James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
echten Bourbon-Trinker darauf bestanden, ihren Whiskey auf traditionelle Weise zu genießen, mit Wasser aus einem hoch gelegenen Seitenarm des örtlichen Flusses, wo es am reinsten war. Der Barkeeper wirkte nicht überrascht, als er danach verlangte, und seine Arroganz amüsierte Bond. Dann aß er ein anständiges Steak und ging nach einem letzten Bourbon zum Auktionsring, den Leiter als Treffpunkt festgelegt hatte.
Es handelte sich um einen weiß gestrichenen Unterstand mit Dach, aber ohne Wände, in dem sich abgestufte Bänke um einen Kreis aus Kunstrasen ringten, der von silberfarbenen Seilen vor dem Auktionatorpodest umgeben war. Bei jedem Pferd, das unter dem grellen Neonlicht hereingeführt wurde, fasste der Auktionator, der gefürchtete Swinebroad aus Tennessee, die Geschichte des Tieres zusammen und nannte ein Startgebot, das er für angemessen hielt. Dann steigerte er es in einer Art rhythmischem Sprechgesang durch die Hunderterbeträge und dank der Hilfe zweier Männer in Smokings, die in den Gängen standen, entging ihm kein Nicken und kein erhobener Bleistift in den Reihen der elegant gekleideten Besitzer und Agenten.
Bond setzte sich hinter eine dürre Frau in Abendkleid und Nerz, an deren Handgelenken der schwere Schmuck glitzerte und klapperte, wann immer sie ein Gebot abgab. Neben ihr saß ein gelangweilter Mann in einem weißen Smoking und einer dunkelroten Abendkrawatte, der entweder ihr Mann oder ihr Trainer sein musste.
Ein nervöser Brauner kam in den Ring getänzelt. Auf seinem Hinterteil prangte die nachlässig aufgeklebte Nummer 201. Der barsche Singsang begann. »Sechstausend sind geboten, höre ich siebentausend? Siebentausend und drei, und vier, und fünf, nur siebeneinhalb für dieses wundervolle Hengstfohlen von Tehran, achttausend, danke, Sir, höre ich neun? Achttausendfünfhundert sind geboten, höre ich neun, acht fünf, höre ich neun, und sechs und sieben und wer wird die runde Summe bieten?«
Eine Pause, der Knall des Hammers, ein tadelnder Blick in Richtung der Plätze, auf denen die reichen Leute saßen. »Freunde, dieser Zweijährige ist zu billig. Also, achttausendsiebenhundert, wer gibt mir neun? Höre ich neun, neun, neun? (Die knochige Hand mit den Ringen und Armreifen nahm den vergoldeten Bambusstift aus der Tasche und kritzelte eine Berechnung auf das Programm, auf dem Bond lesen konnte: »34. Jährlicher Jährlingsverkauf in Saratoga. Nummer 201. Ein braunes Hengstfohlen.« Dann suchte der bleierne Blick der Frau den nervösen Blick des Pferdes hinter den silbernen Seilen, und sie hob ihren goldenen Stift.) »Und neuntausend sind geboten, höre ich zehn? Eine Gebot von neuntausend, höre ich neun eins, neun eins, neun eins?« (Eine Pause und ein letzter fragender Blick über die überfüllten weißen Sitze und dann ein Schlag des Hammers.) »Verkauft für neuntausend Dollar. Vielen Dank, Ma’am.«
Alle Köpfe drehten sich herum und reckten sich. Die Frau wirkte gelangweilt und sagte etwas zu dem Mann neben ihr, der mit den Schultern zuckte.
201, »Ein braunes Hengstfohlen«, wurde aus dem Ring geführt, und 202 kam zaghaft herein, um angesichts des hellen Lichts, der Wand aus unbekannten Gesichtern und dem Nebel aus fremden Gerüchen einen Moment lang zitternd dazustehen.
In der Sitzreihe hinter Bond entstand Bewegung, Leiters Gesicht erschien neben seinem, und Leiters Mund sagte: »Ist erledigt. Hat mich dreitausend Dollar gekostet, aber er wird das doppelte Spiel mitmachen. Ein Foul auf der letzten Achtelmeile, gerade wenn er zum Siegessprint ansetzen soll. Oh Mann! Wir sehen uns morgen früh.« Dann endete das Geflüster, und Bond sah sich nicht um, sondern beobachtete für eine Weile weiter die Auktionen. Dann ging er langsam unter den Ulmen entlang zum Motel zurück. Der Jockey namens Tingaling Bell, der solch ein verzweifeltes, gefährliches Spiel trieb, tat ihm leid, und auch der große Fuchs namens Shy Smile, der nicht nur ein Doppelgänger war, sondern außerdem bei einem Foul auf der Rennbahn zum Einsatz kommen würde.
DAS RENNEN
Bond saß hoch oben auf der Tribüne und beobachtete durch ein gemietetes Fernglas, wie Shy Smiles Besitzer Butterkrebse aß.
Der Gangster saß in dem kleinen Restaurant vier Sitzreihen unter Bond. Ihm gegenüber saß Rosy Budd, der Frankfurter mit Sauerkraut in sich hineinschaufelte und Bier aus einem Maßkrug trank. Obwohl die meisten anderen Tische besetzt waren, wuselten zwei Kellner um diesen herum, und der
maître
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