James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Klumpen auf einem Rücksitz. Zwei prüde, konzentrierte, ältliche Gesichter, die die Leinwand anstarrten. Ein Lichtschimmer auf einer erhobenen Flasche.
Dann drang plötzlich ein Schwall Rasierwasser an seine Nase. Eine dunkle Gestalt erhob sich vom Boden und hielt ihm eine Waffe ins Gesicht. Auf der anderen Seite des Wagens flüsterte eine Stimme neben Ernie Cureo: »Okay, Jungs, schön locker bleiben.«
Bond blickte in das teigige Gesicht neben sich. Die Augen blitzten kalt und amüsiert auf, und die feuchten Lippen raunten: »Aussteigen, Inselaffe, oder dein Kumpel beißt ins Gras. Mein Freund hat einen Schalldämpfer. Du machst jetzt eine kleine Spritztour mit uns.«
Bond drehte sich um und sah das schwarze Metallrohr, das gegen Ernie Cureos Nacken gedrückt wurde. Er traf eine Entscheidung. »Okay, Ernie«, sagte er, »besser einer als beide. Ich gehe mit ihnen. Aber ich komme so schnell wie möglich wieder und bringe Sie zu einem Arzt. Halten Sie noch ein wenig länger durch.«
»Scherzkeks«, sagte der mit dem teigigen Gesicht. Er öffnete die Tür und hielt seine Waffe dabei auf Bonds Gesicht gerichtet.
»Tut mir leid, mein Freund«, entschuldigte sich Ernie Cureo mit erschöpfter Stimme. »Ich schätze …« Doch dann ertönte plötzlich ein dumpfer Schlag, als ihn die Waffe hinterm Ohr traf. Cureo sackte nach vorn und blieb stumm und reglos liegen.
Bond knirschte mit den Zähnen, und unter seinem Jackett spannten sich seine Muskeln an. Er fragte sich, ob er die Beretta erreichen konnte. Er sah von einer Waffe zur anderen, schätzte die Möglichkeiten ab und berechnete seine Chancen. Die vier Augen über den beiden Waffen waren gierig und sehnten sich nach einer Gelegenheit, ihn erledigen zu können. Die beiden Münder grinsten. Sie wollten, dass er etwas versuchte. Er spürte, wie sich sein Blut abkühlte. Er wartete eine weitere Minute und stieg dann mit erhobenen Händen und mühsam unterdrückten Mordgedanken aus dem Auto.
»Geh zum Tor«, sagte der Mann mit dem teigigen Gesicht leise. »Verhalte dich ganz natürlich. Ich hab dich im Blick.« Seine Waffe war verschwunden, doch seine Hand steckte in seiner Tasche. Der andere Mann schloss sich ihnen an, seine rechte Hand ruhte an seinem Hosenbund. Er positionierte sich auf Bonds anderer Seite.
Die drei Männer gingen schnell auf die Einfahrt zu, und der Mond, der über den Bergen aufstieg, warf ihre langen Schatten auf den weißen sandigen Boden vor ihnen.
SPECTREVILLE
Der rote Jaguar stand außerhalb der Einfahrt vor der Eingrenzungsmauer. Bond ließ sich die Waffe abnehmen und stieg neben dem Fahrer ein.
»Keine komischen Tricks, wenn du deinen Kopf auf den Schultern behalten willst«, sagte Teiggesicht und nahm auf dem Notsitz neben den Golfschlägern Platz. »Auf dich ist eine Waffe gerichtet.«
»Sie hatten einmal ein nettes kleines Auto«, bemerkte Bond. Die zertrümmerte Windschutzscheibe war herausgedrückt worden, und ein Stück Chrom vom Kühler ragte wie ein Wimpel zwischen den zwei kotflügellosen Vorderreifen auf. »Wohin fahren wir in diesem Wrack?«
»Du wirst schon sehen«, sagte der Fahrer, ein dürrer Kerl mit Koteletten und einem brutalen Zug um den Mund. Er lenkte den Wagen auf die Straße und raste in die Stadt zurück. Bald waren sie wieder mitten im Neondschungel, den sie jedoch schnell hinter sich ließen, und fuhren schnell einen zweispurigen Highway entlang, der sich durch die mondbeschienene Wüste zu den Bergen erstreckte.
Bond sah ein großes Schild, auf dem »95« stand, und erinnerte sich daran, was Ernie Cureo ihm erzählt hatte. Nun wusste er, dass sie auf dem Weg nach Spectreville waren. Er kauerte sich auf dem Sitz zusammen, um seine Augen vor Staub und Fliegen zu schützen, dachte über die nähere Zukunft nach und darüber, wie er seinen Freund rächen wollte.
Also waren diese Männer und die anderen beiden im Chevrolet losgeschickt worden, um ihn zu Mr Spang zu bringen. Weshalb waren dazu vier Männer nötig? Es war eine ziemlich übertriebene Antwort auf Bonds Ungehorsam im Casino.
Der Wagen raste über die schnurgerade Straße, während die Nadel des Tachometers an der Hundertdreißig-Stundenkilometer-Marke zitterte. Die Telegrafenmasten zogen mit der Regelmäßigkeit eines Metronoms vorbei.
Bond hatte plötzlich das Gefühl, nicht genug Antworten zu haben.
War er tatsächlich als Feind der Spangled-Bande aufgeflogen? Aus der Sache mit dem Roulettespiel konnte er sich herausreden und behaupten,
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