James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
ertönte. Ein elektrischer Geruch lag in der Luft, und der Lärm der Menge verstummte. Dann donnerte die heranrasende Pferdegruppe auf die Tribüne zu und daran vorbei und verschwand mit eilenden Hufen in einem Durcheinander aus aufgewirbelter Erde und Gras. Bond erhaschte einen Blick auf angespannte, blasse Gesichter die halb hinter Schutzbrillen verborgen waren, einen Strom hämmernder Schultern und Flanken, einen Blitz wilder, weißer Augen und ein Durcheinander aus Zahlen, unter denen Bond nur die wichtige Nummer 10 weit vorne und nah am Geländer erkannte. Und dann legte sich der Staub, und die braunschwarze Masse erreichte die erste Kurve, die sie langsam umrundete, um auf den unteren geraden Streckenabschnitt zu gelangen. Bond spürte, wie das Fernglas am Schweiß abrutschte, der seine Augen umgab.
Die Nummer 5, ein schwarzer Außenseiter, führte das Feld mit einer Pferdelänge an. War das ein unbekanntes Pferd, das allen anderen die Schau stehlen würde? Doch dann zog die Nummer 1 mit ihm gleich, und die Nummer 3 folgte ebenfalls. Auch die Nummer 10 befand sich jetzt nur noch eine halbe Pferdelänge hinter ihnen. Diese vier lagen vorne, während sich der Rest drei Pferdelängen entfernt knubbelte. Es ging um die nächste Kurve herum, und nun lag die Nummer 1 vorne. Der schwarze Whitney. Und die Nummer 10 war vierter. Es ging wieder in die Gerade, und die Nummer 3 arbeitete sich vor – und Tingaling Bell war ihm auf seinem Fuchs dicht auf den Fersen. Beide zogen an der Nummer 5 vorbei und holten zur Nummer 1 auf, der immer noch mit einer halben Länge in Führung lag. Dann kamen die obere Kurve und der darauffolgende gerade Streckenabschnitt, und die Nummer 3 führte das Feld an. Shy Smile folgte an zweiter Stelle und die Nummer 1 nur eine Länge hinter ihm. Und Shy Smile näherte sich dem Pferd auf der ersten Position. Jetzt waren sie auf einer Höhe und hielten auf die Zielkurve zu. Bond hielt den Atem an. Jetzt! Jetzt! Er konnte das Surren der versteckten Kamera in dem großen weißen Pfosten fast hören. Die Nummer 10 war vorne, direkt an der Kurve, doch die Nummer 3 lief an der Innenseite am Geländer. Und die Menge johlte für ihren Favoriten. Nun arbeitete sich Bell Stück für Stück zu dem Grauen vor. Sein Kopf war nach vorn neben den Hals des Pferdes gebeugt, damit er so tun konnte, als könnte er das graue Pferd am Geländer nicht sehen. Zentimeter für Zentimeter verringerte sich der Abstand zwischen den Pferden, und plötzlich traf Shy Smiles Kopf den Kopf der Nummer 3, dann waren seine Beine im Weg und, ja, Pray Actions Jockey stand plötzlich aufrecht in den Steigbügeln, wurde durch das Foul zum Abbremsen gezwungen, und sofort lag Shy Smile eine Länge vor ihm.
Die Menge grölte wütend. Bond ließ sein Fernglas sinken, lehnte sich zurück und sah zu, wie der schäumende Fuchs an dem Pfosten unter ihm vorbeidonnerte, Pray Action fünf Längen dahinter kam, und Come Again den zweiten Platz knapp verfehlte.
Nicht schlecht, dachte Bond, während die Menge um ihn herum johlte. Wirklich nicht schlecht.
Und wie brillant der Jockey das Ganze eingefädelt hatte! Sein Kopf war so weit unten gewesen, dass sogar Pissaro zugeben müssen würde, dass Bell das andere Pferd nicht gesehen haben konnte. Die natürliche Haltung vor der Zielgeraden. Mit dem Kopf nach unten war er am Pfosten vorbeigerauscht und hatte die Peitsche für den Endspurt durch die Luft sausen lassen, als ob Tingaling selbst noch geglaubt hätte, nur eine halbe Länge vor der Nummer 3 zu liegen.
Bond wartete darauf, dass die Ergebnisse angezeigt wurden. Es folgte ein Chor aus Pfiffen und Buhrufen. »Nummer 10, Shy Smile, mit fünf Längen. Nummer 3, Pray Action, mit einer halben Länge. Nummer 1, Come Again, mit drei Längen. Nummer 7, Pirandello, mit drei Längen.«
Und die Pferde kamen zum Wiegen zurückgetrabt, und die Menge verlangte nach Blut, als Tingaling Bell, der übers ganze Gesicht grinste, dem Stallburschen seine Peitsche zuwarf, vom Rücken des schwitzenden Fuchses glitt und seinen Sattel zur Waage trug.
Und dann ertönte lauter Jubel. Neben dem Namen Shy Smile war weiß auf schwarz das Wort ANFECHTUNG eingefügt worden, und eine Stimme verkündete über Lautsprecher: »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Für dieses Rennen wurde von dem Jockey T. Lucky auf Nummer 3, Pray Action, eine Anfechtung gegen den Jockey T. Bell auf Nummer 10, Shy Smile, eingereicht. Bewahren Sie Ihre Wettbelege bitte auf. Ich wiederhole:
Weitere Kostenlose Bücher