James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
beugte er sich vor und flüsterte ehrerbietig: »Die Nasenlöcher auch, Sir?«
Unter den heißen Handtüchern ertönte ein bestätigendes Schnauben, und der Friseur fuhr damit fort, ein Fenster in den Handtüchern zu öffnen, um zur Nase des Mannes zu gelangen. Dann machte er sich wieder vorsichtig mit seiner schmalen Schere ans Werk.
Nach dieser Zeremonie herrschte in dem kleinen weiß gekachelten Raum vollkommene Stille, abgesehen vom leisen Klappern der Schere an Bonds Kopf und dem gelegentlichen Klimpern, wenn die Nagelpflegerin eines ihrer Werkzeuge in die Emailleschale fallen ließ. Und dann erklang ein leises Knarren, als der Friseurmeister vorsichtig den Hebel am Friseurstuhl betätigte, damit sich die Lehne wieder aufrichtete.
»Wie gefällt es Ihnen, Sir?«, fragte er und hielt einen Handspiegel hinter Bonds Kopf.
Als Bond gerade seinen Hinterkopf begutachtete, passierte es.
Vielleicht war die Hand des Mädchens aufgrund der plötzlichen Bewegung des Stuhls abgerutscht, denn auf einmal ertönte ein gedämpftes Gebrüll, und der Mann im purpurfarbenen Bademantel sprang von seinem Stuhl auf, riss sich die Handtücher vom Gesicht und steckte sich einen seiner Finger in den Mund. Dann nahm er ihn wieder heraus, beugte sich blitzschnell vor und ohrfeigte das Mädchen so heftig, dass sie von ihrem Hocker geworfen wurde und die Emailleschale samt Inhalt quer durch den Raum flog. Der Mann richtete sich auf und wandte sein wutentbranntes Gesicht dem Friseurmeister zu.
»Feuern Sie dieses Weibsstück«, fauchte er. Er steckte sich den verletzten Finger wieder in den Mund, und seine Pantoffeln knirschten auf den überall verteilten Nagelpflegewerkzeugen, als er blindlings auf die Tür zumarschierte und verschwand.
»Ja, Sir, Mister Spang«, brachte der Friseurmeister mit betäubter Stimme hervor. Er fing an, das schluchzende Mädchen anzuschnauzen. Bond drehte seinen Kopf herum und sagte leise: »Hören Sie auf damit.« Er stand auf und wickelte das Handtuch von seinem Hals.
Der Friseur warf ihm einen überraschten Blick zu. Dann sagte er schnell: »Ja, Sir, Mister«, und beugte sich vor, um dem Mädchen dabei zu helfen, die auf dem Boden verteilten Werkzeuge aufzusammeln.
Während Bond für den Haarschnitt bezahlte, hörte er, wie das kniende Mädchen klagend erklärte: »Es war nicht meine Schuld, Mister Lucian. Er war heute nervös. Seine Hände haben gezittert. Ehrlich, so war es. So habe ich ihn noch nie zuvor erlebt. Er war irgendwie angespannt.«
Und Bond verspürte bei dem Gedanken an Mr Spangs Anspannung einen Augenblick der Zufriedenheit.
Ernie Cureos Stimme unterbrach seine Gedanken. »Wir werden verfolgt, Mister«, raunte er ihm aus dem Mundwinkel zu. »Es sind zwei. Einer vorne, einer hinten. Drehen Sie sich nicht um. Sehen Sie diesen schwarzen Chevy vor uns, mit den zwei Kerlen darin? Sie haben zwei Rückspiegel und sind uns schon seit einer Weile auf den Fersen. Hinter uns ist ein kleiner roter Flitzer. Ein altes Sportwagenmodel, ein Jaguar, mit einem Notsitz. Darin befinden sich zwei weitere Kerle. Sie haben Golfschläger hinten im Auto. Aber zufällig kenne ich diese Typen. Die sind von der Detroit-Purple-Bande. Ein paar warme Brüder. Sie wissen schon, Schwuchteln. Die spielen ganz bestimmt kein Golf. Die einzigen Eisen, mit denen die umgehen können, sind die Schießeisen in ihren Taschen. Lassen Sie einmal kurz den Blick schweifen, als würden Sie die Aussicht bewundern. Achten Sie auf deren Schusshände, während ich sie teste. Bereit?«
Bond tat, was Cureo verlangt hatte. Der Fahrer trat aufs Gas und schaltete gleichzeitig die Zündung aus. Der Auspuff knallte wie eine Pistole, und Bond sah, wie die rechten Hände der beiden Männer unter die grellbunten Jacketts griffen. Bond drehte seinen Kopf beiläufig wieder zurück. »Sie haben recht«, sagte er. Er hielt inne. »Sie lassen mich besser aussteigen, Ernie. Ich will Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
»Unsinn«, sagte der Fahrer angewidert. »Die können mir nichts anhaben. Sie bezahlen mir die potenziellen Schäden an meinem Taxi, und ich versuche, sie abzuschütteln. Okay?«
Bond zog einen Tausenddollarschein aus seiner Brieftasche, lehnte sich vor und stopfte ihn in die Hemdtasche des Fahrers. »Hier haben Sie für den Anfang schon mal einen Tausender«, sagte er. »Und danke, Ernie. Dann wollen wir mal sehen, was Sie draufhaben.«
Bond nahm seine Beretta aus dem Holster und hielt sie zärtlich in der Hand. Das, dachte
Weitere Kostenlose Bücher