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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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schien. Er nahm eine Visitenkarte heraus und reichte sie Bond. Darauf stand: »Captain Norman Nash« und in der unteren linken Ecke: »Royal Automobile Club«.
    Als Bond die Karte in seine Tasche steckte, ließ er seinen Finger darüber gleiten. Sie war graviert. »Danke«, sagte er. »Also, Nash, dann kommen Sie mal mit und lernen Sie Mrs Somerset kennen. Es besteht kein Grund, warum wir nicht mehr oder weniger zusammen reisen sollten.« Er lächelte ermutigend.
    Erneut blitzte das rote Funkeln in den Augen auf und verschwand ebenso schnell wieder. Die Lippen verzogen sich unter dem dünnen goldenen Schnurrbart. »Es wäre mir eine Freude, alter Knabe.«
    Bond wandte sich der Tür zu, klopfte leise an und nannte seinen Namen.
    Die Tür öffnete sich. Bond bat Nash herein und schloss die Tür hinter ihnen.
    Das Mädchen wirkte überrascht.
    »Das ist Captain Nash, Norman Nash. Er soll ein Auge auf uns haben.«
    »Hallo.« Sie streckte zögernd ihre Hand aus. Der Mann berührte sie kurz. Sein Blick war unverwandt auf sie gerichtet. Er sagte nichts. Das Mädchen stieß ein beschämtes leises Lachen aus. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Äh, danke.« Nash setzte sich steif auf die Kante der Sitzbank. Er schien sich an etwas zu erinnern, etwas, das man tat, wenn man nichts zu sagen hatte. Er wühlte in seiner Jacketttasche herum und zog eine Packung Players heraus. »Möchten Sie eine, äh, Zigarette?« Er schlitzte die Packung mit einem recht sauberen Daumennagel auf, zog das Silberpapier ab und schüttelte die Zigaretten heraus. Das Mädchen nahm eine. Nashs andere Hand bot ihr mit der unterwürfigen Geschwindigkeit eines Gebrauchtwagenhändlers Feuer an.
    Nash sah auf. Bond lehnte an der Tür und fragte sich, wie er diesem ungeschickten, befangenen Mann helfen konnte. Nash hielt ihm seine Zigaretten und das Feuerzeug hin, als ob er einem Eingeborenenhäuptling Glasperlen anbieten würde. »Was ist mit Ihnen, alter Knabe?«
    »Danke«, sagte Bond. Er hasste Virginiatabak, aber er war bereit, alles zu tun, um diesem Mann dabei zu helfen, ein wenig lockerer zu werden. Er nahm eine Zigarette und zündete sie an. Heutzutage musste sich der Secret Service zweifellos mit ein paar seltsamen Vögeln begnügen. Wie zum Teufel gelang es diesem Mann, in der halb diplomatischen Gesellschaft zurechtzukommen, mit der er in Triest zu tun haben musste?
    »Sie wirken sehr durchtrainiert, Nash«, bemerkte Bond lahm. »Tennis?«
    »Schwimmen.«
    »Sind Sie schon lange in Triest?«
    Wieder flackerte das rote Glühen in seinem Blick auf. »Ungefähr drei Jahre.«
    »Ist die Arbeit interessant?«
    »Manchmal. Sie wissen ja, wie das ist, alter Knabe.«
    Bond fragte sich, wie er Nash davon abbringen konnte, ihn »alter Knabe« zu nennen. Ihm fiel nichts ein. Schweigen machte sich im Abteil breit.
    Nash hatte offenbar das Gefühl, dass er nun wieder an der Reihe war. Er kramte in seiner Tasche herum und zog einen Zeitungsausschnitt heraus. Er stammte von der Titelseite des
Corriere della Sera
. Er reichte ihn Bond. »Haben Sie das hier gesehen, alter Knabe?« Seine Augen leuchteten auf und erloschen wieder.
    Es war die Titelschlagzeile. Die dicken schwarzen Buchstaben auf dem billigen Zeitungspapier waren noch feucht. Die Überschrift lautete:
    TERRIBLE ESPLOSIONE IN ISTANBUL
UFFICIO SOVIETICO DISTRUTTO
TUTTI I PRESENTI UCCISI
    Den Rest verstand Bond nicht. Er faltete den Ausschnitt zusammen und gab ihn Nash zurück. Wie viel wusste dieser Mann? Er sollte ihn besser nur als Verstärkung betrachten. »Schlimme Sache«, sagte er. »War wohl eine Gasleitung.« Bond sah wieder den gewaltigen Bauch der Bombe vor sich, der von der Decke der Nische in dem Tunnel herunterhing, die Drähte, die an der feuchten Wand entlangliefen und in dem Zünder in Kerims Schreibtischschublade endeten. Wer hatte gestern Nachmittag auf den Auslöser gedrückt, nachdem Tempo seinen Anruf getätigt hatte? Der Bürovorsteher? Oder hatten sie Lose gezogen und dann um den Schreibtisch herumgestanden und zugesehen, wie sich die Hand nach unten senkte, woraufhin das gewaltige Getöse in der Straße der Bücher auf dem Hügel über ihnen ertönt war? Sicher hatten sie alle in dem kalten Zimmer gestanden. Mit Augen, in denen der Hass funkelte. Die Tränen waren für die Nacht reserviert. Zuerst kam die Rache. Und die Ratten? Wie viele Tausende von ihnen waren dort unten im Tunnel in die Luft gesprengt worden? Wie viel Uhr war es gewesen? Etwa vier Uhr. Hatte gerade die

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