift gehorsam über seinem Notizbuch schwebte.
    »In Ordnung«, sagte der Bucklige. »Shy Smile. Ein großes Pferd mit einer Blesse im Gesicht und vier weißen Beinen. Und setzen Sie auf seinen Sieg.«

DAS AUGE, DAS NIEMALS SCHLÄFT
    Es war zwölf Uhr dreißig, als Bond mit dem Fahrstuhl nach unten fuhr und auf die brütend heiße Straße hinaustrat.
    Er wandte sich nach rechts und ging langsam in Richtung Times Square. Als er die schöne schwarze Marmorfassade des House of Diamonds passierte, blieb er stehen, um die beiden diskreten, mit dunkelblauem Samt ausgelegten Schaufenster zu betrachten. In der Mitte eines jeden befand sich lediglich ein einziges Schmuckstück, ein Ohrring, der aus einem birnenförmigen Diamanten bestand, der an einem weiteren runden Stein mit Brillantschliff hing. Unter jedem Ohrring stand eine dünne Plakette aus Gelbgold in Form einer Visitenkarte. Auf jeder Plakette waren die Worte
Diamanten sind für die Ewigkeit
eingraviert.
    Bond schmunzelte in sich hinein. Er fragte sich, welcher seiner Vorgänger diese vier Diamanten nach Amerika geschmuggelt hatte.
    Bond schlenderte weiter und machte sich auf die Suche nach einer klimatisierten Bar, in der er der Hitze entkommen und ein wenig nachdenken konnte. Er war mit seinem Gespräch zufrieden. Immerhin war er nicht sofort abgewiesen worden, wie er es befürchtet hatte. Der Bucklige amüsierte ihn. Er hatte etwas wundervoll Theatralisches an sich, und seine Eitelkeit bezüglich der Spangled-Bande war recht reizvoll. Aber er war kein bisschen lustig.
    Bond war erst ein paar Minuten lang unterwegs, als ihm plötzlich auffiel, dass er verfolgt wurde.

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