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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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seinen Beinen. Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und senkte dann verschämt die Lider. »Bezahl bitte«, sagte sie. »Ich bin müde.«
    Der Zug fuhr nach Mestre ein. Dort begannen die Kanäle. Eine Lastengondel voller Gemüse bewegte sich langsam über eine glatte Wasseroberfläche in Richtung Stadt.
    »Aber wir erreichen in einer Minute Venedig«, protestierte Bond. »Willst du das denn gar nicht sehen?«
    »Das ist doch nur ein weiterer Bahnhof. Venedig kann ich mir immer noch ein anderes Mal ansehen. Jetzt will ich, dass du mich liebst. Bitte, James.« Tatjana lehnte sich vor. Sie legte eine Hand auf seine. »Gib mir, was ich will. Uns bleibt so wenig Zeit.«
    Dann waren sie wieder in ihrem kleinen Abteil, und der Geruch des Meeres wehte durch das halb offene Fenster herein, und die zugezogene Jalousie flatterte im Fahrtwind des Zuges. Wieder lagen zwei Haufen Kleidung auf dem Fußboden, und die beiden wispernden Körper, deren Hände langsam und suchend umherwanderten, lagen auf der Sitzbank. Der Liebesknoten nahm Gestalt an, und als der Zug polternd über die Weichen in den Bahnhof von Venedig einfuhr, erklang der letzte verlorene, verzweifelte Schrei.
    Draußen vor dem Vakuum des winzigen Zimmers, ertönte ein Gewirr aus hallenden Rufen, metallischem Klappern und schlurfenden Schritten, das nach und nach langsam wieder verstummte.
    Padua kam, dann Vicenza, und ein fabelhafter Sonnenuntergang über Verona warf goldenes und rotes Licht durch die Schlitze der Jalousie. Wieder erklang die Glocke im Gang. Sie erwachten. Bond zog sich an, verließ das Abteil und lehnte sich im Gang gegen das Geländer. Er schaute auf das verblassende rosafarbene Licht über der Ebene der Lombardei hinaus und dachte an Tatjana und die Zukunft.
    Nashs Gesicht erschien im Fenster neben seinem. Nash schob sich sehr nah an ihn heran, sodass sein Ellbogen Bonds Arm berührte.
    »Ich glaube, ich habe einen von der anderen Seite entdeckt, alter Knabe«, sagte er leise.
    Bond war nicht überrascht. Er war davon ausgegangen, dass heute Nacht noch etwas passieren würde. Fast schon gleichgültig fragte er: »Wer ist er?«
    »Seinen richtigen Namen kenne ich nicht, aber er war schon ein oder zwei Mal in Triest. Hat irgendwas mit Albanien zu tun. Könnte der Leiter der dortigen Zentrale sein. Jetzt reist er mit einem amerikanischen Pass unter dem Namen ‚Wilbur Frank‘. Bezeichnet sich als Banker. Er befindet sich in Abteil Nummer neun, gleich neben Ihrem. Ich bin mir in seinem Fall sehr sicher, alter Knabe.«
    Bond sah kurz in die Augen in dem großen Gesicht. Die Tür zum Brennofen stand wieder einen Spalt breit offen. Das rote Glühen schimmerte hindurch und wurde dann gelöscht.
    »Gut, dass Sie ihn entdeckt haben. Diese Nacht könnte heftig werden. Sie bleiben von nun an besser in unserer Nähe. Wir dürfen das Mädchen nicht alleine lassen.«
    »Genau das habe ich auch gedacht, alter Knabe.«
    Sie aßen zu Abend. Es war ein stilles Mahl. Nash saß neben dem Mädchen und hielt seinen Blick auf seinen Teller gerichtet. Er hielt sein Messer wie einen Füllfederhalter und strich es immer wieder an seiner Gabel ab. Seine Bewegungen wirkten unbeholfen. Mitten während des Essens griff er nach dem Salz und stieß dabei Tatjanas Glas mit Chianti um. Er entschuldigte sich vielmals und machte ein großes Theater daraus, ein neues Glas zu bestellen und es für sie einzuschenken.
    Der Kaffee wurde serviert. Nun passierte Tatjana ein Missgeschick. Sie stieß ihre Tasse um. Sie war sehr blass geworden und atmete hektisch.
    »Tatjana!« Bond erhob sich halb. Doch Captain Nash war derjenige, der aufsprang und sich der Sache annahm.
    »Der Dame ist nicht gut«, stellte er knapp fest. »Wenn Sie erlauben.« Er griff nach unten, legte einen Arm um das Mädchen und hob sie hoch. »Ich bringe sie zurück in Ihr Abteil. Sie sollten währenddessen die Tasche im Auge behalten. Lassen Sie sich die Rechnung bringen. Ich werde mich um sie kümmern, bis Sie kommen.«
    »Ist schon gut«, protestierte Tatjana träge, wie jemand, der kurz davorstand, das Bewusstsein zu verlieren. »Keine Sorge, James, ich lege mich ein wenig hin.« Ihr Kopf sackte gegen Nashs Schulter. Nash legte einen breiten Arm um ihre Taille und trug sie schnell und geschickt durch den vollen Gang und aus dem Speisewagen hinaus.
    Bond schnippte ungeduldig mit den Fingern, um den Kellner auf sich aufmerksam zu machen. Das arme Ding. Sie musste vollkommen erschöpft sein. Warum hatte er

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