James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
mehr in Erfahrung bringen, denn dafür müsse er sich nur einen Abend in der Nähe der Stallungen und des Tether herumtreiben, der durchgängig geöffneten Bar mit Restaurant, die den Bewohnern der Unterwelt des Rennsports ein Zuhause bot, wenn sie im August herkamen.
Bond checkte im Hauptbüro des Sagamore ein und unterschrieb mit »James Bond, Hotel Astor, New York«. Dann zahlte er der Frau mit dem verhärmten Gesicht dreißig Dollar für drei Tage und erhielt einen Schlüssel für Zimmer 49. Ihre grau geränderten Augen sahen ihm mit einem Blick nach, der aussagte, dass Bond, wie die meisten ihrer Gäste, die auf der Suche nach »kultiviertem Luxus« waren, beabsichtigte, die Handtücher und möglicherweise auch noch die Bettwäsche zu stehlen. Er trug seinen Koffer über den ausgetrockneten Rasen zwischen den Beeten mit Perlmuttsträuchern und dicht an dicht gepflanzten Gladiolen und schloss die Tür zu dem ordentlichen, spärlich eingerichteten Doppelzimmer mit dem Lehnstuhl, dem Nachttisch, dem Currier-and-Ives-Druck, der Kommode und dem braunen Plastikaschenbecher auf, die überall in Amerika zur Standardausstattung von Motels gehörten. Die Toilette und die Dusche waren makellos sauber und sehr ansehnlich, und wie Leiter vorhergesagt hatte, befanden sich die Zahnputzbecher in Papiertüten »zu Ihrem Schutz«, und die Klobrille war von einem Papierstreifen umhüllt, auf dem »desinfiziert« stand.
Bond nahm eine Dusche, zog sich um, ging ein Stück die Straße entlang und genoss zwei Bourbon Old Fashioneds sowie das Hähnchenmenü für zwei Dollar achtzig in dem klimatisierten Restaurant an der Ecke, das für die »amerikanische Lebensweise« so typisch war wie das Motel. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück und legte sich mit der
Saratogian
aufs Bett, aus der er erfuhr, dass ein gewisser T. Bell Shy Smile beim Rennen reiten würde.
Um kurz nach zehn klopfte Felix Leiter leise an die Tür und humpelte ins Zimmer. Er roch nach Alkohol und billigem Zigarettenrauch und wirkte sehr zufrieden.
»Ich habe ein paar Fortschritte gemacht«, verkündete er. Er zog den Lehnstuhl ans Fußende des Bettes heran, auf dem Bond lag. Dann setzte er sich und zündete sich eine Zigarette an. »Das bedeutet, dass wir verdammt früh aufstehen müssen. Um fünf Uhr. Es heißt, um halb sechs werden sie Shy Smiles Zeit über vier Achtelmeilen stoppen. Ich würde gerne sehen, wer bei diesem Ereignis dabei sein wird. Als Besitzer wird ein gewisser Pissaro angegeben. Zufällig heißt auch einer der Geschäftsführer des Tiara so. Das ist noch so einer mit einem lustigen Namen. ‚Lame-Brain‘ Pissaro. Hat früher mal das Drogengeschäft für sie geleitet. Er schmuggelte das Zeug über die mexikanische Grenze, teilte es auf und verschickte es an Zwischenhändler an der Küste. Das FBI hat ihn erwischt, und er saß eine Zeit lang in San Quentin. Als er wieder draußen war, gab Spang ihm die Stelle im Tiara im Austausch für seinen Ruf. Und nun ist er ein Rennpferdbesitzer wie die Vanderbilts. Nette Karriere. Wird interessant sein, zu sehen, in was für einer Form er heutzutage ist. Als er damals mit Koks gehandelt hat, war er fast ein Fixer. In San Quentin kam er auf Entzug, aber seither ist er etwas langsam im Kopf. Daher auch der Name ‚Lame-Brain‘. Und dann ist da noch der Jockey, ‚Tingaling‘ Bell. Ein guter Reiter, aber durchaus bereit, bei so einem Betrug mitzumachen, wenn dabei etwas für ihn herausspringt und ihm danach keiner was anhaben kann. Ich will mich mal mit Tingaling unterhalten, wenn es mir gelingt, ihn allein zu erwischen. Ich habe ein kleines Angebot für ihn. Der Trainer ist ein weiterer Ganove – er heißt Budd, ‚Rosy‘ Budd. Diese Namen klingen wirklich alle sehr lustig. Aber Sie sollten sich davon nicht täuschen lassen. Er kommt aus Kentucky, kennt sich also bestens mit Pferden aus. Er war schon überall im Süden in Schwierigkeiten verwickelt, ein Gewohnheitsverbrecher, Diebstahl, Überfälle, Vergewaltigung – nichts Großes. Aber genug, um ihm eine ziemlich dicke Polizeiakte zu verschaffen. In den letzten paar Jahren ist er allerdings sauber geblieben, wenn man es denn so nennen will, und hat als Trainer für Spang gearbeitet.«
Leiter schnippte seine Zigarette zielgenau durch das offene Fenster in ein Gladiolenbeet. Er stand auf und streckte sich. »Das sind die Darsteller in der Reihenfolge ihres Auftretens«, sagte er. »Eine berühmte Truppe. Sie können sich schon darauf freuen, ihnen
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