James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
dass er die Befehle nicht verstanden hatte, und als die vier Männer zu ihm gekommen waren, hatte er sich nur deswegen gewehrt, weil er sie für Beschatter einer rivalisierenden Bande gehalten hatte. »Wenn Sie etwas von mir wollen, hätten Sie mich doch einfach in meinem Zimmer anrufen können!«, hörte Bond sich selbst in verletztem Tonfall erwidern.
Zumindest hatte er bewiesen, dass er zäh genug für jeden Job war, den Mr Spang ihm vielleicht anbieten würde. Auf jeden Fall, dachte Bond beruhigt, stand er kurz davor, sein Hauptziel zu erreichen, wenn er ans Ende der Pipeline gelangte und irgendeine Verbindung zwischen Seraffimo Spang und seinem Bruder in London nachweisen konnte.
Bond kauerte auf dem Sitz, hatte den Blick auf die leuchtenden Armaturen gerichtet, und konzentrierte sich auf das bevorstehende Verhör. Er fragte sich, welche nützlichen Informationen über die Pipeline er dabei gewinnen würde. Später dachte er über Ernie Cureo und die Rache nach, die er ihm schuldig war.
Es war nicht seine Art, sich darum zu sorgen, wie er sich selbst in Sicherheit bringen konnte, nachdem er seine beiden Ziele erreicht hatte. Er hatte weiterhin keinen Respekt für diese Leute übrig. Nur Verachtung und Abscheu.
Bond probte immer noch imaginäre Gespräche mit Mr Spang, als er nach zwei Stunden Fahrt merkte, dass sich die Geschwindigkeit des Wagens verringerte. Er hob den Kopf über das Armaturenbrett. Sie näherten sich einem hohen Drahtzaun mit einem Tor und einem großen Schild, das vom Suchscheinwerfer des Wagens erhellt wurde. Darauf stand: SPECTREVILLE. STADTGRENZE. ZUTRITT VERBOTEN. GEFÄHRLICHE HUNDE. Der Wagen hielt unter dem Schild neben einem in Beton gegossenen Eisenpfosten. Am Pfosten befanden sich ein Klingelknopf und ein Metallgitter mit der roten Aufschrift: KLINGELN SIE UND NENNEN SIE IHR ANLIEGEN.
Ohne das Lenkrad loszulassen, streckte der Kotelettenkerl den Arm aus und drückte auf den Knopf. Nach einer kurzen Pause meldete sich eine metallische Stimme: »Ja?«
»Frasso und McGonigle«, rief der Fahrer.
»Gut«, sagte die Stimme. Dann war ein Klicken zu hören. Langsam öffnete sich das Tor im Zaun. Sie fuhren hindurch und über einen Metallstreifen auf der schmalen Schotterstraße dahinter. Bond warf einen Blick über die Schulter und sah, wie sich das Tor wieder schloss. Außerdem bemerkte er mit einer gewissen Befriedigung den Staub und das Blut toter Fliegen auf dem Gesicht des Mannes, der vermutlich McGonigle war.
Die Schotterstraße führte etwa eine Meile durch die raue, steinige Wüste, in der gelegentliche die Arme in die Höhe streckende Kakteen die einzige Vegetation darstellten. Dann schimmerte es vor ihnen, bis sie um einen Felsvorsprung herumfuhren und sich dann hügelabwärts einer hell erleuchteten, zerstreuten Ansammlung von etwa zwanzig Gebäuden näherten. Dahinter ließ der Mond Eisenbahnschienen glänzen, die wie mit dem Lineal gezogen auf den fernen Horizont zuliefen.
Sie fuhren zwischen den grauen Holzhäusern und Geschäften hindurch, die mit APOTHEKE, FRISEUR, FARMERBANK und WELLS FARGO beschriftet waren, und hielten unter einer zischenden Gaslaterne vor einem zweistöckigen Gebäude, auf dem in verblassten Goldbuchstaben PINK GARTER SALOON und darunter BIER UND WEIN stand.
Hinter den traditionellen abgesägten Schwingtüren schimmerte gelbes Licht und fiel auf die schnittige schwarze und silberne Karosserie eines Sportwagens vom Typ Stutz Bearcat, Baujahr 1920, der am Straßenrand stand. Zu hören waren die leicht näselnden Töne eines Honky-Tonk-Pianos, das ein wenig verstimmt »I Wonder Who’s Kissing Her Now« spielte. Die Musik erinnerte Bond an Sägespäne auf dem Boden, einen Drink in der Hand und an Mädchenbeine in großmaschigen Netzstrümpfen. Die ganze Szene schien aus einem außergewöhnlich gut ausgestatteten Western zu stammen.
»Raus, Inselaffe«, blaffte der Fahrer. Die drei Männer stiegen steif aus dem Wagen und betraten den erhöhten Gehweg aus Holzplanken. Bond bückte sich, um sein Bein zu massieren, das ihm eingeschlafen war, während er die Füße der beiden Männer im Blick behielt.
»Komm schon, Weichei«, sagte McGonigle und stieß ihn mit der Waffe an, die er locker in der Hand hielt. Bond richtete sich langsam auf und schätzte die Entfernung ab. Er humpelte stark, während er dem Mann durch die Tür in den Saloon folgte. Als ihm die Schwingtüren entgegenschlugen, blieb er stehen. Er spürte, wie Frasso ihn von hinten mit der
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